Der Novembermörder
Erscheinungen verschwanden, sie wurde blind. Das unkontrollierbare Zittern kam wieder, aber diesmal war nicht die Kälte der Grund. Sie sank zu Boden, mit dem Rücken gegen die Wand. Jammernd begann sie sich langsam in die Richtung zu bewegen, von der sie meinte, dort die Tür zu finden. Schließlich spürte sie die trockenen Bretter der alten Stalltür unter ihren aufgerissenen Fingerkuppen. Sie bekam sie auf, indem sie sich mit ihrem ganzen Körpergewicht verzweifelt gegen die Tür warf und so den morschen Riegel aufsprengte. Sie wankte in den Regen hinaus und sank auf die Knie, setzte sich auf die Hacken, legte die Hände leicht auf die Schenkel und schloss die Augen. Sie trat ins mokuso, während der Regen die Pisse wegspülte. In dieser Haltung fanden sie sie.
KAPITEL 13
Sie hatte seit der Geburt der Zwillinge nicht mehr im Krankenhaus gelegen. Zuerst protestierte sie dagegen, dort eine Nacht zu verbringen, aber eine entschlossene, mütterliche Krankenschwester erklärte ihr ruhig und sachlich: »Sie haben einen Schlag in den Nacken bekommen, der kann zu Blutungen und Atemlähmung führen. Daran können Sie sterben, bevor Sie ein Krankenhaus erreichen! Und das wollen wir doch nicht. Hier können wir Sie die ganze Nacht überwachen und sofort einschreiten, wenn Komplikationen auftreten. Einverstanden?«
Leicht beunruhigt nickte Irene zustimmend. Gleich zog es im Nacken. Vorsichtig hob sie den Kühlbeutel hoch und befühlte die Schwellung. Von der Größe eines kleinen Hühnereis. Weich. Ihr war schwindlig und leicht übel. Obwohl es allmählich besser wurde. Jetzt war sie eigentlich nur noch müde und wollte eine Weile schlafen. Aber das würde noch dauern. Nach einer warmen Dusche bekam sie ein sauberes Krankenhaushemd gereicht, das so sexy und elegant wie ein Müllbeutel war. Ärzte und Krankenschwestern liefen bei ihr ein und aus. Sie redeten auf sie ein, um sicherzugehen, dass sie nicht in Bewusstlosigkeit abglitt, kontrollierten den Blutdruck und leuchteten ihr mit Taschenlampen in die Augen, um die Größe der Pupillen zu überprüfen. Als sie sich erdreistete, einen pickeligen Jüngling zu fragen, wozu das denn gut sein sollte, antwortete er locker: »Wenn eine Pupille größer ist als die andere, dann ist es gelaufen!«
Geschockt von der Erklärung beschloss Irene, sich ihrem Schicksal zu überlassen. Wenn man sie doch nur in Ruhe lassen würde! Aber es vergingen mehrere Stunden, bis sie endlich erschöpft in einen leichten, unruhigen Schlummer fiel. Bis dahin wurde sie von Leuten geweckt, die hereinkamen und irgendetwas kontrollierten.
Mittlerweile waren auch Sven Andersson und Tommy Persson bei ihr gewesen und hatten mit ihr gesprochen. Beide konnten weder ihre Unruhe noch gleichzeitig ihre Erleichterung verbergen. Tommy drückte sie fest an sich. Sie schrie auf, erklärte aber gleich entschuldigend: »Tut mir Leid, Tommy, aber ich bin ein einziger blauer Fleck. Guck nur!«
Wie ein Kind zeigte sie ihm die blau geschlagene Achsel, Hüfte, die aufgeschrammten Hände und Knie. Schließlich sagte sie: »Die Ärzte meinen, die Rippe ist nicht gebrochen, sondern nur angeknackst. Ich soll es eine Weile etwas ruhiger angehen lassen. Aber wie geht es Jimmy?«
Tommy antwortete mit ernster Miene: »Er ist aufgewacht, aber er hat einen bedeutend härteren Schlag auf den Schädel gekriegt als du. Wie kommt das? Haben sie gesehen, dass du eine Frau bist, oder was?«
»Nein, das wohl kaum. Ich nehme an, die Baseballkappe hat den Schlag abgefangen. Ich hatte sie falsch herum auf, sodass der Schirm über meinen hochgeschlagenen Jackenkragen ragte. Das konnten sie in der Dunkelheit sicher nicht sehen. Jimmy hat darüber hinaus auch noch einige Tritte gegen den Kopf abgekriegt, als wir im Schuppen lagen«, fügte Irene finster hinzu.
Danach strengte sie sich an, sich an alles, was gesagt und gemacht worden war, zu erinnern. Der Kommissar horchte besonders auf, als sie berichtete, dass Bobos Name gefallen war: »Erst ist er mit dem Zaster abgehauen. Und dann hetzt er die Bullen auf uns, während wir hier mit nacktem Arsch sitzen.« Etwas in der Richtung hatte der Dicke gesagt.
Sie hatte das Gefühl, Andersson würde gleich vor unterdrückter Mitteilungsfreude platzen, wurde aber von Tommys strengem Blick gebremst. Nun, wen kümmerte es? Sie würde schon rechtzeitig alles erfahren. Schlafen. Endlich schlafen dürfen und nicht mehr an all das denken müssen, was passiert war. Da stürmten die Zwillinge und Krister
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