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Der Ölhändler und die Blumenkönigin

Der Ölhändler und die Blumenkönigin

Titel: Der Ölhändler und die Blumenkönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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widersetzen, da sie klar gesehen hatte, daß ihr ein unsittliches Treiben im Herzen zuwider war. Sie berücksichtigte daher ihren Willen fast so, wie wenn sie einen kaiserlichen Erlaß empfangen hätte. –
    Wieder war ein Jahr verflossen und Wang-Meï fünfzehn Jahre alt geworden. – Nun gibt es in öffentlichen Häusern auch über die Entjungferung bestimmte Regeln: Das dreizehnte Jahr ist noch etwas früh. »Man untersucht nur die Blüte«, wie es heißt. Wenn die Bordellmutter sehr geldgierig ist, nimmt sie trotzdem keine Rücksicht auf den Schmerz und das Elend der unglücklichen Mädchen, und es kommt schonjetzt zum geschlechtlichen Verkehr. Auch für jene Herren ist das nur ein Spiel um eitlen Ruhm. Den vollen Genuß, den eine Brautnacht mit ihrer Lust und Freude bietet, haben sie nicht. – Im Alter von vierzehn Jahren »öffnet man die Blüte«, wie der technische Ausdruck lautet. Das ist die Zeit der natürlichen Reife, wo der Jüngling beschenkt und das Mädchen empfängt: Ihre Zeit ist gekommen! – Ist das Mädchen fünfzehn Jahre alt geworden, so sagt man: »die Blume wird gepflückt«, ein Alter, das man in den Häusern einfacher Leute noch für zu jung hält. Nur in Bordellen herrscht eben die Ansicht, daß der richtige Augenblick dann eigentlich schon vorüber ist. – Nun, Wang-Meï war mit fünfzehn Jahren noch immer Jungfrau, und die jungen Leute vom Westlichen See verfaßten wieder ein Poem:
    »Das Fräulein Wang ist schön und hohl wie eine Baummelone.
Es war trotz ihrer fünfzehn Jahr noch keinem Erdensohne
Zu naschen von der Frucht vergönnt, so süß, – der Lieb zum Hohne!
Ihr Name groß, doch klein die Tat: Was will sie denn beginnen?
Ist auch ein steinern Weib sie nicht: unfähig doch zu minnen
Wie Örh-Hangs Mutter scheint sie mir! Was mag sie nur so sinnen?
Hält sie vielleicht zurück die Scham, die jungfräuliche, gute,
Wie löscht sie dann die Gluten wohl im jungen heißen Blute?«
    Als Frau Wang Djiú-Ma diese Stimmen der Liebe hörte, fürchtete sie für die Existenz ihres Hauses und kam, um dem Mädchen zuzureden, sie möchte doch Gäste empfangen. Aber Wang-Meï blieb fest und wies dieses Ansinnen zurück, indem sie sagte: »Wenn du willst, daß ich Gästen Gesellschaft leiste, muß ich zuvor meine Eltern sehen. Erlauben und wünschen sie es, dann kann ich's tun.« Wang Djiú-Ma ärgerte sich im stillen sehr über ihre Hartnäckigkeit, doch konnte sie es wiederum nicht über sich bringen, sie durch Mißhandlungen gefügig zu machen und zog es vor, lieber noch einige Zeit zu warten.
    Nun lebte in Lin-An ein höherer Beamter mit Namen Tjin-Örh aus außerordentlich reicher Familie, der sich erbot, dreihundert Taels für die erste Nacht mit Meï-Niáng zu geben. Nachdem Frau Wang die große Summe erhalten hatte, reifte in ihrem Herzen ein Plan, den sie mit Tjin-Örh nach allen Möglichkeiten hin besprach, ihn hier und da aufmerksam machend, er müßtees so und so anfangen, wenn er Erfolg haben wollte. Und Tjin-Örh begriff es wohl. – Eines Tages – es war der Fünfzehnte des achten Monats – ließ er Wang-Meï eine Einladung zu einer Fahrt auf dem See übersenden, um die Schönheit der Fluten zu betrachten, und sie folgte ohne Arg der freundlichen Aufforderung. Die drei, vier jungen Leute, die im Schiffe waren und alle unter einer Decke steckten, fingen zunächst allerhand Spiele an: man belustigte sich am Fingerraten, war aufgeräumt und lustig und trank dazwischen immer wieder ein Glas vortrefflichen Weines.
    Bald hatten sie das schöne zarte Mädchen so weit, daß sie willenlos betrunken, wie ein Erdklos, dalag. In diesem Zustande wurde sie nach Hause getragen und in ihrem Zimmer bewußtlos auf ein Bett gelegt. Wang Djiú-Ma löste mit eigener Hand die wenigen zarten Hüllen, die in dieser milden warmen Jahreszeit ihren Körper bedeckten, und schälte einen herrlichen Kern von rosiger Frische heraus. Als sie ganz nackt vor Tjin-Örh dalag, überließ es ihm die Alte, in aller Bequemlichkeit das Seinige zu tun.
    Wenn aber die Blume gebrochen ist, wenn ihr saftiges Grün sich verdunkelt und ihre frischenroten Farben entfliehen, »dann legt sich erst der wilde Sturm«, »läßt der Regen nach und zerstreuen sich die Wolken«. Im Gedichte heißt es:
    »Wie im befruchtenden Regen die Blumenknospe sich öffnet,
Voll zu duftiger Pracht, schöner und zarter denn einst,
So wirft, wenn zum Weibe die holde Jungfrau geworden,
Ihr ein ander Gesicht staunend der Spiegel

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