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Der normale Wahnsinn - Roman

Titel: Der normale Wahnsinn - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Beaumont
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weiß, das klingt jetzt vielleicht ein bisschen arrogant oder so, aber ich finde, ich habe viel von ihm geerbt. Er erreicht meinen Tisch, setzt sich und lächelt mich an.
    »Hi, Michele«, sagt er.
    »Hi, Dad«, sage ich.

    Michele : Im Laden ist es still, als ich zurückkehre. Ali sitzt hinter der Theke und liest Zeitung. Als ich eintrete, hebt sie den Kopf.
    »Michele, schon zurück?«, ruft sie. »Gut, kann mich nämlich vor Arbeit kaum retten.«
    Ali : »Ja, das sehe ich«, sagt sie und zieht sich die Jacke aus.
    »Wie war’s denn?«, frage ich sie.
    »Ach, wie immer. Er hat mir noch eins seiner Gemälde gezeigt. So ein Durcheinander aus Formen und Farben. Er meint, das wäre was Abstraktes oder so. Hab’s nicht verstanden.«
    »Ich hoffe, du warst nett zu ihm?«
    »Natürlich. Das Dumme ist nur, wenn er mal entlassen wird, wird er erwarten, dass ich die ganzen Bilder in meiner Wohnung aufhänge, weil ich mich so nett über sie geäußert hab.«
    Sorgfältig falte ich die Zeitung zusammen und verstaue sie unter der Theke. Ich bin nicht sicher, ob Michele die Schlagzeile des Tages lesen will, denn die lautet: HAT DER WOODS-KILLER WIEDER ZUGESCHLAGEN? Man hat letzte Woche eine weitere Leiche in Friern Barnet gefunden, die nun mit dem Mord an Kerry in den Highgate Woods in Verbindung gebracht wird. Michele war so froh, als sie den Penner dafür dingfest gemacht hatten, doch wie’s aussieht, scheinen sie den falschen Mann geschnappt zu haben. Noch ist er nicht wegen Mordes vor Gericht gestellt worden, und vielleicht wird das nun auch nie geschehen. Na ja, wer weiß. Zu diesem Zeitpunkt kann man nur darüber spekulieren, doch vielleicht ist es das Beste, Michele damit vorerst nicht zu belasten – nicht in der Schwangerschaft.
    Ja, ich mache mir Sorgen um sie. Noch nicht einmal neunzehn, keine eigene Wohnung, Freund im Gefängnis … Doch dann sehe ich, wie glücklich sie ist. Kein bisschen gedrückt. Und wenn Sie jetzt denken, das wäre typisch für eine verantwortungslose Teenager-Mutti, dann liegen sie falsch. Sie hat sich um eine Wohnung beworben, in erschreckendem Tempo eine ganze Babyausstattung organisiert, und sie arbeitet härter und mehr denn je hier im Laden. Und sie besucht regelmäßig zwei Männer in zwei unterschiedlichen Gefängnissen – in Holloway ihren Carlton und in Wormwood Scrubs ihren Vater. Ich wünschte, ich wäre nur halb so voller Tatendrang.
    »Ich fasse es nicht …«, krächzt sie plötzlich, als eine Kundin den Laden betritt – eine beeindruckende Person, schlank, athletisch, blond, mit zwei kleinen Jungen im Schlepptau.
    »Was?«, raune ich zurück.
    »Ist das nicht … Du weißt schon, wie heißt sie noch gleich?«
    Ich schüttel den Kopf.
    »Du weißt schon … diese Schauspielerin … mit diesem komischen Namen.«
    Jetzt glaube ich zu wissen, wen sie meint. »Charlize Theron?«, zische ich ihr zu.
    »Ja, genau. Das ist sie doch, oder?«
    » Hier? « Möglich ist alles, obwohl die Frau nicht wirklich aussieht wie Charlize Theron.
    Die beiden Jungs spielen gerade mit den farbigen Schnapsgläsern herum. Ich hab kein Schild, auf dem steht, dass die Kunden für das, was sie kaputtmachen, bezahlen müssen, aber vielleicht sollte ich das mal nachholen. Die Frau – Charlize Theron? In meinem Laden? – schreit: »Freddy, Cosmo, in Ruhe lassen schöne Sachen!«
    Nein, das ist definitiv nicht Charlize Theron. Es sei denn, Charlize Theron kommt ursprünglich aus Osteuropa und verdient sich mit Babysitting was zu ihrer Schauspielerei dazu.

    Ali : Heute muss Kindertag sein, weil Siobhan gerade mit ihren vier Sprösslingen plus einem weiteren in den Laden platzt. Na ja, es sind Schulferien, aber wer zum Teufel ist das vierte Kind? Außerdem sieht sie besorgt aus. »Was ist los?«, frage ich sie, als sie die Theke erreicht hat.
    »Nichts«, sagt sie. »Außerdem wollte ich dich gerade dasselbe fragen. Hab deine Nachricht erhalten.«
    Siobhan : Wenn Ali einem ’ne Nachricht hinterlässt, die lautet: »Es ist was passiert, ruf mich an«, dann ist man doch besorgt, oder nicht? Ich meine, nach allem, was ihr im letzten Jahr so passiert ist, kann man da schon ein bisschen nervös werden.
    »Ach, nichts Besonderes«, meint sie lächelnd. »Das hätte auch warten können.«
    »Aha«, sage ich, während ich mich wieder entspanne.
    »Ich hoffe, du bist jetzt nicht extra deswegen von zu Hause hierher gehetzt?«
    »Nein, wir waren sowieso auf dem Broadway … Kieran, lass das bitte im Regal

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