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Der normale Wahnsinn - Roman

Titel: Der normale Wahnsinn - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Beaumont
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auf uns zukommt. Wenigstens ist sie ohne Marco hier erschienen. Das wäre auch zu peinlich gewesen. Dom hatte Recht. Heiß ist gar kein Ausdruck für ihr Outfit. Obwohl sie ein wenig wie eine Domina auf mich wirkt. Wahrscheinlich, weil sie ihr Haar so streng aus dem Gesicht gekämmt hat. Die Frisur sieht fast schmerzhaft aus.
    »Es wird Ali sehr berühren, dass du auch gekommen bist«, sage ich, während wir uns mit Wangenküssen begrüßen. »Auch wenn sie es vielleicht nicht sagt. Ist Marco zu Hause bei Cameron?«
    »Nein, der sitzt noch im Auto«, erwidert Kate, »und telefoniert. Irgendwas Geschäftliches  …«
    Ach du Scheiße.
    »Wie geht es Ali?«, fragt sie. »Ich musste die ganze Zeit an sie denken. Ich hatte das Gefühl, die beiden nach dem Besuch bei euch zu kennen, und dann das … Paul war so ein liebenswerter Mensch. Das ist alles so schrecklich grausam, nicht wahr? Haben sie schon herausgefunden, wer das getan hat?«
    Ich schüttele den Kopf. »Unglaublich, oder? Es geschah am helllichten Tage, mitten in London, und nicht ein Zeuge ist aufzutreiben.«
    »Das muss der armen Ali noch zusätzlich zu schaffen machen«, sagt sie.
    Über Kates Schulter hinweg entdecke ich Michele. Dann ist sie also auch gekommen. Und Marco, ihr persönlicher Stalker, nicht zu vergessen. Ein großer Spaß, nicht wahr? Michele wirkt irgendwie verloren, wie sie sich im Schatten einer Gruppe düster wirkender Trauergäste fast versteckt. Kaum zu glauben, dass mir das vorher nie aufgefallen ist, aber sie ist ein wirklich hübsches Ding – ein wahrlich erfreulicher Anblick an einem so schauderhaften Tag wie diesem. Auch sie trägt Schwarz – eine kurze Lederjacke, einen Minirock und hochhackige Riemchensandalen –, und doch wirkt sie nicht so, als ob sie vorhat, auf eine Beerdigung zu gehen. Ihre Beine sind nackt, und bestimmt wird sie frieren. Ich entschuldige mich bei Kate und gehe zu ihr rüber.
    Michele : Alis Freundin kommt auf mich zu, und mein Herz sinkt. Ich stehe jetzt schon ein paar Minuten hier. Hab mich gerade gefragt, ob das hier wohl die richtige Veranstaltung ist, und mir gleichzeitig gewünscht, dass ich falsch bin. Ich war noch nie auf ’ner Beisetzung. Natürlich wäre ich zu Kerrys Beerdigung gegangen, wenn die Cops ihre Leiche schon freigegeben hätten. Nicht, dass ich mich darauf freue. Genauso wenig wie ich mich auf das hier freue. Die ganze Sache macht mir ein bisschen Angst, wenn ich ehrlich bin. Vielleicht kann mir der heutige Tag als ’ne Art Probelauf für die Beerdigung von Kerry dienen. Ich hab ja keine Ahnung, wie so was normalerweise abläuft. Ich kannte Alis Mann ja kaum – hab ihm nur mal ab und zu »Hallo« gesagt und so. Aber ich kenne Ali, und ich weiß, dass sie wegen dem, was geschehen ist, am Boden zerstört sein muss.
    »Hi, Michele«, sagt Alis Freundin zu mir. »Ich bin Siobhan.«
    »Hi«, sage ich. Bin froh, dass sie mir noch mal ihren Namen genannt hat, weil ich den nämlich schon wieder vergessen hatte.
    »Dann haben Sie also gut hergefunden?«
    »Ja, ich bin mit dem Bus gekommen. Wusste gar nicht, was ich anziehen sollte. Hier ist jeder so elegant gekleidet. Ich komme mir ein bisschen underdressed vor.«
    »Sie sehen toll aus, meine Liebe. Und außerdem ist es völlig egal, was Sie tragen. Das Wichtigste ist doch, dass Sie hier sind. Das wird Ali viel bedeuten.«
    »Wie geht es ihr?«, frage ich.
    »Na ja, sie hält sich standhaft, aber …« Sie verstummt und sieht mir direkt in die Augen. »Wissen Sie was? Ich bin’s leid, den Leuten so einen Mist zu erzählen. Ali hält sich alles andere als standhaft, und ich hab keine Ahnung, wie sie das alles durchstehen soll. Nicht nur den heutigen Tag, ich meine diese ganze verdammte Sache. Bald ist Weihnachten. Sie wird noch eine Menge Hilfe und Zuwendung brauchen …« Wieder hält sie inne und schaut mich an. »Tut mir leid, ich hätte Sie nicht damit belasten sollen. Immerhin haben Sie gerade Ihre beste Freundin verloren.«
    Ich merke, wie mir die Tränen in die Augen steigen. Sie legt den Arm um mich. Ich lasse es zu, dass sie mich an sich drückt, und es tut gut. Zwar kenne ich diese Frau kaum, aber ich mag sie sehr. Die vergangenen beiden Wochen waren einfach schrecklich. Das Schrecklichste, was mir je im Leben passiert ist. Ja, eine Umarmung brauche ich derzeit dringend, und ich wünschte, sie würde niemals enden. Doch das tut sie. Na ja, immerhin müssen wir ja noch auf eine Beerdigung und so.
    »Glauben Sie mir, wir

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