Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der normale Wahnsinn - Roman

Titel: Der normale Wahnsinn - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Beaumont
Vom Netzwerk:
möchte ich mit dieser Aktion einfach nur weg von Paul, ich will auch in meinen Laden, zu meinem Baby-Ersatz. Doch ich muss aufhören, mir dauernd etwas vorzumachen. Der Himmel ersetzt rein gar nichts. Er fungiert nur als pure Ablenkung. Niemals könnte man ein Geschäft so sehr lieben wie ein Baby. Und das trifft auch auf den eigenen Ehemann zu, wie ich gerade feststelle.
    »Bitte, Ali, setz dich wieder hin«, fleht er. »Der Laden ist doch morgen früh auch noch da.«
    »Ja, aber nicht die Kunden, die heute vergeblich vor der Tür gestanden haben. Ich wünschte, ich hätte mir beizeiten eine Aushilfe für solche Fälle besorgt.«
    »Ja, darum musst du dich auf jeden Fall mal kümmern«, sagt er. »Vielleicht hätte Michele den Laden ja schmeißen können … wenn sie keinen so schrecklichen Verlust erlebt hätte. Ich bin sicher, sie würde an mehr Verantwortung wachsen. Vielleicht solltest du ihr beim nächsten Mal einfach ’ne Chance geben, was meinst du?«
    »Ja, vielleicht«, sage ich. »Sie braucht jemanden in ihrem Leben, der vollstes Vertrauen in sie hat. Ich glaube nicht, dass irgendjemand schon mal –« Ich breche ab. »Was hast du gerade gesagt?«
    »Dass du Michele mehr Verantwortung geben solltest.«
    »Nein, danach.«
    »Nichts, ich –«
    »Du hast gesagt ›beim nächsten Mal‹.«
    »Hab ich?«
    »Du nimmst also an, dass wir es noch ein weiteres Mal versuchen müssen, oder?« Jetzt brülle ich fast. »Du nimmst also an, dass es diesmal wieder nicht klappen wird. Dass die ganze Scheiße, die ich heute mitgemacht habe, wieder umsonst war. Dass das alles jetzt immer und immer und immer so weitergehen wird.« Ich merke, wie mir die Tränen die Wangen herunterlaufen.
    »Beruhige dich, Ali, das hab ich doch gar nicht so gemeint.«
    »So? Was hast du denn gemeint, als du gesagt hast ›vielleicht beim nächsten Mal‹? Was zum Henker wolltest du damit sonst sagen?«
    »Nichts … nichts.« Er windet sich auf dem Sofa wie ein Fisch an der Angel. »Ist mir einfach so rausgerutscht. Tut mir leid. Ich meine … nichts.«
    »Ach, scheiße«, murmele ich und lasse mich, erschöpft durch meinen Ausbruch, in den Sessel plumpsen. »Wie dem auch sei, Paul, nimm zur Kenntnis, dass es kein nächstes Mal geben wird.«
    »Bitte?«
    »Du hast richtig gehört. Das hier funktioniert nicht, und deshalb wird es kein nächstes Mal geben.«
    »Aber du darfst nicht aufgeben, Liebes. Noch nicht. Sie könnten diesmal drei kerngesunde Embryos bekommen und –«
    »Ach, hör auf. Diesen ganzen Scheiß hab ich mir schon zur Genüge von Bose anhören müssen. Es funktioniert nicht, und deshalb wird es auch kein nächstes Mal geben, Punkt, aus. Hast du kapiert? Ich bin durch damit!«
    »Hast du das eben erst entschieden?«
    »Nein, schon vor drei Wochen, wenn du’s genau wissen willst.«
    »Danke, dass du mich beizeiten ins Vertrauen gezogen hast«, sagt er, nun ehrlich verletzt.
    »Als ob wir die Sache jemals zusammen durchgezogen hätten, Paul.«
    »Haben wir nicht?«
    »In einen Plastikbecher zu ejakulieren macht dich noch lange nicht zu einem gleichberechtigten Partner in dieser Sache,meinst du nicht auch?« Verdammt, der ging jetzt aber unter die Gürtellinie, aber ich habe nicht die Absicht, mich dafür zu entschuldigen – auf keinen Fall. »Sieh mal, Schatz, wenn man dich ebenfalls mit Hormonen vollpumpen würde, während ein Halbgott in Weiß dich befummelt und deine biologische Uhr tickt wie der Timer an einer Atombombe, dann, und nur dann wären wir so was wie gleichberechtigte Partner in dieser Sache.«
    »Ich tue mein Bestes«, sagt er fast flüsternd.
    »Dein Bestes?«, wiederhole ich mit einem höhnischen Lachen. »Du bist völlig nutzlos, Paul. Du kannst mich ja nicht mal trösten. Du weißt ja nicht mal, was du zu all dem hier sagen sollst. Für einen Mann, der sich zweitausend Worte zur Lage der Nation aus den Fingern saugen kann, bist du nicht gerade sehr eloquent, wenn’s um uns geht.«
    Er antwortet nicht. Blinzelnd sieht er mich an. Sind das Tränen in seinen Augen?
    »Im Grunde hast du eine Scheißangst vor mir, hab ich Recht?«, schnarre ich. »Hast du eigentlich eine Ahnung, was so ein Verhalten auf mich für einen Eindruck macht?«
    »Danke«, sagt er ruhig. Er steht auf. »Vielen Dank.«
    Er verlässt das Zimmer. Kurz darauf höre ich, wie die Wohnungstür ins Schloss fällt.
    Tja, jetzt habe ich mein Ziel erreicht. Ich habe meine Ruhe und musste dafür noch nicht mal meinen Laden aufsuchen. Also

Weitere Kostenlose Bücher