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Der normale Wahnsinn - Roman

Titel: Der normale Wahnsinn - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Beaumont
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hatte bei dem IVF-Eingriff gepfuscht, so dass sie über einen Liter Blut verlor, das sich in ihrem Bauchraum gesammelt hat. Wie Paul mir erzählte, musste das Blut schleunigst abgesaugt werden. Doch Ali war inzwischen schon so anämisch, dass eine Bluttransfusion nötig wurde, bevor überhaupt operiert werden konnte. »Der Arzt meinte, sie wäre fast verblutet«, sagte Paul. »Denk nur, sie wäre fast gestorben , Siobhan.« Und dann ist er schier zusammengebrochen, der arme Kerl.
    Man mag gar nicht darüber nachdenken …
    Nachdem ich Ali besucht habe, werde ich mich kurz mit Kate treffen. Ja, ich stelle meinen Vormittag ganz in den Dienst meiner lieben Freundinnen. Gott sei Dank sind die Kinder untergebracht. Laura und Brendon sind in der Schule, Kieran ist in der Kinderkrippe, Dom ist wieder im Bett, und Josh hab ich bei Darla abgegeben. Sie wohnt nebenan und hat selbst was Kleines zu Hause, weshalb wir uns gelegentlich mit dem Babysitten abwechseln. Ich hätte Josh auch mitnehmen können, aber ich glaube nicht, dass Ali jetzt den Anblick eines Babys ertragen könnte, wo sie bei dem Versuch, selbst eins zu kriegen, fast gestorben wäre.
    Und ich glaube auch nicht, dass ihr diese Totenblumen gefallen werden. Ich werde den Floristen ein bisschen bezirzen müssen, damit er mir den Strauß umtauscht. Als ich den Laden wieder betreten will, stoße ich mit einer männlichen Politesse zusammen. Diese kleinen Bluthunde sind aber heute früh auf den Beinen, denke ich. Mein Auto steht gleich um die Ecke auf einem Anwohner-Parkplatz. Wenn ich mich beeile, bin ich schneller wieder dort als er. Es ist ein Rennen gegen die Uhr, wie so oft in meinem Leben.
    362 : »Sorry, Madam, tut mir echt leid«, sage ich. »Hab doch jetzt hoffentlich nicht Ihren Blumenstrauß ruiniert?«
    »Nein, es ist nichts passiert, danke«, erwidert die Frau, bevor sie in den Laden eilt. Jeder scheint es heute eilig zu haben. Hoffentlich steht ihr Auto nicht im Parkverbot, weil ich ihr nach dieser Sache nur ungern ein Bußgeld aufs Auge drücken würde. Davon abgesehen machte sie auch einen sehr netten Eindruck auf mich.
    Ich checke die Wagen in den Parkbuchten. Das Halten ist hier nur für eine Stunde erlaubt, und das auch nur zwischen zehn Uhr morgens und vier Uhr nachmittags. Jetzt ist es sechs Minuten vor zehn, und an diesem Morgen haben gleich vier Wagenhalter das Schicksal heraufbeschworen. Ich stelle dem erstenParksünder einen Strafzettel aus. Ein blauer Saab mit Verdeck. Der zweite ist ein Smart – mit einem offenbar nicht gerade smarten Besitzer, denke ich, als ich ihm das Ticket an die Windschutzscheibe hefte. Der Witz belustigt mich nach all der Zeit nicht mehr wirklich. Der nächste Kandidat ist ein Jaguar mit persönlichem Nummernschild: 1300B5. Die 3 wurde ein bisschen nahe an die 1 gestanzt, sodass ich die beiden Nummern fast für ein B gehalten hätte. Bei diesem Job muss man sich höllisch konzentrieren, sonst verursacht man am Ende noch dem Falschen ’ne Menge Ärger. Der vierte und letzte Wagen ist ein ziemlich heruntergekommener Vauxhall Astra. Vermutlich wird das Knöllchen seinen Besitzer mehr schmerzen als den Fahrer des Jaguars, aber so was darf mich in meinem Job nicht interessieren. Ich gebe die Nummer in meinen Kleincomputer ein und drucke das Ticket aus. Das schiebe ich in einen selbstklebenden Umschlag und hefte diesen an die Windschutzscheibe.
    »Was soll das, Kumpel, es ist doch schon nach zehn.«
    Ich drehe mich um. Vor mir steht ein Riese. Ich bin gerade mal 1,60 Meter groß; insofern überragen mich die meisten meiner Geschlechtsgenossen beträchtlich. Das muss der Besitzer des Vauxhall sein. Ich schaue auf die Uhr. Tatsächlich, es ist eine Minute nach zehn.
    »Sie haben den Wagen aber vor zehn Uhr hier geparkt«, erkläre ich. »Und ich hab das Ticket auch vor zehn ins System –«
    »Es ist jetzt aber nach zehn!«, brüllt der Typ mich an und schiebt sein Gesicht ganz nah an meins. »Verstehst du mich: Es ist verdammt noch mal nach zehn Uhr!«
    »Wie gesagt, Sir, Sie haben hier bereits vor zehn Uhr gestanden, und zu diesem Zeitpunkt bin ich auch –«
    »Hör mal, Freundchen, keine Ahnung, ob man euch in Nigeria beigebracht hat, die Uhr zu lesen, aber in diesem Land wird für diesen Parkplatz kein scheiß Ticket mehr ausgestellt, sobald der kleine Zeiger auf zehn und der große auf zwölf steht, kapiert? Das heißt, hier ist jetzt für dich Feierabend , okay?!«
    Das Gesicht des Mannes ist puterrot. Jetzt beugt

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