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Der Novembermörder

Der Novembermörder

Titel: Der Novembermörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Tursten
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durch die Tür und alles war nur noch ein einziges Küssen, Umarmen und Heulen. Die mütterliche Krankenschwester, die offenbar ihr persönlicher Schutzengel war, hatte ihnen zehn Minuten versprochen, obwohl der Arzt von jedem Besuch abgeraten und vor heftigen Gemütsregungen gewarnt hatte. Irene versuchte unerschrocken zu wirken.
    »Ha! Heftige Gemütsregungen! Nach dem, was ich heute mitgemacht habe, kann alles unter sieben Komma fünf auf der Richterskala als friedlich angesehen werden!«
    Andersson zwinkerte Krister zu.
    »Sie wird wieder ganz die Alte.«
    Irene sah, wie Tommys Blick auf Jennys mützenbekleidetem Kopf ruhte. Als Krister sie vorsichtig umarmte und auf die Wange küsste, flüsterte sie ihm ins Ohr: »Am Mittwoch kommt Tommy zu uns zum Essen. Sorg dafür, dass Jenny zu Hause ist.«
    Krister sah sie erstaunt an, nickte aber wortlos. Katarina warf ihren Eltern einen misstrauischen Blick zu.
    »Was flüstert ihr da?«, fragte sie.
    »Wie glücklich ich bin, dass ich euch drei habe. Und dass ich morgen nach Hause komme.«
    Krister lächelte, aber die Sorgenfalte auf seiner Stirn war außergewöhnlich tief.
    »Die Krankenschwester hat gesagt, dass du wahrscheinlich morgen entlassen wirst. Ich komm dich dann abholen. Ich hab morgen den ganzen Tag frei. Hab die Schicht mit Sverker getauscht. Und bis dahin haben sie wohl auch den Wagen aus dem Graben rausgeholt«, sagte er.
    »Graben? Wagen?«
    »Der ist in eine Düne gerutscht, neben dem Graben, wo du ihn abgestellt hast. Aber der Abschleppwagen wird ihn rausziehen. Alles ist unter Kontrolle. Und viele Leckeinheiten von Sammie. Und von uns auch.«
    Erneutes Umarmen und Küssen und dann kam Irenes Schutzengel und schmiss alle raus. Die Müdigkeit überfiel Irene und sie wollte sich nur noch fallen lassen, ganz tief, und ausruhen. Doch ihr Schlaf war leicht und unruhig.
     
    Bevor Irene das Krankenhaus verließ, wollte sie Jimmy Olsson besuchen. Krister hatte saubere Kleider mitgebracht. Zu ihrer Erleichterung brauchte sie ihren Besuch also nicht in Krankenhauskleidern abzustatten. Es stellte sich heraus, dass Jimmy auf der gleichen Abteilung lag. Der Schutzengel zeigte ihr das Zimmer. Vorsichtig klopfte sie an und spähte durch den Türspalt. Jimmy sah aus wie eine Karikatur. Aber es war ernst. Irene spürte, wie sich ihr die Kehle vor Mitleid zuschnürte. Sie humpelte ins Zimmer. Er war wach, und das Auge, das zu sehen war, erstrahlte bei ihrem Anblick. Das andere war hinter einer Kompresse verborgen. Sein Kopf war in eine mützenähnliche Gazebinde gewickelt, durch die verschiedene Kompressen zu sehen waren. Die rechte Hand steckte in einer elastischen Binde, die eine Plastikschiene an Ort und Stelle hielt. Am linken Arm hing ein Tropf. Was von seinem Gesicht zu sehen war, war angeschwollen und blaurot. Aber seine Stimme klang fröhlich.
    »Hallo Irene!«, rief er ihr zu.
    »Selber hallo!«
    Sie legte ihre Hand auf seine unbeschädigte linke Hand, und ihr fiel nichts Besseres ein, als diese aufmunternd und energisch zu klopfen. Ein dicker Kloß saß ihr im Hals und wollte und wollte nicht verschwinden. Sie versuchte es Jimmy nicht zu zeigen. Einigermaßen ruhig brachte sie hervor: »Jetzt weißt du also, wie das ist, mit jemandem von der Kripo auf Beobachtungstour zu gehen. Von wegen, seine Erfahrungen und Kontakte ausweiten! Körperkontakt mit den Hell’s Angels, so sieht’s aus!«
    Er wollte lachen, genau wie sie gehofft hatte, bremste sich aber schnell selbst.
    »O Scheiße! Das tut weh, wenn ich lache«, sagte er mit verzogenem Gesicht.
    Voller Reue streichelte sie erneut seine Hand und fragte: »Und wie ist das mit der Gehirnerschütterung!«
    »Gar nicht so schlecht, jetzt hab ich endlich eine Entschuldigung, wenn ich zu tranig bin. Aber mal im Ernst, mir geht es nicht besonders gut. Kopfschmerzen. Ich werde wohl ein paar Tage hier bleiben müssen. Weißt du, ob draußen in Billdal irgendwas passiert ist?«
    »Nein. Nur, dass sie mein Auto aus dem Graben haben ziehen müssen. Aber das ging alles glatt. Wenn ich es schaffe, soll ich heute Nachmittag ins Präsidium gehen und mir Fotos angucken.«
    »Von Mitgliedern der Hell’s Angels?«
    »Genau. Kann nicht behaupten, dass ich mich drauf freue, diese netten Visagen wieder zu sehen, aber natürlich will ich, dass sie geschnappt werden!«
    »Genau! Aber warte auf mich, ich habe mit ihnen auch noch ein Hühnchen zu rupfen.«
    Jetzt funkelte eine rote Flamme tief in dem einen sichtbaren Auge. Der

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