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Der normale Wahnsinn - Roman

Titel: Der normale Wahnsinn - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Beaumont
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Gethen ein widerliches, diebisches Stück Scheiße ist.«
    »Nein, das bedeutet, dass ich wirklich gut bin, begreifst du das denn nicht?«
    Ich bin so glücklich wie noch nie. Kann meine Erregung kaum im Zaum halten. Sari ihrerseits sieht nur das Negative und flippt aus, weil sie nicht erkennen kann, was hier gerade wirklich geschehen ist. Also muss ich, ihr älterer und klügerer Bruder, sie ins Bild setzen.
    »Sieh mal, Sari, einer von Großbritanniens renommiertesten Comedians hat mein gesamtes Programm genommen, es ein bisschen aufpoliert und ist damit im Fernsehen aufgetreten. Und hast du die Reaktion des Publikums denn nicht gesehen? Und das war ein großes und erfahrenes Publikum. Jongleurs , Herrgott! Die haben Ahnung von guter Comedy, und die haben am Boden gelegen vor Lachen. Ja, über meine Witze haben die gelacht!«
    »Ja, aber … bist du denn gar nicht sauer auf ihn?«
    »Nein, verdammt noch mal! Ich würde ihn am liebsten küssen.«
    Ehrlich, das ist der schönste Moment meines Lebens. Nach dem Open Mic war ich echt am Boden zerstört. Hatte fast was von Endzeitstimmung, meine Laune. Sari hat zwar versucht, mich aufzuheitern, aber ich dachte, ich würde nie wieder eine Bühne betreten und das tun, was ein Dominic Gethen da oben macht. Dachte, aus mir würde nie ein guter Stand-up-Comedian werden.
    Doch jetzt ist alles anders. Ich werde es schaffen, nein, ich hab’s schon geschafft, denn soeben wurde mein Programm im Fernsehen ausgestrahlt!

EIN DIENSTAG IM AUGUST
    Jaz : Nach Shepherds Bush schießt der Zug aus dem Tunnel, und da wird mir plötzlich wieder klar, was für ein schöner Tag doch heute ist. Die Sonne strahlt so stark durch die Fenster, dass mir fast schwindelig wird. Ja, ich bin bester Laune heute. Das hübsche Mädchen, das neben der Tür steht, dreht sich ein Stück herum, und ich sehe, dass sie hochschwanger ist. Von hinten sah sie so schlank aus, dass ich es gar nicht bemerkt habe. Kaum zu glauben, dass ihr niemand einen Platz angeboten hat. Ich springe auf und sage: »Entschuldigen Sie, aber möchten Sie sich nicht setzen?«
    Sie lächelt mich an und sagt: »Vielen Dank.«
    Vor ihr stehend halte ich mich an einer der Deckenschlaufen fest und versuche, sie nicht dauernd anzustarren. Was schwierig ist, denn sie sieht wirklich klasse aus. Gemischtrassig, vielleicht achtzehn oder neunzehn, große braune Augen. Jetzt sieht sie zu mir auf. Mist, ich hasse es, wenn ich beim Glotzen erwischt werde. Glücklicherweise lächelt sie wieder – vermutlich, weil ich ihr meinen Platz angeboten habe. Und was für ein Lächeln das ist!
    »Wo fahren Sie hin?«, frage ich. Ups, das ist mir jetzt irgendwie so rausgerutscht. Die Leute hassen es doch, wenn man sie in der U-Bahn anquatscht, oder?
    »Nach White City«, sagt sie.
    »Ich auch«, erwidere ich. »Arbeiten Sie bei der BBC?«
    Eine ziemlich unverfängliche wie todsichere Frage, weil ja das große Fernsehstudio dort steht und weil jeder, der nach White City fährt, irgendwas mit der BBC zu tun hat.
    Doch sie schüttelt nur den Kopf.
    Okay, jetzt frag du mich was, denke ich. Frag mich, ob ich bei der BBC arbeite, weil ich dann sagen könnte: Nein, aber ich werde gleich ein MEETING haben, mit dem stellvertretenden PRODUZENTEN DER ABTEILUNG FÜR COMEDY. Und das, weil sie von dem Sketch gehört haben, den ich an Radio 4 verkauft hab und den sie ABSOLUT SUPERMEGATOLL gefunden haben, weshalb sie jetzt von mir wissen wollen, OB ICH NOCH MEHR AUF LAGER HAB.
    Jep, alles wahr. Kein Wort davon ist gelogen. Ich bin jetzt ganz offiziell ein Comedy-Autor. Okay, ich arbeite immer noch als Kellner, weil ich bisher erst einen Sketch verkauft habe, aber ich bin definitiv auf dem Weg nach oben. Danke, Dominic Gethen, das war super! Als ich ihn sah, wurde mir klar, was ich in Zukunft machen will, und ich habe alle Welt bei Funk und Fernsehen mit meinen Ideen bombardiert. Gut, ich bekam auch ein paar Absagen, aber das ist egal, weil mein UNSERE GÖTTER SIND BESSER ALS EURE-Sketch vor drei Wochen in der The Now Show lief. Ich sage Ihnen, das war der zweitbeste Moment meines Lebens. Zweitbester deshalb, weil ich ziemlich sicher bin, dass das bevorstehende Meeting mein bester werden wird.
    Der Zug fährt in White City ein. Das schwangere Mädchen und ich gehen zur Tür. Ich trete beiseite und lasse sie zuerst aussteigen. Bin heute definitiv in der Laune dafür.
    Michele : Ich steige aus dem Zug aus und gehe die Treppen rauf Richtung Ausgang. Hab diesen Weg nun schon

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