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Der Oligarch

Der Oligarch

Titel: Der Oligarch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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hatte, Petrow an der Wand festzunageln, kämpfte darum, die Arme des Russen zu fixieren. In der linken Hand hielt sein Gegner eine Pistole. Seine Rechte war leer, aber die Finger waren weit gespreizt und versuchten offenbar, Uzis Nacken zu erreichen.
    Der Ring!
    Ein Stich mit der vergifteten Nadel würde genügen. Ein einziger Stich und Uzi wäre innerhalb weniger Minuten tot.
    Sarah, die ihre Pistole mit ausgestreckten Armen hielt, wich Becker aus und trat auf die Kämpfenden zu. Petrow nahm ihre Annäherung sofort wahr und versuchte, mit seiner Waffe auf sie zu zielen. Uzi reagierte sofort, verdrehte dem Russen den Arm und knallte ihn an die Wand, sodass die Mündung jetzt zur Decke zeigte.
    »Schieß, Sarah! Schieß, verdammt noch mal!«
    Sarah trat zwei Schritte vor und drückte die Mündung ihrer Waffe an Petrows linke Hüfte. Ich würde auch nicht zögern, Uzi … Und das tat sie nicht. Keine Sekunde lang. Das Geschoss zertrümmerte das Hüftgelenk des Russen und ließ sein Bein einknicken. Irgendwie schaffte er es, seine Pistole in der linken Hand zu behalten, während die Rechte sich langsam weiter auf Uzis Nacken zubewegte.
    »Noch mal, Sarah! Schieß noch mal!«
    Diesmal presste sie die Mündung an Petrows linke Schulter und drückte ab. Als der Arm des Russen erschlaffte, riss sie ihm die Pistole aus der Hand. Uzi, der jetzt die rechte Hand benutzen konnte, ballte sie zur Faust und traf Petrows Gesicht mit drei Fausthieben wie Hammerschläge. Die beiden letzten waren überflüssig. Der Russe war schon nach dem ersten stehend k.o.

53 B ARGEN , S CHWEIZ
    Vier Kilometer von der deutschen Grenze entfernt liegt im oberen Durachtal das kleine Bargen, das in der Schweiz eine gewisse Berühmtheit als nördlichste Gemeinde des Landes genießt. Außer drei Tankstellen und einem kleinen Supermarkt, in dem vor allem Durchreisende einkaufen, hat es wenig zu bieten.
    Niemand schien die beiden Männer zu beachten, die draußen auf dem Parkplatz in einem Audi sitzend warteten. Der eine hatte leicht zerzaustes schütteres Haar und trank Kaffee aus einem Pappbecher. Der andere hatte smaragdgrüne Augen und beobachtete den auf der Hauptstrasse 4 vorbeifließenden Verkehr: weiße Scheinwerfer in Richtung Schaffhausen, rote Schlussleuchten unterwegs nach Deutschland. Warten … immer nur warten … Warten auf ein Flugzeug oder einen Zug. Warten auf einen Informanten. Warten auf den Sonnenaufgang nach einer Nacht voller Morde. Und jetzt auf den Van, der einen verletzten russischen Profikiller transportierte.
    »In der Bank wird die Hölle los sein«, sagte Eli Lavon.
    »Becker sorgt dafür, dass nichts nach außen dringt. Ihm bleibt nichts anderes übrig.«
    »Und wenn er das nicht schafft?«
    »Dann bringen wir die Sache später in Ordnung.«
    »Nur gut, dass die Schweiz endlich in Europa angekommen ist und Grenzkontrollen abgeschafft hat. Erinnerst du dich, wie es früher war, Gabriel? Sie haben uns bei der Ein- und Ausreise gefilzt.«
    »Ich erinnere mich, Eli.«
    »Ich weiß gar nicht mehr, wie oft ich an der Grenze warten musste, bis die strengen Schweizer Zöllner meinen Kofferraum durchsucht hatten. Jetzt sehen sie einen überhaupt nicht mehr an. Petrow ist unser vierter Russe in drei Tagen, und kein Mensch weiß davon.«
    »Damit tun wir ihnen einen Gefallen.«
    »Wenn wir so weitermachen, wird es in der Schweiz bald keine Russen mehr geben.«
    »Genau das meine ich.«
    Im nächsten Augenblick bog ein Van auf den Parkplatz ab. Gabriel stieg aus dem Audi und ging zu ihm hinüber. Als er die Hecktür öffnete, sah er Navot und Sarah auf dem Wagenboden sitzen. Petrow lag zwischen ihnen ausgestreckt.
    »Wie geht’s ihm?«
    »Er ist noch immer bewusstlos.«
    »Puls?«
    »In Ordnung.«
    »Hat er viel Blut verloren?«
    »Nicht allzu viel. Die Geschosse haben die Blutgefäße kauterisiert, denke ich.«
    »Der King Saul Boulevard schickt einen Arzt zum Vernehmungsort. Wird er es bis dahin schaffen?«
    »Kein Problem.« Navot hielt Gabriel einen kleinen verschließbaren Plastikbeutel vor die Nase. »Souvenir für dich.«
    Der Beutel enthielt Petrows Ring. Gabriel steckte ihn vorsichtig ein und bedeutete Sarah mit einer Kopfbewegung auszusteigen. Sobald sie hinten im Audi saß, setzte er sich wieder ans Steuer. Fünf Minuten später fuhren beide Wagen über die unsichtbare Grenzlinie, ohne angehalten zu werden, und rollten weiter nach Norden, nach Deutschland. Sarah schaffte es nur noch wenige Minuten, ihre Gefühle zu

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