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Der normale Wahnsinn - Roman

Titel: Der normale Wahnsinn - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Beaumont
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vielleicht endlich wieder ruhiger schlafen können.
    Jetzt ist nur noch der Uhu übrig – mein Richter und ein sperriger, großer Bursche. Keine Ahnung, wo ich ihn aussetzen soll. Also spaziere ich ein bisschen im Wald umher, den steifen Uhu unterm Arm. Bald habe ich Bäume und Unterholz hinter mir gelassen und erreiche eine Lichtung, die eher eine offene Grasfläche ist. Im Sommer ist hier immer viel los; das Gelände ist so groß und eben, dass man es ohne Weiteres zu einem Cricket-Feld umfunktionieren könnte. Doch jetzt, im Winter, ist hier niemand zu sehen. Zwar scheint die Sonne, doch die Temperaturen liegen gerade mal bei knapp über null. Ich könnte den Uhu auf einer der Bänke abstellen. In einiger Entfernung sehe ich eine und gehe darauf zu.
    Da entdecke ich die Frau und halte inne. Sie läuft geradewegs am Café vorbei, das um diese Jahreszeit geschlossen ist, und scheint zielstrebig auf die gleiche Bank zuzuhalten wie ich. Sie ist jung, groß, schlank und vermutlich hirntot, denn was zum Teufel hat sie mutterseelenallein in den Highgate Woods verloren? Immerhin ist dieser Ort über Nacht zur Totenschlucht junger Mädchen geworden. Tja, entweder ist sie dumm wie Brot, oder sie schleppt in ihrer großen Schultertasche Drogen durch die Gegend. Jetzt erkenne ich sie wieder. Zumindest erkenneich ihre Nase wieder. So ein Ding vergisst man nicht so schnell. Vielleicht ist sie ja doch nicht so blöd, wie ich dachte; vielleicht ist ihre Nase ja schon Abschreckung genug.
    Jenka : Park heute leer. Kälte hält Leute fern von hier, aber in Heimat, in Tschechischer Republik, Menschen sind gewöhnt an Kälte. Hab Pause zwischen zwei Jobs. Hab Freddy und Cosmo schon gebracht zur Schule, und später ich werde Haus putzen, das liegt in Nähe von Park. Hab nicht eilig hinzukommen. Familie benutzt Dyson, und Dyson nicht gut. Jeder hier benutzt Staubsauger Marke Dyson, aber ich mag lieber Miele.
    In Pause ich lerne für Schule hier. Besuche College einmal in Woche, um zu lernen Englisch, und ich brauche Praxis. Lehrer sagt, Praxis macht Englisch perfekt. Für mich, das klingt nach schlechtes Englisch. Muss nicht besser heißen »Praxis macht perfekt Englisch«? Vielleicht ich sollte suchen besseres College. Obwohl mein Englisch inzwischen ist sehr gut. Vielleicht College inzwischen unnötig. Vielleicht besser Geld dafür sparen und investieren in neue Charlize-Theron-Nase?
    Ich setze auf Bank und hole Schreibblock aus Tasche. Viele Vokabeln ich muss lernen. Ich lese. Aber ist Zeitverschwendung. Kenne schon alle Wörter in Liste. Ja, ich werde College beenden und Geld sparen. Ich hole hervor iPod aus Tasche. Ist nicht original iPod. Original iPod zu teuer. Aber dieser genauso gut. Funktioniert wie original iPod. Ich stecke mir Dinger in Ohren und höre Christina Aguilera. Niemand hier, also ich singe mit.
    »Gonna gedrowdy gonna gedda liddle unrooky geddid firedup in hurry wanna geddurdy it’s abou time thaddeye came start pardy sweat drippin over body dancin geddin jusda liddle nordy wanna geddurdy!«
    Wer schon braucht College? So man lernt Englisch!
    Keith : Mein Gott, man kann sie sicherlich noch in Luton hören. Ungeniert und ohne das geringste musikalische Talent schmettert sie den Song hinaus in die Stille. Das ist fast so bizarr wie ’neFolge von X-Faktor . Pams Lieblingsserie. Meine auch, aber nur, weil man so schön darüber lästern kann. Ich schaue den Uhu an. Ihm gefällt das Gewimmer auch nicht. Fast rechne ich damit, dass der Vogel jeden Moment einen Simon-Cowell-Kommentar zu dieser Vorstellung abgibt, was er natürlich nicht tut. Aber ich weiß, dass ihm einer auf der Zunge liegt. Endlich habe ich einen Namen für den Uhu: Ich werde ihn Simon Owl nennen.
    Das Mädchen ist so in ihr Tun versunken, dass sie den Penner nicht bemerkt, der sich nun der Parkbank nähert und neben ihr niederlässt. Er scheint keine Berührungsängste zu haben. Vielleicht denkt er, dass sie genauso durchgeknallt ist wie sämtliche Penner hierzulande. Auch ihn erkenne ich wieder. Es ist der Säufer, den ich vor ein paar Wochen aus diesem Kino geholt habe. Das war, bevor wir ihn auf dem Parkplatz des Friern-Barnet-Einkaufszentrums wieder aus dem Wagen geschmissen haben. Auch jetzt wirkt er nicht nüchterner als damals, denn er bewegt den Kopf rhythmisch zur Musik, als ob ihm das Gejaule gefällt.
    Plötzlich verstummt das Gemaunze des Mädchens. Ich sehe, wie der Penner sich vorbeugt und ihr Applaus spendet. Ihr Kopf ruckt herum,

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