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Der normale Wahnsinn - Roman

Titel: Der normale Wahnsinn - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Beaumont
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das alles bewältigen, ja, das frage ich mich wirklich.«
    »Wir haben da so unsere Mittel und Wege«, erwidere ich.
    »Erinnern Sie sich zufällig an meinen Mann?«, fragt sie mich plötzlich. »Wissen Sie, was ihm zugestoßen ist?«
    »Nein, meine Liebe, leider nicht. Aber machen Sie sich keine Sorgen, wir werden jemanden finden, der Ihnen Auskunft geben kann.«
    »Ich wüsste so gern, wie es ihm geht.«
    »Das verstehe ich … Sie sind nicht von hier, oder? Haben Sie eine lange Reise hinter sich?«
    »Ich komme aus Yorkshire. Aus Wetherby. Ist ein kleines Städtchen … Sie werden es vermutlich gar nicht kennen, falls sie nicht zufällig selbst von dort kommen. Wetherby liegt genau auf der Mitte zwischen hier und Edinburgh …«
    Sie scheint sich ihre Sorge irgendwie von der Seele reden zu müssen, und ich lasse sie einfach weiterschwatzen, während ich den zuständigen Arzt suche. Auch war ich eben nicht ehrlich zu der Frau, denn ich kenne ihren Mann sehr wohl. Hab ihn zwar nicht selbst versorgt, aber ich hab mitbekommen, wie er mit dem Rettungswagen hier ankam. Man vermutete einen Herzinfarkt. Ist wohl in einem Bed & Breakfast in Camden zusammengebrochen. Hatte nur seine Socken und Unterhosen an, als sie ihn einlieferten, der arme Kerl. Seine restlichen Sachen trafen in einer Sainsbury-Tüte hier ein. Komisch, an was man sich im Nachhinein so erinnert. Wie auch immer, es war nicht das Herz, sondern eine Lungenembolie, wie sich nach der Röntgenaufnahme herausstellte. Er war den ganzen Morgen in der Notaufnahme, bis sie endlich ein Zimmer für ihn gefunden hatten. All das hätte ich seiner Frau natürlich erzählen können, aber das fällt nicht in meinen Zuständigkeitsbereich. Dafür ist Doktor Chavrimootoo da. Dafür verdient sie schließlich fünfmal so viel im Monat wie ich.

    Marcia : Gott, was für ein Tag. Am Anfang war noch alles ruhig, doch schon nach einer Stunde brach die Hölle los. Es ist gut, endlich wieder nach Hause zu kommen, zurück in meine kleine Wohnung. Na ja, meine und Carltons Wohnung. Ich rufe seinen Namen, als ich eintrete, obwohl nirgendwo Licht brennt. Er istnicht zu Hause, aber das überrascht mich nicht wirklich. Es ist ja erst sechs Uhr. Ich ziehe meinen Mantel aus und stelle den Fernseher an. Gerade laufen zwar nur Nachrichten, aber ich mag es, wenn aus dem Hintergrund Stimmen zu hören sind. Ich trage meine Tüten in die Küche, heize den Ofen vor und verstaue meine Einkäufe im Kühlschrank. Dann entferne ich die Verpackung von der Lasagne und schiebe das Fertiggericht in den Backofen. Ich brauche für Carlton nicht zu kochen. Normalerweise bringt er sich was vom Imbiss mit nach Hause. Wenn er denn überhaupt mal nach Hause kommt.
    Letzte Woche ist er wieder festgenommen worden. Haben ihn den ganzen Tag festgehalten, weil sie ihm zur Last legten, er hätte irgendwelchen Schülern die Handys gestohlen. Erst wollte er es mir nicht erzählen, um mich nicht zu beunruhigen, aber ich hab’s trotzdem aus ihm rausgekriegt. Er hat versucht, die Sache vor mir zu verheimlichen, aber er ist ein lausiger Lügner, und ich weiß immer ganz genau, wenn er in Schwierigkeiten steckt. Niemals würde Carlton jemanden bestehlen, geschweige denn irgendwelche Schulkinder. Aber so lange er der größte schwarze Mann mit den längsten Haaren in der Gegend ist, so lange werden sie ihn auf dem Kieker haben und festnehmen, wann immer sich die Gelegenheit dazu ergibt. Okay, an seiner Größe kann er nun mal nichts ändern, aber er könnte sich diese verdammten Dreadlocks abschneiden. Ich schwöre, eines nachts, wenn er schläft, werde ich noch selbst Hand anlegen.
    Es klopft an der Tür. Ich gehe ins Wohnzimmer und rufe: »Bist du das, Carlton? Hast du wieder keine Schlüssel dabei. Bitte sag nicht, dass du die wieder verloren hast.«
    Eine männliche Stimme antwortet: »Hier ist die Polizei. Wir suchen nach Carlton Priestley. Könnten Sie die Tür öffnen?«
    Gott, mein Herz. Aber das kenne ich schon, und ich weiß inzwischen auch, damit umzugehen. Ich lege die Kette vor die Tür und öffne sie einen Spalt. Da wird mir eine Polizeimarke vor die Nase gehalten. »Ich bin Detective Constable Sparkes«, sagt dieStimme auf der anderen Seite. »Und das hier ist Detective Constable Raymond. Bitte öffnen Sie die Tür.«
    Ich atme tief durch und mache die Tür auf. Auf meiner Fußmatte stehen ein Mann und eine Frau. Ich bemerke, dass sie hereinkommen wollen, aber ich trete nicht zur Seite. »Carlton ist nicht

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