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Der normale Wahnsinn - Roman

Titel: Der normale Wahnsinn - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Beaumont
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machen.«
    »Parfüm, ja . Besorgen Sie einen Duft von Bulgari. Sie wissen schon, diese hellgrüne Flasche. Hab bemerkt, dass sie ihn schon eine Weile nicht mehr trägt. Vielleicht braucht sie ja Nachschub.«
    »Okay, Bulgari, hellgrüner Flakon. Soll ich die kleine Flasche oder die –«
    »Ich muss jetzt Schluss machen. Taxi! «
    Kate : Ich klappe das Handy zu und hebe meinen Arm. Ein Taxi fährt an den Straßenrand, und ich eile darauf zu. Leider bemerke ich nicht, dass ein anderer Passant gerade dieselbe Idee hat, weshalb wir bei dem Versuch, gleichzeitig einzusteigen, mit den Köpfen aneinanderstoßen. Aktentasche und Dokumentenmappe fallen zu Boden. »Idiot!«, entfährt es mir. Ich hocke mich hin, um meine Sachen aufzuheben. Mist, die Sammelmappe hat sich geöffnet, und die Dokumente sind über den ganzen Gehsteig verstreut. Schlimm genug, wenn es sich dabei nur um langweilige Zeiterfassungstabellen handeln würde, aber was hier am Boden liegt, ist sprichwörtlich Dynamit. Rasch klaube ich die Ausdrucke auf, bevor sie auch noch in den Dreck getreten werden. »Sorry, Kate, tut mir leid, ich hab Sie ehrlich nicht gesehen.« Ich sehe auf und erkenne Neil Andrews, der auch für die Billington-Gruppe arbeitet. Ein freundliches, irgendwie nichtssagendes Gesicht. Er hat durch den Zusammenstoß einen roten Fleck auf der Stirn davongetragen, der sich vermutlich zu einem stattlichen Hörnchen auswachsen wird. »Passen Sie einfach in Zukunft besser aus«, sage ich ihm, während ich die letzten Dokumente zusammenklaube.
    »Sorry«, sagt er wieder und reicht mir meine Aktentasche. »Ist schon gut, sind ja noch alle Knochen heil.« Ich erhebe mich und steige ins Taxi ein. Als der Wagen anfährt, schaue ich zurück und sehe Andrews am Straßenrand stehen. Plötzlich tut es mir leid, dass ich ihn so angepflaumt habe. Schrecklich leid, um genau zu sein. Wie gesagt, auch er arbeitet für die Billington-Gruppe, und schon morgen wird er dies nicht mehr tun. Grund: Sein Name steht ebenfalls auf der Abschussliste.

    Kate : Was für ein grauenhafter Tag. Ich kann kaum glauben, dass ich jetzt endlich auf dem Heimweg bin. Den ganzen Nachmittag war ich im Büro, doch ich war irgendwie nicht bei der Sache. Keine Ahnung, wie ich es durch das Meeting mit Jelf geschafft habe. Er erwartet stets, dass die Dinge mit militärischer Präzision über die Bühne gehen, und er erwartete meine Anwesenheit. Ich habe nicht gewagt, die Sache mit Cameron auch nur zu erwähnen, und gegen 17 Uhr bin ich auch noch zu Corinnes Umtrunk erschienen, hab ein halbes Glas Champagner in mich reingeschüttet und ihr das Geschenk überreicht. Bulgari, die große Flasche. Die ich Pamela ausdrücklich untersagt hätte zu besorgen, wenn sie mich nur danach gefragt hätte. Ich blieb etwa zehn Minuten, erhielt zwei Kommentare zu meiner Laufmasche und ein »Was, du gehst schon?« gegen 17.15 Uhr. Der Feierabendverkehr war die Hölle, weshalb ich das Whittington erst gegen 18.30 Uhr erreichte. Cameron, der arme Kleine, schlief tief und fest, als ich eintraf, und Christie wirkte ebenfalls erledigt. Ich hab sie nicht angepflaumt. Der Zeitpunkt erschien mir unpassend. Ich hab mich neben das Bett gesetzt und eine Weile Camerons Hand gehalten. Es sah so schwach und verletzlich aus. Sein Gesicht war totenblass, und in seinem Arm steckte diese schreckliche Kanüle. »Das ist eine Infusion, die dafür sorgt, dass sein Körper nicht dehydriert«, hat Christie erklärt. »Er hat viel Flüssigkeit verloren.« Ich hab mich richtig mies gefühlt. Ich hätte schon viel früher herkommen müssen. Scheiß auf Jelf, scheiß auf die ganze verdammte Bande im Büro! Ich hätte bei meinem kleinen Sohn sein sollen.
    Christie hat mich über den Stand der Dinge informiert, doch ich wollte das alles auch noch mal von einem Mediziner hören. Also ging ich raus, um einen zu suchen. Die zuständige Ärztin war nicht dieselbe, die Cameron aufgenommen hatte; es hatte inzwischen einen Schichtwechsel gegeben. »Wie hat er sich diese Krankheit denn zugezogen?«, stellte ich die Millionen-Pfund-Frage. Und ich muss sagen, ihre Antwort war eine ziemlicheUnverschämtheit. »Ach, wissen Sie, die Kinder von heute wachsen viel zu behütet auf«, sagte sie. »Alles wird desinfiziert, gefiltert, abgekocht. Auf diese Weise kann sich aber das Immunsystem nicht richtig entwickeln, sodass Infektionen wie Pneumonie umso leichteres Spiel haben.« Ach ja? Dann ist das also alles meine Schuld? Weil ich meinen Sohn vor

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