Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der normale Wahnsinn - Roman

Titel: Der normale Wahnsinn - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Beaumont
Vom Netzwerk:
Voicemailbox weitergeleitet. Vielleicht hat sie ihr Telefon abgestellt, und vielleicht ist ja auch alles in Ordnung.
    Christie : Scheiße, Pam telefoniert. Ich hinterlasse ihr ’ne Nachricht und versuche, Kate auf ihrem Handy zu erreichen. Ich hab die strikte Anweisung, sie bei der Arbeit nicht auf ihrem Handy anzurufen. Sie möchte, dass ich die »offiziellen Wege« nehme, um sie zu erreichen. Aber das hier ist ein Notfall, verdammt noch mal! Scheiße, wieder die Mailbox. Hinterlasse auch ihr ’ne Nachricht und versuche es bei Marco. Überraschung! Auch hier geht nur die Mailbox ran. Ich hasse Voicemail!
    Ich stehe draußen vor dem Krankenhaus, wo die Rettungssanitäter ihre Pausen verbringen und die Notfälle selbst die eine oder andere Zigarette rauchen, bis sich jemand ihrer annimmt. Ich hab nie den Sinn des Rauchens verstanden, aber jetzt beginne ich zu begreifen. Mit ’ner Zigarette zwischen den Fingern würde meine Hand nicht mehr so zittern, oder? Cameron istnoch drinnen und wartet darauf, dass man ihm ein Bett zuweist. Er schläft – ich würde eher sagen, er ist weggetreten. Wenn es nicht so wäre, hätte ich ihn sicher nicht alleingelassen. Dann würde ich bei ihm sitzen und seine kleine Hand halten.
    Pneumonie? Ist das denn die Möglichkeit! Ich konnte es kaum glauben, aber genau das hat der Doktor gesagt. »Wahrscheinlich eine Infektion mit Bakterien«, sagte er, als er erfuhr, wie schnell das Fieber gestiegen ist. »Und die andere Möglichkeit?«, hab ich nachgefragt. »Eine Infektion mit Viren«, hat er geantwortet. »Ist das besser oder schlechter?«, hab ich wissen wollen. Er hat mit den Achseln gezuckt, weshalb ich davon ausgehe, dass die bakterielle Variante schlimmer ist. Nach der Untersuchung wurde Cameron Blut abgenommen, und dann wurde er zum Röntgen geschickt. Nur um ganz sicher zu gehen. Aber … Lungenentzündung! Um Himmels willen! Ich dachte immer, das ist ’ne Arme-Leute-Krankheit. Cameron hat warme (und hochmoderne) Sachen, die weltbeste Ernährung (auf Befehl seiner Mutter), Fußbodenheizung, die nie abgestellt wird, zweimal im Jahr ’nen Gesundheitscheck – bei Gott, er hat einfach alles . Tja, und nun hat er eben ’ne Lungenentzündung …
    Bestimmt ist das alles meine Schuld. Schließlich verbringen wir den ganzen Tag miteinander. Hab ich mal vergessen, ihm die dicke Jacke überzuziehen? Versäumt, den Mantel zuzuknöpfen? Vergessen, das Mützchen aufzusetzen oder die Handschuhe anzuziehen? Hab ich ihn zu lange vor den Gefrierschränken im Supermarkt stehen lassen, während ich mich mit jemandem unterhalten hab? »Das ist bestimmt meine Schuld«, hab ich dem Doktor gesagt.
    »Was?«, fragte er.
    »Dass er jetzt so krank ist.«
    »Haben Sie etwa die Bakterien in der heimischen Vorratskammer kultiviert und sie unter seine Chicken-Nuggets gemischt?«
    Cameron darf keine Chicken-Nuggets essen, wollte ich schon erwidern, doch stattdessen hab ich nur den Kopf geschüttelt.
    »Nun, dann ist es auch nicht Ihre Schuld«, sagte der Arzt. »Schauen Sie, wenn der Kleine bereits eine Erkältung hatte und sein Immunsystem geschwächt war, dann hat eine Pneumonie-Infektion nun mal leichtes Spiel. So funktioniert das, und niemand ist daran schuld.«
    Aber das stimmt nicht. Natürlich bin ich schuld. Genau so wird Kate es sehen. Warum passiert so was ausgerechnet mir? Ich bin ’ne verdammt gute Nanny. Ich gebe ihm Obst und viel frisches Gemüse. Ich spiele pädagogisch wertvolle Spiele mit ihm – verdammt, bei unseren Fortschritten könnte er fast die Schule überspringen und direkt ein Studium beginnen (und ich vermute, genau das ist auch Kates Plan). Und ich liebe ihn – meistens jedenfalls –, auch wenn er ein verzogenes kleines Balg ist. Warum also passiert so was ausgerechnet mir? Warum passiert so was nie Tanya? Sie ist ’ne sauschlechte Nanny. Harley futtert so viele Nuggets, dass ich auf den Tag warte, wo er von oben bis unten mit Panade überzogen sein wird. Und wie oft sie sich schon vor den Augen ihres Schützlings einen Joint gedreht hat, kann man kaum noch zählen. Harley ist erst drei, aber ich wette, der hat inzwischen mehr Ahnung von Drogen als Howard Marks. Und doch passiert so ’ne Scheiße niemals Tanya. Als ob sie irgendwie davor gefeit ist, so kommt’s mir vor.
    »Ich hoffe, Sie haben nicht vor, das hier zu benutzen«, sagte der Arzt, als ich mein Handy hervorholte. Es war keine Frage, mehr eine Anweisung.
    »Ich muss seine Mutter benachrichtigen«, ließ

Weitere Kostenlose Bücher