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Der normale Wahnsinn - Roman

Titel: Der normale Wahnsinn - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Beaumont
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warum zum Teufel sitze ich dann hier und heule?
    Paul : Ich knalle die Tür hinter mir zu und gehe. Eigentlich bin ich nicht der Typ, der nach einem Streit das Weite sucht. Normalerweise ziehe ich mich ins Schlafzimmer oder in die Küche zurück – also in eine Ecke des Hauses, in der Ali nicht ist. Aber diesmal ist sie zu weit gegangen. Diesmal hat sie mich wirklich verletzt und förmlich die halbe Straße hinaufgetrieben. Jetzt flaut meine Wut allmählich wieder ab, und ich kann in Ruhe darüber nachdenken, was genau passiert ist.
    Doch was zum Teufel ist eigentlich genau passiert? Ich vermute, dass Ali nach Jahren des Leugnens nun endlich die Wahrheit erkannt hat. Als Mitglied der schreibenden Zunft wurde mir eingebläut, mich von jeglichen Klischees zu verabschieden. Und doch führt in unserem Fall kein Weg daran vorbei. Und die Erkenntnis schmerzt. Ich bin nutzlos, täppisch und eingeschüchtert. Und genau so fühle ich mich schon seit fünf Jahren, seit jenem Tag also, als wir uns für die IVF entschieden hatten. Und ja, mein Beitrag dazu lässt sich in vier Worten umschreiben, die da wären »in einen Plastikbecher ejakulieren«. Auf ihre direkte Art hat Ali damit den Nagel auf den Kopf getroffen.
    Ich erreiche den Broadway und stehe jetzt auf dem Gelände einer Kirche, die keine Kirche mehr ist. Es sei denn, man betet zum Gott des Bieres. Ich bin eigentlich kein Kneipengänger, schon gar nicht, wenn ich allein unterwegs bin, aber es ist kalt und windig und noch nicht an der Zeit, wieder nach Hause zurückzukehren. Ich gehe in den Pub und ordere etwas an der Theke. Der Scotch wird mit guttun.
    Ich setze mich mit meinem Drink an einen der Tische im hinteren Bereich. Der Laden ist ziemlich leer, aber es ist ja auch erst fünf Uhr. In der Mitte des Raums sitzen zwei Typen in Trainingsanzügen. Neben ihnen stehen ihre Sporttaschen und vor ihnen die Biergläser. Sieht so aus, als machten sie gerade jeglichen Trainingserfolg wieder zunichte. Hinter ihnen sitzen drei junge Mädchen kichernd über ihren Alcopops. Einer der Männer, der hagere von den beiden, sieht mich mit einem »Was guckst du so blöd, Alter?«-Blick an. Ich wende meinen Blick ab, erhebe mein Glas und schüttele das Eis hin und her.
    Keith : »Kennst du den?«, fragt mich Rob.
    »Nee, nie gesehen«, antworte ich.
    »Der arme Penner muss sich ganz einsam und allein einen hinter die Binde gießen«, sagt Rob und nimmt einen kräftigen Schluck Bier. »Was der wohl für ’ne Geschichte zu erzählen hat?«
    »Wen interessiert’s? Wir sitzen ja auch schon seit fünf Uhr hier und gießen uns einen auf die Lampe.«
    »Aber wir haben uns das redlich verdient, Kumpel. Kann das Endorphin immer noch durch meinen Körper pumpen fühlen.«
    »Was du fühlst, ist die Wirkung von importiertem dänischen Lager.«
    »Du bist manchmal ’ne richtige Spaßbremse, Keith. Aber du musst doch zugeben, dass das ein klasse Training war diesmal.«
    Was für ein Training? Rob hat ein paar lumpige Gewichte gestemmt und dabei geschwitzt wie ein Schwein. Wahrscheinlich haben sie den dicken, kleinen Blödmann noch in Finchley gerochen.
    »Ja, klasse Workout«, sage ich und stoße mit ihm an.
    »Hab gehört, die Leute von Newman haben das Schwein geschnappt«, verkündet Rob.
    Ich hatte heute frei, daher ist mir diese Info neu. »Ach ja? Das ging ja schnell. Wer ist es denn?«, frage ich.
    »Ein junger Mann hier aus der Gegend. Wohnt in der Nähe der Woods. Hat ’nen Itaker-Namen wie Mario, Marco, Luigi oder so ähnlich. Verheiratet, ein Kind. Die haben ihn den ganzen Tag in die Mangel genommen. Es heißt, er könnte der Täter sein. Nehme an, die liegen richtig.«
    »Was macht dich so sicher, Sherlock?«, frage ich.
    »Hab gesehen, wie sie ihn heute Morgen reingeführt haben. Der hatte so ’nen komischen irren Blick. Verdammt gruseliger Typ.«
    Ich muss lachen.
    »Was ist so lustig?«, fragt Rob.
    »Weil Psychos nur im Film diesen irren Blick haben, Kumpel. So wie Billy Zane in Todesstille oder Harry Connick in Copykill . Im wahren Leben sehen diese Typen aus wie Fred West, und du würdest dir von ihnen ohne Weiteres den Fußboden neu zementieren lassen. Kurz: Vergiss es, der Typ war es nicht.«
    »Nur weil du als Erstes am Tatort warst, bist du noch lange nicht allwissend«, murmelt er.
    »Und was will Newman im Prozess aussagen? ›Er muss einfach schuldig sein, Euer Ehren. Sehen Sie sich doch nur mal seine Augen an!‹«
    »Na ja, die werden wohl noch andere Beweise

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