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Der Ölhändler und die Blumenkönigin

Der Ölhändler und die Blumenkönigin

Titel: Der Ölhändler und die Blumenkönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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Manieren angewöhnt, und in seinem Äußeren erinnerte gar nichts mehr an das Gesicht und die Augen des kleinen Knaben. Wie hätte also der alte Tjin in ihm seinen Sohn wiedererkennensollen? Weil aber auf den Ölfässern in riesengroßer Schrift die Zeichen »Tjin« und »P'i-Leáng« standen, kam ihm das sehr seltsam und wunderbar vor.
    Ist es nicht auch ein vom Himmel gefügter glücklicher Zufall, daß er gerade für den Weg nach dem Oberen Tién-Dschu-Tempel diese beiden Ölfässer mitgenommen hatte?!
    Inzwischen war Dschu-Dschung mit dem Darbringen des Weihrauches fertig geworden; der alte Tjin brachte ein Tablett mit Tee herbei, um es dem Abt mit ehrfürchtiger Miene zu präsentieren.
    »Ich wage nicht, den gnädigen Herrn Abt mit einer Bitte zu belästigen,« begann der Alte, von einer begreiflichen Neugier getrieben. »Aber – wie kommen die drei Zeichen auf jene Fässer dort?«
    Als Dschu-Dschung aus der Stimme des Fragenden Anklänge an den Dialekt der Leute aus P'i-Leáng heraushörte, wurde er aufmerksam und fragte schnell: »Ehrwürdiger Sakristan, wie kommen Sie auf die Frage? Sind Sie etwa auch aus P'i-Leáng?«
    »So ist es,« erwiderte der Alte.
    »Wie lautet Ihr Familien- und Zuname; weshalbsind Sie hier und wie lange ist es her, seit Sie Mönch geworden sind,« fragte Dschu-Dschung sich fast überstürzend.
    Und der Alte nannte Namen und Heimatsdorf, indem er ganz bestimmte Angaben machte. Er sei in dem und dem Jahre auf der Flucht vor den Rebellen hierhergekommen, und da er nicht gewußt, was er hätte anfangen sollen, habe er seinen dreizehnjährigen Sohn Tjin-Dschung einem gewissen Dschu an Kindes Statt übergeben. Das sei jetzt wohl schon acht Jahre her. Da er die ganze Zeit über wegen Altersschwäche viel mit Krankheit zu tun gehabt hätte, sei er noch nicht den Berg hinabgestiegen, um über seinen Sohn einige Nachrichten einzuziehen. Kaum hatte der Alte geendet, als ihn Dschu-Dschung, dem die hellen Tränen aus den Augen stürzten, an sich preßte und schluchzend ausrief: »Ich bin ja Tjin-Dschung, dein Sohn! Bis vor kurzem habe ich noch im Geschäft Dschus Öl ausgetragen und nur, weil ich meinen Vater suchen wollte, bin ich bis hierher gekommen.
    Deshalb schrieb ich auch auf die Fässer die Zeichen P'i-Leáng und Tjin, damit sie als Erkennungszeichen dienen sollten. Daß wir unshier getroffen haben, ist wirklich eine Fügung des Himmels!«
    Als die Priester vernahmen, daß Vater und Sohn nach acht Jahre langer Trennung wieder zusammengekommen waren, gab es nur eine Stimme der Verwunderung. Dschu-Dschung ließ an diesem Tage im Oberen Tién-Dschu-Tempel eine Pause in seinem frommen Werke eintreten und übernachtete bei seinem Vater, wo jeder ausführlich über seine Erlebnisse berichtete. Am folgenden Tage setzte er dann seine Wanderung nach dem Mittleren und Unteren Tién-Dschu-Tempel, zwei entfernten Klöstern, fort. In einem von ihnen änderte er seinen Namen in Tjin-Dschung, nahm also seinen ursprünglichen Familiennamen wieder auf, und, nachdem er an beiden Orten Weihrauch gebrannt und den Göttern seine Verehrung erwiesen, kehrte er zum Oberen Tién-Dschu zurück, von dem Wunsche beseelt, seinen Vater zu bewegen, doch in sein Haus zu kommen, wo er in Frieden und Freude, von seinem Sohne verehrt, leben könnte.
    Der alte Tjin indessen, der sich in der langen Zeit seit seinem Eintritt ins Kloster an fleischlose Kost und die stille Zurückgezogenheit desweltabgeschiedenen Ortes gewöhnt hatte, wollte seine Tage im Kloster beschließen und mochte am Ende seines Lebens nicht mehr dem Sohne in sein Haus folgen.
    Als aber Tjin-Dschung unter Hinweis auf die achtjährige Trennung sich beklagte, er hätte seinem Vater so lange keine kindliche Verehrung erweisen können, und ihm ferner mitteilte, er habe eben eine Gattin heimgeführt, die sich auch ihrem Schwiegervater vorstellen müßte, blieb dem Alten nichts übrig, als seinem Wunsche zu entsprechen. So rief Tjin-Dschung fröhlich seine Sänfte und ließ den Vater Platz nehmen, während er selbst zu Fuß nebenher ging, bis sie endlich zu Hause anlangten.
    Hier übergab er seinem Vater ein Bündel neuer Kleider, und verwandelte die mittlere Halle in einen Raum mit erhöhtem Ehrenplatz, vor dem er mit seiner jungen Frau dem Vater in aller Form die schuldigen Ehren erwies. Der alte Hsing und seine Frau, eine geborene Yüán, alle kamen, um der Zeremonie beizuwohnen, welcher ein großes Festmahl folgte. Seinen Gelübden getreu, war aber der alte

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