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Der Nussknacker - Reise durch ein Jahrhundert

Der Nussknacker - Reise durch ein Jahrhundert

Titel: Der Nussknacker - Reise durch ein Jahrhundert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sobo
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denn hier los?«, fragte Klemens zwischen den Sitzen hindurch.
    »Rasterfahndung«, kam von der Frau auf dem Beifahrersitz. »Die suchen Terroristen.«
    Die Fahrerin fluchte leise vor sich hin. Klemens und Vincent sahen sich besorgt an. Natürlich mussten sie jetzt wieder an ihre Schwester denken.
    »Habt ihr Pässe?«
    Klemens und Vincent reichten ihre Papiere nach vorne.
    »Und jetzt Augen zu und schlafen!«, befahl die Fahrerin. »Ist besser so.«
    »Was soll das, Kerstin?«, fragte die Beifahrerin verwundert.
    »Klappe!«, befahl Kerstin und hielt den Citroën an.
    Die Jungs stellten sich schlafend. Drei Polizeibeamte traten an das Auto heran. Einer hatte eine Maschinenpistole umgehängt. Sein Gesicht war finster. Ein anderer sagte, nicht unbedingt freundlich, eher neutral: »Personenfahndung. Die Papiere bitte.«
    Kerstin reichte die Pässe aus dem Seitenfenster. Der Polizist zeigte auf die Jungs auf der Rückbank.
    »Und die zwei?«
    »Eins, zwei, drei, vier.« Kerstin zählte demonstrativ die Pässe durch, als wäre sie Grundschullehrerin und der Polizist ein begriffsstutziger Rotzlöffel.
    Der Polizist schien einen Moment irritiert, nahm dann aber doch die Pässe und verschwand. Jetzt kam der dritte Mann ins Spiel. Er war untersetzt und hatte einen Oberlippenbart. Er sagte: »Machen Sie den Kofferraum auf!«
    Kerstin stieg protestierend und vor sich hin schimpfend aus, während die Frau auf dem Beifahrersitz mit ernster Miene zur Heckscheibe hinausblickte.
    »Was ist los?«, fragte der Mann mit der Maschinenpistole gereizt.
    »Nach was sieht es denn aus?«, gab Kerstin trotzig zurück.
    »Ist ja gut!« Der Beamte mit dem Schnauzbart versuchte zu beruhigen.
    Es dauerte eine Weile, bis Kerstin den Kofferraum aufschließen konnte, denn der Schlüssel klemmte.
    »Wird’s bald!«, drängte der Polizist mit der Maschinenpistole.
    Noch ehe Kerstin reagieren konnte, sprang der Kofferraum auf. Er bot nicht genug Platz, um einen Terroristen darin zu verstecken.
    »Zufrieden?« Kerstin lächelte angestrengt.
    Die Polizisten sahen überhaupt nicht zufrieden aus. Mir schien, als wäre es ihnen lieber gewesen, wenn nicht nur im Kofferraum, sondern im ganzen Wagen die Terrorgruppe gesessen hätte, nach der sie suchten.
    Der Polizist kam mit den Pässen zurück. Kommentarlos reichte er sie der Fahrerin, machte eine wegwerfende Handbewegung, die wahrscheinlich »Fahren Sie weiter!« bedeuten sollte, und ging mit seinen zwei Kollegen zum nächsten Wagen.
    »Blödmann!«, sagte Kerstin und ließ den Motor an. »Ihr könnt die Augen wieder aufmachen.«
    * * *
    Bis Hamburg stritten die Frauen sich ununterbrochen. Die eine, die auf dem Beifahrersitz saß, hatte Verständnis für die Rasterfahndung und die Kontrolle. Die andere war strikt dagegen. Es stellte sich heraus, dass die beiden Schwestern waren. Die Jüngere saß am Steuer.
    »Die Notstandsgesetze, die Einschränkung der Grundrechte, die Berufsverbote, das alles höhlt den Rechtsstaat aus«, sagte Kerstin und klopfte dabei immer wieder aufs Lenkrad.
    »Aber …«
    »Allein schon die Wiederbewaffnung und Kriegstreiberei, die Atommafia und der ganze Scheiß. Franziska, wach auf! Da muss man doch was unternehmen. Gegen Vietnam und all das.«
    »Der Vietnamkrieg ist lange vorbei«, entgegnete Franziska.
    »Das weiß ich auch. Aber erst schlappe zwei Jahre. Und darum geht es auch gar nicht.«
    »Worum dann?«
    »Darum, dass man nicht einfach danebenstehen und zugucken kann. Wie du, Franziska.«
    »Aber dafür muss man doch nicht unschuldige Menschen umbringen.«
    »Wer sagt denn, dass die unschuldig sind?«
    Der Ausdruck auf Franziskas Gesicht schwankte zwischen Wut und Erstaunen über ihre jüngere Schwester. »Und der Bankier?«
    »Der war schuldig«, sagte Kerstin.
    »Spinnst du!« Franziska schien jetzt völlig aus dem Häuschen zu sein. »Das war Mord, Kerstin!«
    »Der Mann war ein Repräsentant dieses Systems, und das muss bekämpft werden.«
    »Du bist ja total durchgeknallt! Du redest wie einer dieser Terroristen! Du würdest ihnen bestimmt Obdach geben, wenn sie …«
    »Genau, Schwesterherz!«, unterbrach Kerstin sie. »Wenn es morgen bei mir klingelt und einer der Gesuchten steht vor der Tür, verstecke ich ihn.«
    »Das ist nicht dein Ernst, Kerstin!«
    So ging es noch eine Weile hin und her.
    Erst als wir in Hamburg ankamen, schien ihnen wieder einzufallen, dass auf der Rückbank zwei fremde Jungs saßen.
    »Wir sind da«, sagte Franziska, als wäre sie froh,

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