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Der normale Wahnsinn - Roman

Titel: Der normale Wahnsinn - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Beaumont
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Hause zu bringen? Nein, dafür muss er sich verantworten wie ein Mann, keine Frage. Aber ein paar Tütchen Pot machen ihn noch lange nicht zu einem Mörder.
    Der ermittelnde Beamte – er stellte sich mir als Newman vor, und ich kann ihn nicht ausstehen – präsentierte mir auch eine Wäscheleine, die man in Carltons Zimmer gefunden hatte. »Sie haben keinen Balkon, Mrs Priestley«, sagte er. »Wofür also braucht Ihr Sohn eine Wäscheleine?«
    »Ich hab keine Ahnung«, hab ich ihm geantwortet. »So was kann man schließlich für alles Mögliche gebrauchen.«
    »Kerry Magilton wurde mit einer Wäscheleine erwürgt«, sagte er.
    »Wollen Sie jetzt jeden festnehmen, der ’ne Wäscheleine besitzt?«, hab ich ihn gefragt. »Dann haben Sie in nächster Zeit ja ’ne Menge zu tun. Sehen Sie mal, diese Leine hier ist ja nicht mal benutzt worden. Die ist ja immer noch eingepackt.«
    Darauf hat er nur mit den Schultern gezuckt. Der Typ ist zwar ein arroganter Arsch, aber er ist kein Idiot. Der wusste genauso gut wie ich, dass ’ne nagelneue, noch originalverpackte Wäscheleine nicht als Beweis für irgendwas herhalten kann. Aber solch einen Beweis brauchte Newman auch gar nicht. Carlton lieferte ihm alles, was er brauchte, indem er floh. Dieser Idiot. In dem Moment, wo er bei mir aufkreuzt, das verspreche ich Ihnen, werde ich ihn von hier bis Brighton prügeln.
    An der Tür klopft es, und ich fahre vor Schreck zusammen. Das Klopfen ist zu sanft und zögerlich, als dass es die Polizei sein könnte. Carlton! Ich erhebe mich vom Sofa und gehe zur Tür – keine Ahnung, warum ich auf Zehenspitzen durch den Flur schleiche. »Wer ist da?«, rufe ich. »Bist du das, Carlton?«
    »Ich bin’s, Mrs Priestley …«
    »Wer ist ›ich‹?«
    »… Michele, Carltons Freundin … Wir haben uns letzte Woche hier getroffen.«
    Vielleicht hat er sie ja angerufen. Vielleicht hat sie ihn ja zwischenzeitlich getroffen? In Windeseile löse ich die Kette vor der Haustür.
    Michele : Das Erste, was sie zu mir sagt, ist: »Hast du ihn gesehen? Weißt du, wo er ist?« Sie ist zwar ein ziemlich kleines und zierliches Persönchen, aber sie macht mir auch irgendwie Angst. Zudem ist sie heute auch ziemlich chic gekleidet, als wäre sie auf ’ne Hochzeit eingeladen oder so.
    Ich schüttele den Kopf. »Nein, hab ihn nicht gesehen«, sage ich ihr. »Er hat mich auch nicht angerufen oder so. Ehrlich, ich hab keine Ahnung, wo er ist.«
    Sie sieht mich an, als ob sie sich nicht sicher ist, ob sie mir glauben kann oder nicht. Ich kenne diesen Blick noch aus meiner Schulzeit. Meine Lehrer haben mich immer so angesehen und meine Bewährungshelferin auch. Aber meine Mutter nie. Die hat mir noch nie irgendwas geglaubt.
    »Ich schwöre es, Mrs Priestley«, sage ich. »Ich weiß nichts. Darum bin ich ja hier. Hab mich gefragt, ob Sie was von ihm gehört haben. Hab mir einfach Sorgen gemacht.«
    Sie macht einen Schritt zurück. » Du hast dir Sorgen gemacht?«, sagt sie. »Hast du überhaupt ’ne Ahnung, was Sorgen sind? Versuch dich mal, an meine Stelle zu versetzen, Mädchen. Ich bin schließlich seine Mutter.«
    Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Denke, sie will, dass ich wieder verschwinde, doch plötzlich sagt sie: »Komm doch rein. Es ist kalt, und ich hole mir noch den Tod hier an der Tür.«
    Ich folge ihr in die Wohnung.
    »Willst du einen Tee?«, fragt sie. »Hast du schon gegessen? Möchtest du ein Sandwich?«
    »Nein, danke, nur eine Tasse Tee … wenn’s Ihnen nicht zu viele Umstände macht.«
    Sie verschwindet in der Küche, und ich bleibe im Wohnzimmer zurück. Hätte ich doch bloß ja zum Sandwich gesagt. Ich bin kurz vorm Verhungern. Weiß nicht, ob ich mich hinsetzen soll oder nicht. Klar, sie hat mich reingebeten und so, und doch finde ich sie irgendwie furchteinflößend. Nach ein paar Minuten kommt sie wieder mit zwei Tassen in den Raum zurück.
    »Setz dich, Mädchen«, sagt sie. »Und mach’s dir bequem.«
    Ich nehme auf dem Sofa Platz und sie in dem kleinen Sessel.
    »Hast du den Polizeiwagen unten auf der Straße stehen sehen?«, fragt sie.
    Ich nicke.
    »Die observieren das Haus jetzt schon seit Donnerstag. Falls Carlton heimkommen sollte und die Bullen hier rumlungern sieht, macht er doch gleich wieder auf dem Absatz kehrt und sucht das Weite.«
    »Vor unserem Haus stehen sie auch«, teile ich ihr mit.
    »Bist du Carltons Freundin?«, fragt sie. Die Cops haben mir die gleiche Frage gestellt.
    »Nein, wir sind nur

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