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Der Oligarch

Der Oligarch

Titel: Der Oligarch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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Einzelheiten kann ich leider nicht eingehen. Aber Sie können sicher sein, dass kein Kundenkonto betroffen war – auch Ihres nicht.«
    »Das ist sehr beruhigend.« Sein Blick ließ Navot nicht los. »Trotzdem ein merkwürdiger Zufall. Eine neue Sekretärin und ein neuer Wachmann.«
    Auch diesmal gelang Becker eine rasche Erwiderung. »Stetig ist nur der Wechsel, fürchte ich – auch bei uns in der Schweiz.«
    Navot öffnete die innere Tür des Tresorraums und trat zur Seite. Der Russe, dessen Blick zwischen dem Bankier und dem Wachmann hin und her ging, blieb jedoch unbeweglich stehen. Petrow war erkennbar misstrauisch und zögerte, den Raum zu betreten. Navot fragte sich, ob fünf Millionen Dollar in bar ihn nicht doch hineinlocken würden. Er brauchte nicht lange auf die Antwort zu warten.
    »Tut mir leid, dass ich Ihnen Mühe gemacht habe, Herr Becker, aber ich habe mir die Sache anders überlegt. Ich komme ein andermal wieder.«
    Becker war sichtlich bestürzt. Navot fürchtete einen Augenblick, er würde improvisieren und den Russen bitten, seine Entscheidung zu überdenken. Stattdessen trat er wie ein indignierter Ober beiseite und deutete mit knapper Geste zum Ausgang.
    »Wie Sie wünschen, Herr Wolfe.«
    Petrow fixierte Navot mit einem misstrauischen Blick, dann wandte er sich ab und ging den Flur entlang davon. Navot überlegte rasch, welche Möglichkeiten ihm blieben. Gelänge es dem Russen, die Bank zu verlassen, müsste das Team ihn auf einer belebten Züricher Straße entführen – keineswegs optimal – oder ihm zu seinem nächsten Ziel folgen. Es war also besser, ihn in den Räumen von Becker & Puhl zu überwältigen, auch wenn das bedeutete, dass er allein mit ihm fertig werden musste.
    Navot war für kurze Zeit im Vorteil, weil Petrow ihm den Rücken zukehrte, und nutzte seine Chance. Er stieß Becker mit der linken Hand grob beiseite und traf im nächsten Augenblick den Hals des Russen mit der rechten Handkante. Für einen normalen Mann wäre dieser Schlag womöglich tödlich gewesen, aber Petrow stolperte nur. Während er wieder hochkam, ließ er die Aktenkoffer fallen und griff mit der linken Hand in seinen Mantel. Als er sich herumwarf, war die Pistole schon halb gezogen. Navot packte die Linke des Russen und knallte sie an die Wand. Dann verdrehte er den Hals und suchte verzweifelt Petrows rechte Hand. Sie war nicht schwer zu entdecken. Mit gespreizten Fingern, sodass der Giftring freigelegt war, griff sie nach dem Genick des Angreifers. Navot packte auch dieses Handgelenk, hielt es umklammert. Denk daran, dass du nicht allein bist, hatte Gabriel gesagt. Komisch, dass nie etwas nach Plan zu laufen schien.
     
    Sarah hörte zwei Geräusche rasch nacheinander: das schmerzhafte Grunzen eines Mannes und gleich darauf einen dumpfen Schlag. Und wenige Sekunden später ein drittes Geräusch: den Summer der Türsprechanlage. Gabriel und die anderen warteten draußen am Eingang der Bank. Es würde mindestens dreißig Sekunden dauern, bis sie eingelassen wurden und nach hinten zum Tresorraum stürmen konnten. Dreißig Sekunden, in denen Uzi allein gegen einen professionellen russischen Killer um sein Leben kämpfen musste.
    Ich würde auch nicht zögern, Uzi.
    Bist du dir sicher?
    Ganz sicher.
    Sarah griff unter den Schreibtisch und zog die Beretta aus ihrer Umhängetasche. Während sie die Pistole durchlud, lief sie auf den Flur hinaus.
     
    Nach dem dritten Klingeln meldete sich endlich die Empfangsdame.
    »Ja, bitte?«
    »Mein Name ist Heinrich Kiever. Herr Becker erwartet mich.«
    »Augenblick, bitte.«
    Der Augenblick schien eine Ewigkeit zu dauern.
    »Herr Kiever?«
    »Ja?«
    »In Herrn Beckers Vorzimmer meldet sich leider niemand. Können Sie bitte noch einen Augenblick warten?«
    »Kann ich vielleicht drinnen warten? Hier draußen ist es ziemlich frisch.«
    »Tut mir leid, aber ich darf Sie nicht einlassen. Herr Becker hat bestimmt gleich Zeit für Sie.«
    »Danke.«
    Gabriel sah zu Michail hinüber. »Dort drinnen gibt’s ein Problem, fürchte ich.«
    »Was machen wir jetzt?«
    »Wenn du auch keine Idee hast, wie wir in eine Züricher Bank einbrechen können, müssen wir warten.«
     
    Keine noch so gründliche Schießausbildung hätte Sarah auf den Anblick vorbereiten können, der sich ihr bot, als sie den Korridor zum Tresorraum betrat: ein angstvoll zusammengekauerter Schweizer Bankier und zwei hünenhafte Kerle, die sich größte Mühe gaben, einander umzubringen. Uzi, der es geschafft

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