Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der normale Wahnsinn - Roman

Titel: Der normale Wahnsinn - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Beaumont
Vom Netzwerk:
Arzt gesagt hat«, erwidere ich. »Du bist einfach noch zu angeschlagen, um schon zu reisen. Das Medikament muss noch einige Tage wirken, bevor sich die Blutgerinnsel aufgelöst haben werden.«
    » Medikamente? Die haben mir Rattengift verabreicht! Das wusstest du, oder nicht? Warfarin ist nichts anderes als Rattengift.«
    Er ist immer noch totenbleich, aber Gott sei Dank nörgelt er wieder wie gewohnt. Er muss auf dem Weg der Besserung sein.
    »Ja, aber es ist auch das beste Antikoagulant auf dem Markt«, zitiere ich den Arzt. Das Personal hier scheint wirklich gut zu sein und kümmert sich ganz vorbildlich um Phil. Mein Mann ist in seinem Hotelzimmer zusammengebrochen. Mutterseelenallein. Es muss schrecklich für ihn gewesen sein. Glücklicherweise war das Telefon in erreichbarer Nähe, sodass er an der Rezeption anrufen konnte. Er war sich sicher, einen Herzanfall erlitten zu haben, und das dachten die Ärzte zunächst auch, bis sie diese kleinen Thromben in seiner Lunge entdeckt haben. Paul sagte, er hätte im Vorfeld keine Schmerzen gehabt, nicht mal ein Stechen, doch seinem Körper fehlte Sauerstoff. Natürlich war er müde, doch das hat er auf die Arbeit geschoben.
    Typisch, Phil. Er schuftet wie ein Tier, sitzt nicht selten bis sieben Uhr abends noch im Büro und bringt sich auch noch Arbeit mit nach Hause. »Wir sind jetzt zweiundfünfzig«, sage ich oft, »wir sollten langsam mal ein bisschen kürzertreten«, aber er hört ja nicht auf mich. Es ist nicht mal so, dass er seinen Job übermäßig liebt. Er arbeitet für eine Firma, die ihren Sitz etwas außerhalb von Leeds hat. Sie werden sie vermutlich nicht kennen; es ist eine Fabrik, die Türscharniere produziert. Ich meine, wer könnte sich je für Türscharniere begeistern? Phil arbeitet schon vierundzwanzig Jahre dort, und das in guten wie in schlechten Zeiten. Zuletzt waren die Zeiten meistens schlecht, wie man leider sagen muss. Phil ist davon überzeugt, dass er der Nächste auf der Abschussliste sein wird, wenn er nicht ranklotzt wie ein Verrückter. Dauernd werden in seiner Firma Leute entlassen wie wohl überall in der Fertigungsindustrie, wie ich annehme. Als er dort angefangen hat, hatte der Laden über zweihundert Angestellte; jetzt sind es weniger als fünfzig.
    »Die Kinder lassen dich ganz lieb grüßen«, versuche ich, ihnaufzumuntern. »Lizzy kommt morgen vorbei, sie kann es kaum erwarten, dich zu besuchen.«
    Lizzy ist unsere Älteste – sie wurde letzten Monat dreiundzwanzig. Sie arbeitet bei Orange und scheint da auch ziemlich Karriere zu machen. Man hält sie dort wohl für unersetzlich. »Die Zukunft ist verheißungsvoll, die Zukunft heißt Lizzy«, pflegt Phil immer zu sagen.
    »Sie soll sich keine Umstände machen«, meint er. »Bin doch bald schon wieder zu Hause. Und du solltest auch heute noch zurückfahren, hörst du. Mark kann sich doch nicht mal allein die Schuhe zubinden.«
    Unser Mark ist siebzehn, und Phil hält keine großen Stücke auf ihn. Na ja, er ist in einem schwierigen Alter und provoziert nur allzu gern. Leider lässt sich Phil jedes Mal aufs Neue auf diese Spielchen ein. Dazu kommt, dass Mark die Schule abgebrochen hat und nun bei Morrisons arbeitet. Aber ich sehe die Sache positiv, denn ich erinnere mich noch gut daran, wie verzweifelt wir waren, als Lizzy sich nicht fürs Studium qualifizieren konnte – und nun schauen Sie nur, was aus ihr geworden ist.
    »Mark geht’s gut«, sage ich. »Margaret hat mir versprochen, mal nach ihm zu sehen, und der Kühlschrank ist auch voll. Davon abgesehen isst er ja sowieso immer außer Haus. Er macht sich große Sorgen um dich, weißt du? Er wollte dich eigentlich mit Lizzy besuchen kommen, kriegt aber keinen Urlaub.«
    »Tja, kann nicht behaupten, dass es mir leidtut. Was kann es Schlimmeres geben, als wenn sich die ganze Familie bei einem im Krankenzimmer einfindet«, sagt Phil. »Verstehe auch gar nicht, warum du dich auf den Weg gemacht hast.«
    »Sei nicht albern. Ich fahre gemeinsam mit dir nach Hause zurück«, sage ich. Ich hab mir ein Zimmer in einem kleinen Hotel genommen, dass nur fünf Minuten vom Krankenhaus entfernt liegt. Es ist nicht sonderlich sauber, und eigentlich haben wir für so was auch kein Geld, aber ich werde hier bleiben, bis Phil entlassen wird. »Außerdem hab ich hier ja auch noch waszu erledigen«, fahre ich fort. »Ich werde nämlich später in dein Hotel fahren und deine Sachen abholen.«
    »Tu das nicht«, sagt er.
    »Aber warum denn

Weitere Kostenlose Bücher