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Der Nussknacker - Reise durch ein Jahrhundert

Der Nussknacker - Reise durch ein Jahrhundert

Titel: Der Nussknacker - Reise durch ein Jahrhundert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sobo
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er normalerweiseden hartnäckigsten Zähnen auf den Leib rückte, und begann an meiner unterseite herumzubohren. Nach einer Stunde, in der Dr. Rudolf immer wieder kurze Pausen einlegen musste, weil der Bohrer zu heiß wurde und den Geist aufzugeben drohte, war tatsächlich ein großes Loch in mir.
    »Drei Zentimeter Durchmesser, fast fünfzehn Zentimeter lang, das müsste reichen«, sagte Dr. Rudolf. Er wischte sich den Schweiß von der Stirn und schaltete den Bohrer ab.
    »Dadrin lässt sich einiges transportieren«, sagte Rosas Vater.
    »So viele geheime Informationen haben diese verdammten Nazis doch gar nicht.« Rosa sagte es im Scherz, woraufhin alle lachten.
    »Wir können auf jeden Fall nicht genug davon bekommen!«, erklärte Mr Donald, während Dr. Rudolf das Loch mit einem zurechtgeschnitzten Korken verschloss.
    * * *
    »Um zwölf ?«, fragte Rosas Vater.
    »Um zwölf!«, antwortete Rosa.
    Bis dahin waren es noch zwei Stunden.
    Rosas Vater küsste seine Tochter auf die Wange.
    »Pass auf dich auf, meine Kleine.«
    »Klar.«
    »Und kein zusätzliches Risiko eingehen, klar?«
    »Klar.«
    »Und wenn etwas schiefgeht, nichts zugeben, klar?«
    »Keine Angst, es wird schon nichts schiefgehen.«
    »Und wenn sie dich nicht reinlassen …«
    »Ist gut, Papa! Ich weiß, was ich dann zu tun habe.«
    »Ich mache mir ja nur Sorgen.« Er zog seine Armbanduhr aus der Tasche. »Hier. Für alle Fälle.«
    Rosa schaute erstaunt. Sie nahm die Uhr und steckte sie ein.
    Als ihr Vater bereits an der Tür stand, drehte er sich noch einmal um und sagte: »Mr Donalds Sohn weiß Bescheid. Er wartet im Tiergarten. Du weißt, wie du ihn erkennst?«
    »Klar.«
    Rosas Vater hielt inne, bis Rosa ein wenig genervt sagte: »Er trägt einen weißen Strohhut, hat kurze beige Hosen an und ist so alt wie ich.«
    »Sehr gut.« Er schien erleichtert zu sein. »Viel Glück, meine Kleine.« Er öffnete die Tür. »Wenn es nicht klappt, ist es auch nicht so schlimm.«
    »Es wird schon.«
    »Bis später.«
    »Ja.«
    Die Tür fiel zu. Rosa atmete auf.
    »Endlich«, sagte sie zu mir. »Wenn Papa so weitergemacht hätte, wäre ich auch bald so nervös geworden wie er.«
    Noch zwei Stunden , dachte ich. Rosa dachte dasselbe. Sie steckte mich in einen Beutel, sagte: »Na los, Frau Rosengarten wartet«, und machte sich auf den Weg.
    * * *
    Frau Rosengarten wohnte nur fünf Minuten von Rosa entfernt. Sie hatte sich extra von der Arbeit freigenommen und wartete schon ganz ungeduldig.
    »Na endlich, da bist du ja! Ich dachte schon …« Sie stockte.
    »Alles in Ordnung!«
    »Setz dich.«
    Rosa stellte mich auf den Küchentisch und wollte sich gerade auf einen Stuhl setzen, als sie auf dem Tisch eine aufgeschlagene Zeitschrift entdeckte. Darin waren Fotos von jungen Mädchen abgebildet, die strahlend lächelten.
    »Was ist das denn?«, fragte Rosa belustigt. »Die sehen ja lustig aus!«
    Frau Rosengarten zeigte auf eines der Bilder und sagte: »So wirst du auch bald aussehen!«
    »Nein!«
    Das Bild zeigte ein Mädchen mit einer furchtbar komischen Frisur, bei der die Haare zu Schnecken zusammengerollt am Kopf festgesteckt waren. Dazu trug das Mädchen, das offenbar unter heftiger Geschmacksverirrung litt, eine hässliche eckige Brille und ein gepunktetes Kleidchen. »Das sieht ja peinlich aus!«
    »Stimmt.« Frau Rosengarten ließ keinen Zweifel daran. »Aber es muss sein. Die Nazis haben einen furchtbar schlechten Geschmack.« Sie verzog das Gesicht. Die reizende Frau Rosengarten war kaum mehr wiederzuerkennen. »Und du willst ihnen doch gefallen?«
    Rosa zog eine Schnute. Frau Rosengartens Gesicht entspannte sich wieder. Sie lächelte. »Zumindest für ein paar Minuten, oder?«
    »Die lassen mich auch durch, wenn ich ganz normal aussehe.«
    »Täusch dich da mal nicht«, widersprach Frau Rosengarten und sagte dann energischer: »Setz dich!«
    Sie fing zuerst an, Rosas lange Haare zu kämmen, um sie dann links und rechts am Kopf zu zwei dicken Schnecken aufzurollen. Als sie damit fertig war, steckte sie die Schneckenfest und schnitt ihr einen Pony. Dann bekam Rosa ein ähnlich hässliches Kleid wie auf dem Foto verpasst und eine Brille, die sie völlig entstellte.
    »Damit sehe ich ja alles verschwommen!«
    »Das kann nicht sein«, entgegnete Frau Rosengarten. »Ist ja nur Fensterglas drin.«
    Als Rosa fertig war und in den Spiegel schaute, erschrak sie und schrie entsetzt: »Ich sehe ja aus wie ein Monster!«
    »Pssst! Nicht so laut!« Frau Rosengarten

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