Der Novembermörder
um ihn herum beeindruckt. Sie verließen das Arbeitszimmer und betraten den nächsten Raum. Der erwies sich als die schon viel besprochene Sauna, gekachelt vom Boden bis zur Decke. Am hinteren Ende des Raumes befand sich eine ganze Plexiglaswand mit einer Tür, auch diese aus Plexiglas. Dahinter waren Bänke in verschiedener Höhe und ein großes Saunaaggregat an der einen kurzen Wand zu erkennen. Außerdem gab es noch eine Dusche mit Wänden und einer Schiebetür aus Glas. Zwei Deckstühle aus Teakholz mit dicken Kissen und ein kleiner Tisch machten das Inventar aus. Es roch intensiv nach Eukalyptus. Irene leuchtete in die Dusche und konnte sehen, dass Wände und Boden noch feucht waren.
»Nichts weiter von Interesse. Weiter«, sagte Andersson.
Hinter der nächsten Tür befand sich eine separate Toilette mit einem großen Marmorwaschbecken. Die letzte Tür auf der rechten Seite des Flurs führte zu einem Billardzimmer. Ein großer Billardtisch dominierte den Raum.
Sie überquerten den Flur und kamen in das größte Schlafzimmer, das beide je betreten hatten. Ein extrabreites Doppelbett mit einer gelben Seidentagesdecke und vielen Kissen beherrschten das Zimmer. Es war umgeben von polierten Holzschränken und Kommoden, und an den Wänden hingen die Bilder dicht an dicht. Hier konnte man übrigens genau sehen, was die Kunst darstellte. Nackte Körper, die meisten davon weiblich. Es gab auch den einen oder anderen posierenden Mann. Einige der Bilder nahe beim Bett waren direkt pornografisch, vielleicht auch erotisch, da die kopulierenden Paare zum Teil bekleidet waren.
Die Kleidungsstücke, die sie noch trugen, waren altmodisch, wie Schnürleiber, Krinolinen und Schuten. Interessiert betrachtete Irene Huss außergewöhnliche Beischlafstellungen auf einer ganzen Anzahl kleiner japanischer Drucke. Eine Tür in der Wand gegenüber den Kleiderschränken verbarg ein großes Badezimmer mit Toilette. Die Badewanne war ein Eckmodell, offensichtlich das erwähnte Jacuzzi.
Der Kommissar versuchte ein Gähnen zu unterdrücken und sagte: »Es ist jetzt halb elf. Das reicht nur noch für einen kurzen Schnelldurchlauf. Übrigens, ist dir was aufgefallen? Wo sind eigentlich all die neugierigen Nachbarn, die sonst immer angerannt kommen und fragen, was denn passiert ist? Es gibt noch drei Wohnungen in diesem Haus.«
»Ich werde schnell mal die Operation Anklopfen durchführen.«
Irene verließ das von Knecht’sche Schlafgemach und brachte ihre Aufgabe schneller hinter sich, als sie dachte. Auch Sven Andersson war überrascht, als er im unteren Flur schon wieder auf sie stieß.
»Keiner der Nachbarn ist zu Hause. In allen drei Wohnungen ist es still und dunkel. Und ich habe geklingelt und geklopft«, versicherte sie.
Andersson sah nachdenklich aus.
»Das erklärt das Fehlen neugieriger Nachbarn. Und es hat dem Mörder die Sache leichter gemacht. Die Zentrale hat per Telefon ebenfalls keinen der Nachbarn erwischen können. Übrigens habe ich mir noch das letzte Zimmer oben angesehen. Ein Fernsehzimmer. Nichts von Interesse. Nur eine Menge Bilder und ein riesiger Fernseher.«
Er nickte zur Küchentür hin. »Lass uns in die Küche gehen«, sagte er.
Die Küche erwies sich als ultramodern, schätzungsweise um die fünfzig Quadratmeter groß. In der Mitte erhob sich eine große Kücheninsel mit einer gewaltigen kupfernen Abzugshaube darüber. Die Hänge- und Unterbauschränke hatten geschnitzte Fronttüren aus rot getöntem Kirschbaumholz. Auf dem Boden glänzte ein seidenmattes, dunkelrot lasiertes Parkett. Vor dem Herd und um die Kücheninsel herum lagen rotbraune Ziegelklinker. Die Wände waren hell, fast weiß. Unter der Decke liefen Balken entlang, in der gleichen Farbe wie der Boden lasiert. Alles war sauber und ordentlich. Die Klappe der Geschirrspülmaschine stand einen Spalt offen. Vorsichtig schob der Kommissar sie mit dem Ende seiner Taschenlampe auf und leuchtete hinein.
»Gewaschen. Und kein schmutziges Geschirr auf der Spüle«, stellte er fest.
»Sven, guck mal über der Arbeitsplatte«, sagte Irene. »Unter der Abzugshaube hängen Küchengeräte.«
Fünf Zentimeter unter der Unterkante verlief eine festgelötete Stange. Sie war mit kleinen Haken versehen, und an denen hingen diverse Küchengeräte. Ein Fleischerbeil konnten sie nicht entdecken. Andersson sah nachdenklich aus, als er fragte: »Wozu benutzt man eigentlich ein Fleischerbeil?«
Irene wunderte sich, dass er das nicht wusste, ließ sich aber
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