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Der normale Wahnsinn - Roman

Titel: Der normale Wahnsinn - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Beaumont
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Kumpel.«
    »Und dieses arme Mädchen, diese Kerry, war eine Freundin von dir?«
    »Ja, meine beste Freundin, wenn man so will.«
    »Dein Verlust tut mir sehr leid.«
    Ich merke, dass ich jeden Moment wieder anfange zu heulen. Ich kann nichts dagegen machen. So ist das jedes Mal, wenn ich an die arme Kerry denke, wie sie da im Wald lag … Was mag ihr wohl durch den Kopf gegangen sein, als es passierte? Starb sie schreiend vor Schmerz und Entsetzen … Nein, ich werde nie darüber hinwegkommen, niemals .
    »Was mit ihr passiert ist …«, beginnt Carltons Mutter, als ob sie meine Gedanken gelesen hätte, »… ist für die Hinterbliebenen nie einfach. Carlton kannte sie auch, oder?«
    Ich nicke. »Wir waren alle in derselben Clique. Und trotzdem hat er’s nicht getan. Er hat sie nicht getötet.«
    »Glaubst du, das weiß ich nicht? Glaubst du, ich kenne meinen eigenen Sohn nicht?«, blafft sie mich an. »Natürlich hat er’s nicht getan! Er könnte keiner Fliege was zuleide tun.«
    »Nein, das könnte er nicht.«
    »Was weißt du über diese Drogen?«, fragt sie. »Hast du das Zeug mit ihm geraucht?«
    »Nein, hab ich nicht«, sage ich. Wieder sieht sie mich zweifelnd an. »Na ja, den einen oder anderen Spliff haben wir uns schon mal geteilt … Aber nicht oft. So gut wie nie eigentlich …«
    »Dealt er mit dem Zeug?«
    Ich schüttele den Kopf. »Nein, auf keinen Fall«, sage ich. »Das wüsste ich.«
    Ich sehe, dass sie mir nicht glaubt. Andererseits kann ich ihr aber auch nicht die Wahrheit sagen. Carlton ist kein Dealer im großen Stil, kein Mr Big oder so. Aber wenn man ein bisschen Gras haben will, dann kann er’s einem besorgen. E und Speed auch. Aber ich hab bei ihm noch nie Heroin, Crack oder andere harte Sachen gesehen.
    »Ehrlich, Mrs Priestley, er ist kein Dealer«, sage ich.
    »Na ja, das ist jetzt auch das Geringste meiner Probleme«, sagt sie.
    »Ich weiß«, sage ich.
    »Je länger er auf Tauchstation geht, umso mehr wird die Polizei ihn für das verdächtigen, was mit deiner Freundin passiert ist.«
    »Ich weiß.«
    »Wenn du ihn also siehst … Wenn er dich anruft oder sonst wie Kontakt zu dir aufnimmt, sag ihm, dass es das Beste für ihn ist, wenn er wieder aus der Versenkung auftaucht. Sag ihm, er muss unbedingt zur Polizei gehen, um seinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen.«
    »Das werde ich.«
    »Und wenn du mit ihm gesprochen hast, dann wirst du doch sofort herkommen und es mir erzählen, oder?«
    »Das werde ich, versprochen.«
    Wieder wirft sie mir diesen zweifelnden Blick zu.
    »Ich schwöre, ich werde es Ihnen erzählen.«
    Ich trinke meinen Tee aus. Ist kein Zucker drin. Ich trinke meinen Tee immer gern mit zwei Löffeln Zucker, aber ich hab nichts gesagt. Ich stehe auf und sie auch. Dann begleitet sie mich zur Wohnungstür.
    »Danke für den Tee, Mrs Priestley«, sage ich.
    »Du hast eine Schwäche für ihn, stimmt’s?«, fragt sie plötzlich.
    Die Frage hebelt mich ein bisschen aus, aber schließlich sage ich: »Ich mag ihn … Er ist ein wirklich guter Kumpel. Ja, ich mag ihn sehr.«
    Wie sehr, darüber mag ich nicht nachdenken, als ich die Stufen hinabsteige. Ich weine. Ich verlasse das Haus und gehe am Polizeiwagen vorbei. Die Typen darin beobachten mich, aber ich sehe nicht hin. Das Haus, in dem Carlton wohnt, liegt nicht weit von den Green Lanes entfernt. Ich überquere die Straße, um dorthin zu gelangen, doch schon im gleichen Moment wünsche ich mir, ich hätte es nicht getan. Es ist ziemlich dunkel hier. Hab nie Angst gehabt, im Dunkeln allein durch die Straßen zu gehen, aber nach dem, was Kerry zugestoßen ist, und nachdem die Cops diesen Bastard wieder haben laufen lassen … Ich gehe ein bisschen schneller. Noch laufe ich nicht, aber fast.
    Als ich an der High Road ankomme, verschnaufe ich ein wenig. Es ist so gegen sieben Uhr, aber die ganzen Imbissläden haben noch geöffnet und sind gut besucht. Als ich an Dixie Chicken vorbeikomme, steigt mir der Essensgeruch in die Nase. Hätte ich doch bloß das Sandwich angenommen. Zu Hause ist nichts im Kühlschrank, und für den Imbiss hab ich kein Geld. Hab gerade mal siebzig Pence in der Tasche. Kein Wunder, hab diese Woche ja auch nichts verdient. Und von Ali hab ich auch noch nicht wieder gehört. Hab gestern noch mal versucht, sie anzurufen, und bin sogar mit dem Bus bis zum Broadway gefahren, um zu sehen, ob der Laden wieder auf ist. Keine Ahnung, was da los ist. Vielleicht ging irgendwas im Krankenhaus schief. Bin

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