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Der normale Wahnsinn - Roman

Titel: Der normale Wahnsinn - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Beaumont
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Deine Mutter hat angerufen, als du geschlafen hast«, sagt er nach einer Weile.
    »Was wollte sie denn?«, frage ich.
    »Wissen, wie’s gelaufen ist.«
    Meine Mutter hat meine Versuche, ein Baby zu bekommen, mit all der Sorge einer, na ja Mutter verfolgt. Zwar wirft sie stets im rechten Moment passende Bemerkungen und Schweigepausen in die Runde, doch ich weiß, dass sie mir insgeheim wegen dieser Sache Vorwürfe macht. Was hab ich mir auch dabei gedacht, so lange mit der Familienplanung zu warten? Als ich mich endlich für Kinder entschied, war ich schon jenseits der fünfunddreißig. Anders meine Mutter. Sie bekam mich mit neunundzwanzig. Zum Zeitpunkt meiner Geburt hatte ich aber schon zwei geringfügig ältere Brüder. Und es existiert zwischen uns dreien der ideale, wohl kalkulierte zweijährige Abstand. Vielleicht hat sie ja Recht. Vielleicht war es dumm von mir, so lange zu warten. Immerhin werden wir Frauen mit einem ausreichend großen Kontingent an Eizellen geboren. Und bereits im zarten Mädchenalter, wenn wir noch weiße Kniestrümpfe und hässliche Turnhemden tragen, sagt uns die Natur, dass es so weit ist, das zu tun, was die Natur von uns erwartet. Die Sache allerdings fünfundzwanzig Jahre rauszuschieben, wie ich es getan habe, lässt auch die hoffnungsvollsten Eizellen nicht gerade frischer werden.
    Gleichwohl hatte ich stattdessen meine Karriere, nicht wahr? Wie auch Paul habe ich journalistisch gearbeitet. Doch wenn ich ehrlich bin, dann weiß ich heute nicht mehr, warum ich mich seinerzeit so abgerackert hab. Fünfzehn Jahre im Hamsterrad, und doch wurde aus mir niemals eine zweite Tina Brown. Meine Mutter hatte keine derartigen beruflichen Ambitionen. Sie arbeitete in einem Kaufhaus – Barkers of Kensington –, schlug dort aber nur ihre Zeit tot, bis sie meinen Vater kennenlernte. Sie heirateten, fuhren in die Flitterwochen, und sie kehrte schwanger nach Hause zurück.
    Aber natürlich hatte sie schon viel früher mit dem Kinderkriegen angefangen, denn es gibt da ein Mädchen, das meine Mutter im Alter von sechzehn Jahren bekam – meine Halbschwester. Die Frau, die mir seltsamerweise kurz vor meinem Eingriff in den Sinn kam und an die ich nun wieder denken muss. Wir reden kaum über sie, und ich denke eher selten an sie. Und wenn doch, dann weiß ich nicht, was. Ich habe sie nie getroffen, habekeine Ahnung, wo sie ist und was sie macht. Ich kenne nicht mal ihren Namen. Mum hatte sie gleich nach der Geburt zur Adoption freigegeben. Was für eine Ironie des Schicksals, nicht wahr? Meine Mutter gibt ein Baby einfach so weg, während ihre Tochter ums Verrecken keins bekommen kann.
    »Wirst du sie zurückrufen?«, fragt mich Paul.
    »Später«, murmele ich.
    Ich bewege mich auf dem Sofa und verspüre ein Zwicken im Unterbauch – im Bereich meiner Eierstöcke, wie ich annehme. Im linken, verbliebenen Eierstock, um genau zu sein, also jenem, in dem Bose heute Morgen herumgestochert hat. Normalerweise spüre ich nach der Entnahme nichts, schon gar keinen Schmerz, was mich immer ein bisschen überrascht. Doch das Zwicken macht mir komischerweise irgendwie Mut. Es ist zumindest ein Zeichen dafür, dass Bose tatsächlich etwas da unten gemacht hat.
    »Was ist los?«, fragt Paul, als er mein Unbehagen bemerkt.
    »Nichts.«
    »Sieht aber nicht aus wie ›nichts‹. Hast du Schmerzen?«
    Mann, langsam, aber sicher geht er mir wirklich auf die Nerven.
    »Nein, ich habe keine Schmerzen. Es geht mir gut . Sag mal, warum fährst du nicht einfach zur Arbeit?«
    »Weil ich bei dir sein will«, sagt er.
    »Ich brauche aber kein Kindermädchen. Und auch keine Krankenschwester, weil ich verdammt noch mal nicht krank bin.«
    Er sieht auf die Uhr. »Außerdem ist es schon fast fünf. Lohnt sich doch gar nicht mehr, ins Büro zu fahren.«
    Wieder verfallen wir in Schweigen. Ich versuche, sein Atmen auszublenden, indem ich mich ganz auf die Stimme der TV-Moderatorin konzentriere, aber die ist schrill und unangenehm, was noch mehr an meinen Nerven zerrt als mein Ehemann.
    »Ich denke, ich werde mal in den Laden gehen«, verkünde ich. Ich stehe auf und ignoriere das erneute Ziehen in meinem Bauch.
    »Sei nicht dumm, Ali. Du brauchst noch Ruhe, und es ist ja auch schon fast fünf.«
    »Ja, aber ich kann dort ein bisschen aufräumen, Papierkram erledigen und das eine oder andere vielleicht doch noch verkaufen. Weihnachten steht vor der Tür, Paul. Eigentlich hätte ich heute gar nicht schließen dürfen.«
    Nicht nur

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