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Der Ölhändler und die Blumenkönigin

Der Ölhändler und die Blumenkönigin

Titel: Der Ölhändler und die Blumenkönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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kleidete sie sie zunächst von Kopf bis zu den Füßen um, gab ihr neue feine Kleider und Wäsche und überließ sie dann sich selber in einem stillen Zimmer ihres Freudenhauses, eines der vornehmsten der Stadt, wo sie täglich guten Tee und gutes Essen erhielt. Von Zeit zu Zeit ging sie zu ihr, in der Absicht, ihr Interesse zu erregen und sie mit freundlichen und warmenWorten zu erheitern. Und Yao-Tjin ließ es sich, da sie nun schon einmal hier war, auch wohl sein. Als sie aber nach einer Reihe von Tagen noch keine Nachricht von Bu-Tjiao erhielt, begann sie wieder sehnsüchtig an ihre Eltern zu denken, und fragte – die Augen voller Tränen, die wie Perlen herunterrannen – Frau Wang, warum denn Onkel Bu gar nicht käme, um nach ihr zu sehen? »Welcher Onkel Bu?« fragte Frau Wang erstaunt. »Nun der Herr Bu, welcher mich zu Ihnen gebracht hat –!« antwortete Yao-Tjin. »Aber der sagte doch, er sei dein eigener Vater!« – »Nein, er heißt Bu und ich heiße Hsing«, gab Yao-Tjin erstaunt zurück und erzählte ihr genau die ganze Geschichte, wie sie auf der Flucht von P'i-Leáng ihre Eltern verloren hätte, wie sie unterwegs Bu-Tjiao getroffen, welcher sie bis Lin-An mitgenommen, und was er ihr alles vorgelogen hatte.
    »So verhält sich also die Sache, so, so –« sagte Frau Wang mehr zu sich. »Du bist ein hilfloses verwaistes Mädchen, das nicht weiß, wohin es seinen Fuß setzen soll –?! Ich will dir einfach die Wahrheit sagen. Es ist am besten so. Jener Bu hat dich für fünfzig Taels hierher verkauft und hat sich davongemacht. Das hierist ein öffentliches Haus. Wir leben von ›gepuderten Mädchen mit bemalten Augenbrauen‹. Wenn ich auch schon drei, vier Pflegetöchter habe, so ist doch nicht eine einzige von ihnen irgendwie schön zu nennen. Wie freue ich mich, daß du so vollkommen, so schön gewachsen bist! Ich will dich wie meine eigene Tochter halten, bis du groß und erwachsen bist, und ich versichere dir, es soll dir nie fehlen an eleganter Kleidung und gutem Essen, solange du lebst.«
    Als Yao-Tjin hörte, wie sie von Bu-Tjiao betrogen worden war, brach sie in lautes Schluchzen aus und weinte bitterlich, während Frau Wang bemüht war, sie zu trösten und ihren Schmerz zu lösen, so gut sie konnte. Yao-Tjin beruhigte sich endlich und fand sich in ein Schicksal, das nicht mehr zu ändern war. Die Alte nannte sie von nun an Wang-Meï und das ganze Haus sprach von ihr nicht anders als von dem »schönen Fräulein«. Sie erhielt Unterricht im Flöten- und Zitherspiel, sie lernte singen und Gedichte schreiben, und man unterwies sie in der Tanzkunst: Nichts gab es, was sie nicht bis zur Vollkommenheit gebracht hätte. Mit vierzehn Jahren zu voller Blüte herangewachsen, war sie an Anmut und Schönheit unvergleichlich, und was inLin-An reich, angesehen und von Adel war, entbrannte in Liebe zu ihrer reizenden Gestalt. Einer suchte den andern an Freigebigkeit und gutem Geschmack in der Auswahl der Geschenke zu übertreffen, um sie nur einmal sehen zu können.
    Es gab aber auch Ästheten, welche, weil sie hörten, daß Yao-Tjin im Schreiben, Malen und anderen schönen Künsten sich sehr auszeichnete, hingingen, um ein Gedicht oder ein Autogramm von ihr zu erbitten. Täglich kamen sie und wichen nicht eher von ihrer Tür, bis ihr Wunsch erfüllt war. So wuchs ihr Ruhm immer höher und jene Schwärmer nannten sie bald nicht mehr nur »das schöne Fräulein«: Huá-Kuí-Niáng-Tsì: »Der Blumen Königin« wurde sie geheißen. Die jungen Herren vom Westlichen See verfaßten ein Gedicht, in dem nur die Vorzüge dieser Blumenkönigin gepriesen wurden.
    »Welches der kleinen Mädchen kann sich an Schönheit vergleichen
Mit der reizenden Wang, voller Anmut und Geist?
Schreiben kann sie und malen und dichten, die Flöte auch spielen,
Zither, Gesang und Tanz und viel anderes mehr.
Oft vergleicht man den Westlichen See mit der schönsten der Frauen
Hsi-Tsì, auch Hsi-Tsì erreicht lang ihre Schönheit noch nicht!
Wer ist der Glückliche, der ihren herrlichen Leib darf genießen? –
Sterben möcht' ich so gern, wär' es – ach! – mir nur vergönnt!«
    Da Wang-Meï mit ihren vierzehn Jahren schon so berühmt war, gab es bereits einige Lebemänner, welche ihr diskret zu verstehen gaben, wozu sie eigentlich da sei. Aber einerseits war Wang-Meï selbst nicht dazu zu bewegen, andererseits mochte sich ihr Wang Djiú-Ma, die aus dem Mädchen ihr »Goldkind« gemacht hatte und es zärtlich liebte, nicht

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