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Der normale Wahnsinn - Roman

Titel: Der normale Wahnsinn - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Beaumont
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netter Mensch, wer weiß. Fett, aber nett. Ja, so könnte mal der Text auf meinem Grabstein lauten.
    Ich starre das Laufband an. Soll ich noch mal draufsteigen und die letzten vierhundert Meter hinter mich bringen? Ja, das sollte ich, nicht? Andererseits muss ich heute ein bisschen früher als sonst im Büro sein. Und ich muss noch duschen. Und ich sterbe vor Hunger. Lustigerweise habe ich nie gefrühstückt, bevor ich mit dem Laufen angefangen hab. Okay, also erst unter die Dusche. Stelle den CD-Spieler wieder an. Always Be My Baby .Mann, ich liebe diesen Song! Ich drehe die Lautstärke ein bisschen hoch. Das müssen die Nachbarn einfach hören. Die sollten ohnehin schon wach sein.
    Keith : Drinnen ist es still. Ich stecke meinen Schlüssel ins Schloss. Vielleicht ist sie ja schon auf dem Weg zur Arbeit. Das wäre mal was. Scheiße, was ist das? Mariah natürlich. Also ist sie noch zu Hause. Muss ich Ihnen eigentlich sagen, wie sehr ich Mariah fucking Carey hasse? Dieses Trällern, dieses Schmettern. Warum tut sie das? Warum nur, warum? Weil sie es kann? Wussten Sie, dass ich die Nationalhymne rülpsen kann? Wahrscheinlich nicht. Und trotzdem ist das für mich kein Grund, zum nächsten scheiß Aufnahmestudio zu rennen und das Ganze auf CD brennen zu lassen.
    Ich betrete unseren Flur. Okay, Flur ist zu viel gesagt. Es ist ein handbreiter Korridor. Na ja, das war jetzt leicht übertrieben, aber man muss in diesem Schlauch anhalten und zur Seite treten, wenn ein anderer an einem vorbei will. Man hat dabei jedenfalls nicht das Gefühl, nach Hause zu kommen. Man kommt sich eher vor wie bei einer Höhlenerkundung.
    »Hi, Pam!«, rufe ich. Sie hört mich nicht. Ist auch schwer möglich, weil Mariah in unserem Schlafzimmer gerade stimmlichen Selbstmord begeht. Ich gehe weiter durch die Wohnung. Da ist sie. Nackt. Gerade auf dem Weg in die Dusche, wie’s scheint. Noch immer weiß sie nicht, dass ich da bin. Also lehne ich mich gegen den Türrahmen und sehe sie an. Das Laufband war ihre Idee. Tut mir leid, das sagen zu müssen, aber das Ganze ist ’ne ziemlich überflüssige Anschaffung. Armes Weibsstück. Ihre Eltern sehen inzwischen aus wie ein Paar Schnapsfässer. Und auch Pam wird diesen Weg einschlagen, so viel ist sicher. Man kann jeden Morgen einen halben Marathon absolvieren, aber man kann nun mal nicht seine Gene überlisten. Ich ziehe meine Jacke aus und hänge sie über den Griff der Tretmühle. Wenigstens ist sie so zu etwas nutze.
    Jetzt hat sie mich bemerkt und fährt alarmiert herum. »Mann, Keith, lass doch den Blödsinn!«, ruft sie. »Du hast mir einen höllischen Schrecken eingejagt.«
    »Dann stell halt beim nächsten Mal die Musik nicht so laut.«
    Sie stellt den CD-Player aus.
    »Ich kauf dir ’nen iPod«, sage ich. »Dann kannst du dein peinliches kleines Geheimnis für dich behalten.«
    »Ach, sei doch still!« Jetzt lächelt sie. Sie legt ihre Arme um meine Taille und presst sich an mich. »Wie war die Nacht, Baby?«
    »Wie üblich«, berichte ich. Nein, ich hab auch diesmal keinen tschechischen Drogendealerring zerschlagen oder die fehlenden Securitas-Millionen gefunden, also kein Grund, ins Detail zu gehen. Ich küsse sie aufs Haar und mache mich aus ihrer Umarmung frei. Ihr Körper ist nass vor Schweiß. Die Luft im Schlafzimmer ist schwül und erfüllt von ihren Ausdünstungen und ihrem sonnigen Optimismus. Sie ist ein Morgenmensch. Nichts, womit man konfrontiert werden möchte, wenn man nach einer stressigen Nachtschicht nach Hause kommt. Auch so eine Sache an ihr, die mir schier den Atem raubt. Während ich den Raum verlasse, frage ich sie, ob sie auch eine Tasse Tee will. »Nein«, sagt sie. »Aber ich brauche nicht lange unter der Dusche. Schütt mir doch schon mal etwas Special K ins Schälchen, ja?«
    Und wenn sie von morgens bis abends nur Special K futtern würde, sie könnte doch niemals ihre Gene überlisten.
    Pam : »Special K«, wiederholt er und geht in die Küche. Ich nehme seine Jacke vom Laufband und wünschte, er würde es nicht immer als Kleiderständer missbrauchen. Schließlich hab ich es doch für uns beide angeschafft, aber er hat es bisher nicht einmal benutzt. Er ist mehr für Gewichtheben und so. Fünf- oder sechsmal die Woche geht er ins Fitnessstudio. Und mit seinen komischen Arbeitszeiten haben wir so kaum noch Zeit miteinander. Ich hab gedacht, das Laufband würde daran was ändern, aber na ja … Er steht auf Bodybuilding. Krafttraining nennt erdas. Er legt Wert

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