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Der Nussknacker - Reise durch ein Jahrhundert

Der Nussknacker - Reise durch ein Jahrhundert

Titel: Der Nussknacker - Reise durch ein Jahrhundert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sobo
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wir weg sind?«
    »Ja. Das Einzige, was den bekümmert, ist seine fehlende Karre.«
    Sie kippten den Rucksack auf dem Sofa aus. Neben unterwäsche, zwei T-Shirts und einer Jeans lagen jetzt auch Monis Pass und ein kleines Büchlein, das mit Kugelschreiber fast vollgeschrieben war, auf dem Polster.
    »Tagebuch!«, sagte Klemens.
    »Was machen wir damit?«
    Vincent schlug den Personalausweis auf.
    »Die studiert gar nicht.«
    »Woher weißt du das?«
    »Die ist erst sechzehn.«
    »Sah aber irgendwie älter aus.«
    »Die hat uns angelogen.«
    »Blöde Kuh.«
    »Und was machen wir jetzt damit?«
    »Keine Ahnung. Wenn sie das alles vermisst, wird sie es sich schon wieder zurückholen.«
    Plötzlich schrie Vincent auf. Inmitten der Unterhosen und Klamotten auf dem Sofa bewegte sich etwas.
    »Verdammt, was ist das?«
    Klemens nahm ein T-Shirt zur Seite. Ein Tier kam zum Vorschein.
    »Das ist ’ne Schildkröte!«, sagte Vincent, als wäre es kein handgroßes Tier, sondern ein lebensgefährliches Monsterkillervieh.
    »Süß.« Klemens sah der kleinen Schildkröte sofort ihre Harmlosigkeit an, nahm sie auf die Hand und grinste sie an. Es schien, als grinste die Schildkröte zurück.
    »Was machen wir damit?«
    »Aussetzen.«
    »Was?«
    »War ’n Witz, Mann!«
    Klemens blätterte ein wenig im Tagebuch, ohne sich entschließen zu können, darin zu lesen.
    »Sie heißt Kassiopeia.«
    »Woher weißt du das?«
    »Steht hier.« Er zeigte aufs Tagebuch. Er hatte also doch gelesen.
    »Wie die Schildkröte von Meister Hora, die eine halbe Stunde in die Zukunft sehen kann. Dennoch kann sie nicht sagen, was passieren wird. Sie drückt sich mittels geschriebener Worte aus, die sie auf ihrem Panzer erscheinen lassen kann.«
    Beide blickten gleichzeitig auf den Panzer der Schildkröte. Natürlich erschienen da keine Worte. Da erschien gar nichts. Die beiden lachten.
    Klemens klappte das Tagebuch wieder zu, warf es zurück inden Rucksack und stopfte auch das andere Zeug wieder hinein. Die Schildkröte setzte er auf den Boden.
    Beide legten sich auf die Sofas und löschten das Licht. Nur noch unter der Tür war ein schmaler Lichtstreifen zu sehen.
    »Meinst du, Judith hat was mit dem Mord an diesem Bankier zu tun?«, fragte Vincent irgendwann in die Dunkelheit hinein.
    »Glaub ich nicht«, kam von Klemens zurück.
    »Warum ist sie dann abgetaucht?«
    »Weiß nicht.«
    »Und warum hat sie uns nichts gesagt?«
    Diesmal antwortete Klemens nicht.
    Erst viel später, als auch unter der Tür der Lichtstreifen verschwunden war, sagte er: »Schlaf gut.«
    »Du auch«, gab Vincent verschlafen zurück.
    Ich schlief nicht gut. In der Wohnung war keine Ruhe. Immer wieder kamen mitten in der Nacht Leute in die Wohnung und redeten in der Küche laut miteinander, legten Langspielplatten auf oder machten sonst irgendwelche Geräusche, die mich am Schlaf hinderten.
    Ich war froh, als endlich der Morgen graute.
    Da gab es dann wieder eine Überraschung.
    * * *
    Als Klemens und Vincent die Wohnung verlassen hatten und wieder auf der Straße vor dem Haus waren, stand da, wo sie am Vorabend das Taxi abgestellt hatten, nichts mehr. Das Taxi war verschwunden.
    »Geklaut«, sagte Klemens.
    »Oder abgeschleppt«, meinte Vincent und zeigte auf ein Verkehrsschild. »Hier ist absolutes Halteverbot.«
    »Egal, war ohnehin kein Sprit mehr im Tank.«
    »Und was machen wir jetzt?«, fragte Vincent.
    »Wir fahren dahin, wo es schön ist.«
    »Und wo ist das?« Vincents Gesicht sah jetzt besorgt aus.
    »Wo es um diese Jahreszeit ein Traum ist.« Klemens zeigte auf den Rucksack von Moni. »Frag Kassiopeia.«
    »Sylt?« Vincents Gesicht hellte sich auf.
    »Sylt!«
    »Und wie wollen wir da …?«
    »Wie Moni! Daumen raus, und los geht die Reise.«
    * * *
    Was leichter gesagt als getan war. Zwei Jungs werden nun mal nicht so gerne und vor allem nicht so schnell mitgenommen wie eine junge, attraktive Frau.
    Nach einer Stunde am zugigen Straßenrand hielt tatsächlich ein bunter Citroën, eine Ente, vor ihnen an. Noch ehe einer der beiden die zwei Frauen im Wagen fragen konnte, wohin sie fuhren, sagte die Fahrerin: »Na los, steigt schon ein.«
    Wir fuhren auf der Autobahn A 2 quer durchs Ruhrgebiet Richtung Münster. Kurz vor dem Kamener Kreuz wurden alle Autos von einer leuchtenden Polizeisperre gestoppt. Ein mit den Armen fuchtelnder Polizeibeamter, der wie ein Fluglotse mitten auf der Fahrbahn stand, leitete die Autos auf einen Parkplatz neben der Autobahn um.
    »Was ist

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