Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der normale Wahnsinn - Roman

Titel: Der normale Wahnsinn - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Beaumont
Vom Netzwerk:
Kilometer geschafft haben. Dann werde ich die Lautstärke aufdrehen und mir My All , Sweetheart und When You Believe anhören, während ich dusche. Das ist wirklich die beste CD, die sie je gemacht hat. Natürlich ist sie das, sind ja ausschließlich ihre größten Hits drauf. Ich weiß, dass sich viele Leute über sie lustig machen, aber ich dulde keine Kritik an ihr. Jeder, der eine solche Stimme hat, darf von mir aus so dumm wie ’ne Boje sein.
    Das Telefon klingelt. Verdammt! Ich werfe einen Blick auf das Display meines Laufbandes. 2,1 Kilometer. So nah dran! Ich könnte einfach nicht rangehen. Nein. Ich bin zwar nicht im Büro, aber irgendwie kann ich es nie länger klingeln lassen als fünfmal. Ist wohl so ’ne Art Berufskrankheit. Ich steige vom Laufband, gönne Mariah eine Pause und gehe ans Telefon neben unserem Bett.
    »Pamela!« Nur Kate oder meine Mutter nennen mich Pamela. Und am anderen Ende ist definitiv nicht meine Mutter.
    »Hallo, Kate.«
    »Sie klingen so außer Atem.«
    »Ja, ich habe –«
    »Wenn Sie heute ins Büro kommen, werde ich schon im Acht-Uhr-Meeting sein, weshalb ich Sie bitten muss, John Catterick anzurufen und unseren Lunch zu verschieben.«
    »Das hab ich schon getan.«
    »Tatsächlich?« Sie klingt ein wenig verärgert. »Wann denn?«
    »Gestern, gleich nachdem Sie es erwähnten. Ich hab’s auf Freitag gelegt.«
    »Ach ja, gut. Verdammt, pass doch auf, du Idiot!«
    »Wie bitte?«
    »Ach, nur so ein bekloppter Taxifahrer, der mir gerade die Vorfahrt genommen hat.«
    »Ja, die denken immer, die Straße gehöre ihnen ganz allein, stimmt’s?«
    »Was? Ach ja, und wenn Sie ins Büro kommen, könnten Sie für mich etwas im Web recherchieren? Googeln Sie doch bitte mal nach Tetracycline.«
    »Was ist das?«
    »Ein Antibiotikum, das Cameron verschrieben wurde. Ich bin sicher, es ist in Ordnung, aber ich will ganz sichergehen.«
    »Tetracycline. Okay. Sonst noch was?«
    »Ja, rufen Sie bitte beim Pannendienst an und bestellen Sie die zu mir nach Hause. Mein Auto ist heute nicht angesprungen.«
    »Aber Sie sitzen doch gerade in Ihrem Auto, oder nicht?«
    »Ja, in dem verdammten Mercedes.«
    »Verstehe.«
    Sie hasst ihren Mercedes. Hat ihn einzig und allein für die Nanny angeschafft. Im Grunde ist der Wagen nichts weiter als ein gepanzertes Sicherheitsgefährt für ihren Sohn. Wenn sie einen richtigen Panzer hätte kaufen können, hätte sie das bestimmt gemacht.
    »Ist denn jemand zu Hause, der dem Pannendienst die Autoschlüssel aushändigen kann?«, frage ich.
    »Ja, Christie ist da. Am besten rufen Sie sie an und teilen ihr mit, dass jemand vorbeikommt.«
    »Okay. Sonst noch was?«
    Aber sie hat schon aufgelegt. Wegen eines anderen Anrufs vielleicht. Oder weil sie gerade das Taxi gerammt hat. Wer weiß. Zuzutrauen wäre es ihr jedenfalls. Ich weiß, eigentlich sollte mich Kates Verhalten nerven. Ich meine, sie geht ja jedem auf den Geist, und im Grunde hätte ich auch allen Grund,mich zu beklagen, weil ich immerhin fünfzig Stunden die Woche direkt neben ihr sitze. Sie ist sehr … durchsetzungsstark. Nett ausgedrückt. Viele Leute haben regelrecht Angst vor ihr, aber ich nicht. Ich vermute, im Grunde ist sie es, die Angst hat. Sie tut immer so, als ob sie etwas zu beweisen hätte. Ich hab Mitleid mit ihr. Ich meine, was für eine Hölle muss sich da eigentlich in ihrem Kopf abspielen? Wann schaltet sie eigentlich mal ab?
    Und dabei sieht sie richtig toll aus. Glänzendes Haar und ellenlange Beine. Die sind so lang, dass man sie halbieren und an uns zu kurz geratene Normalsterbliche verteilen sollte. Dann hätte sie immer noch genug, um alle Blicke auf sich zu ziehen. Außerdem hat sie kein Gramm Fett zu viel am Körper. Aber sie isst ja auch so gut wie nichts. Tatsächlich hab ich noch nie gesehen, dass sie sich mal was Essbares in den Mund geschoben hätte. Und im Gegensatz zu mir kann sie sich ’nen privaten Drillmeister locker leisten. Sie geht dreimal die Woche zu Cannons und bezahlt es aus der Portokasse, dass sie beim Workout angebrüllt wird. Und selbst wenn sie das nicht tun würde, wäre sie immer noch spindeldürr. Sie gehört zu den Frauen, die allein beim Atmen Kalorien verbrennen. Ich bin da ganz das Gegenteil. Ich schwöre, Sauerstoff macht mich dick. Wie dem auch sei, ich sollte ziemlich neidisch auf sie sein, oder? Sollte sie mit jeder fetten Faser meines Körpers hassen. Aber das kann ich nicht. Mir tut sie einfach nur leid. Wahrscheinlich bin ich einfach nur ein

Weitere Kostenlose Bücher