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Der normale Wahnsinn - Roman

Titel: Der normale Wahnsinn - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Beaumont
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aus dem Weg gehen. Irgendwann muss ich mich ihr stellen, und das kann ich genauso gut auch gleich tun.
    »Laura, tu mir einen Gefallen und gib Kieran seinen Porridge, okay?«, sage ich.
    »Och, Mann«, beklagt sich meine Tochter.
    »Ich bin kein Baby mehr!«, beklagt sich Kieran.
    »Dann hör auf, wie eins zu essen«, gebe ich zurück. »Und Laura, du fütterst jetzt deinen Bruder, hast du mich verstanden?« Ich nehme den Anruf entgegen. »Kate, hi …«, sage ich in Erwartung einer Tirade. Doch nichts dergleichen passiert. Lediglich ein Schniefen dringt an mein Ohr. Kate Lister weint? Das ist ja allerhand! »Kate, alles in Ordnung?«, frage ich zögernd nach.
    »Nein, ganz und gar nicht«, kommt es nach einer Weile mit brüchiger Stimme zurück.
    »Ist es wegen Cameron? Geht’s ihm gut? Er ist doch nicht etwa wieder im Krankenhaus, oder?«
    »Nein, der ist okay. Auf dem Weg der Besserung. Es ist wegen Marco.«
    »O Gott, was ist denn los?«, frage ich entsetzt.
    Hab ich das eben gesagt? Ich kann’s nicht fassen. Ich hätte Kate schon längst sagen sollen, was Ali mir erzählt hat. Hätte sie vorwarnen müssen. Aber dazu war ich ja zu feige.
    »Es ist einfach schrecklich«, sagt sie. »Die letzten beiden Tage waren einfach … Ich weiß gar nicht, wie ich’s ausdrücken soll. Es ist so … beschämend …«
    Es folgt eine lange Pause, und ich verspüre wenig Lust, diese mit Inhalt zu füllen.
    »Es ist … wegen dieses Mädchens, das letzte Woche ermordet wurde, weißt du?«, sagt sie schließlich.
    »Die Sache in den Highgate Woods?«, frage ich unnötigerweise nach.
    »Ja, die Polizei hat Marco in dem Fall verhört.«
    »Mein Gott, Kate, das ist ja schrecklich!« Ehrlich, ich kann nicht glauben, wie heuchlerisch ich sein kann. Besitze ich denn überhaupt kein Schamgefühl? Offenbar nicht. »Die glauben doch nicht etwa, dass er –«
    »Nein, das nicht. Jedenfalls nicht mehr. Sie haben ihn zwei Tage lang in die Mangel genommen. Und mich und Christie haben sie auch verhört. Aber er ist nun von jedem Verdacht freigesprochen, Gott sei Dank.«
    Brendon hält ein paar Scheiben Brot hoch und winkt damit auffordernd in meine Richtung. Wer bin ich eigentlich? Die Dienstmagd der Familie? »Die kannst du dir gefälligst selbst toasten, Brendon«, rufe ich ihm zu. »Sorry, Kate, was hast du gesagt? Er ist von jedem Verdacht freigesprochen worden? Das ist gut. Aber warum zum Teufel haben sie ihn denn überhaupt vorgeladen?« Jesus, jedes Mal, wenn ich den Mund aufmache, wird es schlimmer. Aber wenn man erst mal im Loch sitzt, dann fängt man automatisch an zu graben. Bis man sich sein eigenes Grab geschaufelt hat, nicht wahr?
    »Ach, eine ganz dumme Sache. Im Grunde nur eine Verwechslung«, sagt sie so beherrscht, wie es nur einer Kate Lister möglich ist. »Offenbar trifft auf ihn die Beschreibung eines Mannes zu, der in Begleitung des Mädchens gesehen wurde, bevor sie – Die Polizei musste ihn jedenfalls verhören, und sei es auch nur, um ihn von der Liste der Verdächtigen zu streichen. Reine Routine …«
    Dann bin ich also nicht die Einzige, die es mit der Wahrheit nicht so genau nimmt. Offenbar hat Marco es also irgendwie geschafft, seine Stalkerei vor Kate geheim zu halten. Jetzt ist er aus dem Schneider, und ich bin es hoffentlich auch. Natürlich missfällt mir meine Unehrlichkeit zutiefst, aber ich bin auch seltsam erleichtert.
    »Das ist einfach alles so verdammt schrecklich, Siobhan«, schluchzt Kate los, die offenbar gerade wieder die Kontrolle über sich verloren hat.
    »Ich weiß, ich weiß. Du musst wirklich durch die Hölle gegangen sein. Aber jetzt ist’s ja vorbei. Marco ist von der Liste der Verdächtigen gestrichen worden, und alles ist wieder gut«, versuche ich, sie zu trösten. »Es war für alle Beteiligten sicherlich ein großer Schock, aber jetzt ist es überstanden.«
    »Ja, ja, aber er verhält sich so –«
    »Laura, versuch bitte, deinem Bruder den Brei in den Mund zu schieben, Herrgott noch mal. Ich hab hier erst gestern feuchtgewischt! Tut mir leid, Kate, aber hier findet gerade die Fütterung der Raubtiere statt. Was sagtest du gerade?«
    »Er redet einfach nicht mit mir. Weder über diese Sache noch über irgendwas . Cameron ist todsterbenskrank, meine Karriere geht gerade den Bach runter, und Marco tut so, als ginge ihn das alles nichts an. Er ist sogar noch verschlossener als sonst. Ich bin mit meinem Latein wirklich am Ende, Siobhan. Ich weiß nicht, was ich machen soll.

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