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Der normale Wahnsinn - Roman

Titel: Der normale Wahnsinn - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Beaumont
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stehen, Liebling.«
    Alis Laden ist wunderschön, aber nicht sonderlich kinderfreundlich.
    »Wer ist denn dieser kleine Junge?«, fragt sie mit Blick auf den Vierjährigen an meiner Hand.
    »Kates kleiner Cameron«, sage ich.
    »Und wo ist Kate? Arbeitet sie wieder?«
    »Nein, sie –« In diesem Moment klingelt mein Handy. Ich checke das Display. »Das ist Kate.«
    Kate : »Hi, Siobhan, hatte nur gerade ’ne plötzliche Panikattacke. Es geht um Camerons Häschen? Sag, hat er’s dabei? Es kann böse enden, wenn man die beiden voneinander trennt, weißt du?«
    »Ja, er hat’s dabei, Kate, in seiner Hand. Bist du schon am Flughafen?«
    »Ja, sie fliegt gleich ab. Ich muss jetzt auch gehen.«
    Ich verabschiede mich von Siobhan und sehe Christie an. Scheiße, jetzt muss ich auch noch weinen.
    Christie : Scheiße, jetzt fängt sie auch noch an zu weinen. Was bedeutet, dass auch ich gleich in Tränen ausbrechen werde.
    Ich nehme sie in den Arm. Wieder mal. Wenn wir uns umarmen, dann sehen wir einander nicht weinen. Darauf haben wir beide uns irgendwie verständigt.
    »Ich denke, du gehst jetzt besser durch den Zoll«, sagt sie.
    »Aber das muss ich nicht.«
    »Dein Flug wird jeden Moment aufgerufen.«
    »Nein, ich meinte, ich muss nicht zurückfliegen. Wenn du willst, bleibe ich.«
    »Hast du eigentlich eine Ahnung, wie sehr ich mir das wünschen würde?«
    »Gut, dann bleibe ich.«
    Sie zieht sich von mir zurück und reibt sich mit dem Ärmel übers Gesicht. »Nein, Christie, nein.« Jetzt ist sie wieder ganz die Alte. So resolut, wie ich sie während unseres ersten Treffens erlebt habe. Allerdings ist heute ihr Make-up ruiniert, und es scheint sie – im Gegensatz zu früher – nicht im Geringsten zu kümmern. »Du musst nach Hause gehen. Musst ein paar Dinge dort regeln, okay?«, sagt sie. »Du weißt schon, was ich meine.«
    Christie : »Christie, du musst jetzt gehen«, sagt sie. »Dein Flug geht in zwanzig Minuten.«
    Sie hat Recht. Ich muss gehen. Ich drehe mich um, und dann gehen wir gemeinsam Richtung Absperrung.
    »Alles wird gut, hörst du«, sagt sie. »Deine Eltern werden sich riesig freuen, dich zu sehen. Und deine alten Freunde erst …«
    Ich nicke, aber nicht besonders überzeugend.
    »Nichts ist so schlimm, wie man es sich vorher immer ausmalt«, sagt sie. » Nichts .«
    Sie wird wissen, wovon sie redet. Arbeitslosigkeit, Camerons Überdosis, ein völlig durchgeknallter Ex – ja, sie hat viel mitgemacht im letzten Jahr.
    Wir sind da. Stehen vor der Zollabsperrung. Eine letzte Umarmung.
    »Bye, Kate.«
    »Bye, Liebes. Ich wünsche dir eine gute Reise. Und ruf an. Sobald du angekommen bist, okay?«
    Ich drehe mich um und gehe fort. Lieber nicht noch mal umdrehen. Das ist immer ’ne schlechte Idee. Ein Flughafenangestellter nimmt meine Bordkarte entgegen.
    »Na, wohin soll’s denn gehen?«, fragt er.
    »Melbourne«, antworte ich.
    »Christie!«
    Ich fahre herum. Mein Blick fällt auf Kate, die mit ihrem Handy in der Luft rumfuchtelt.
    »Das ist Cameron. Er will dir auch auf Wiedersehen sagen.«
    Siobhan : Wir stehen da und sehen zu, wie Cameron in mein Handy weint. Wenn er nicht aufpasst, wird er noch hyperventilieren, der arme Kerl. Warum nur hat Kate ihn nicht mit zum Flughafen genommen? »Er ist seit Tagen ziemlich durch den Wind«, hat sie mir auf meine diesbezügliche Frage geantwortet. »Den Flughafen würde er einfach nicht schaffen.« Also hat sie ihn mir überlassen. Aber das ist schon okay, ehrlich.
    »Hätte sie nicht ihren Ex bitten können, mal ’ne Stunde auf seinen Sohn aufzupassen?«
    »Marco?!« Ich verdrehe vielsagend die Augen.
    Und selbst wenn Marco ein wenig nützlicher im Hinblick auf die Elternpflichten wäre, so lebt er inzwischen in Friern Barnet. Für Kate ist es einfacher, in einer Minute bei mir zu sein, als eine fünfzehnminütige Autofahrt zum Kindesvater auf sich nehmen zu müssen.
    »Marco«, sagt Ali, und sie fröstelt. »Der Name jagt mir noch immer einen Schauer über den Rücken.«
    Verstehen Sie jetzt, was ich meine?
    »Und was will Kate jetzt ohne ihre Nanny machen?«, fragt sie. »Sie hatte sich ja voll und ganz auf das Mädchen verlassen, nicht?«
    »Ich denke, sie wird das schon schaffen.«
    Immerhin steht meine Nummer in Kates Handy an erster Stelle der Schnellwahltasten. Davon abgesehen glaube ich wirklich, dass sie es schaffen wird. Sie ist jetzt freiberufliche Personalberaterin. Keine Ahnung, was das genau heißt, aber so kann sie sich ihre Zeit frei

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