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Der Oligarch

Der Oligarch

Titel: Der Oligarch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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Reichtum sind Lügen und westliche Propaganda, mit dem Ziel Russland zu diskreditieren und dauerhaft zu schwächen.«
    »Man merkt Ihnen Ihr Alter an, Sergeij.«
    Korowin ignorierte diese Bemerkung. »Was Ihre verschwundene Agentin betrifft, hat Iwan Charkow absolut nichts mit ihrem Verschwinden zu tun. Ich dachte, ich hätte das bei unserer ersten Begegnung klargemacht.«
    »O ja, ich erinnere mich. Aber jetzt möchte ich Ihnen etwas klar machen. Wenn ich meine Agentin nicht bis Freitag neun Uhr lebendig und unverletzt zurückbekomme, muss ich annehmen, dass Sie und Ihr Klient es nicht ehrlich gemeint haben. Und das wird mich verdammt wütend machen.«
    »Charkow ist nicht mein Klient. Ich bin nur ein Bote.«
    »Nein, das stimmt nicht. Sie sind Korowin.« Schamron beobachtete den brausenden Verkehr auf der Place de la Concorde. »Kennen Sie die Identität der Agentin, die Charkow als Geisel genommen hat?«
    »Ich weiß nur sehr wenig.«
    Schamron lächelte enttäuscht. »Früher waren Sie ein besserer Pokerspieler, Sergeij. Sie wissen genau, wer sie ist. Und Sie wissen genau, wer ihr Ehemann ist. Und das bedeutet, dass Sie wissen, was passieren wird, wenn sie nicht freigelassen wird.«
    Schamron ließ seinen Zigarettenstummel auf den mit Kies bestreuten Weg fallen. »Aber damit es keine Missverständnisse gibt, will ich es Ihnen noch mal schildern: Wenn Charkow sie ermordet, mache ich den Kreml dafür verantwortlich. Und ich hetze meinen Dienst auf den Ihren. Dann kann kein russischer Geheimdienstler sich mehr frei auf der Straße bewegen, ohne unseren Atem im Nacken zu spüren.« Schamron legte Korowin eine Hand auf den Arm. »Ist das klar, Sergeij?«
    »Völlig klar, Ari.«
    »Gut. Und noch etwas anderes. Ich will auch Grigorij Bulganow zurückhaben. Und erzählen Sie mir nicht, dass er mich nichts angeht.«
    Korowin zögerte, dann sagte er: »Mal sehen.«
    »Donnerstag vierzehn Uhr, Andrews Air Force Base. Freitag neun Uhr, Flugplatz Konakowo. Freitag neun Uhr, meine Agentin vor unserer Botschaft in Moskau. Enttäuschen Sie mich nicht, Sergeij, sonst gibt es viele Tote.«
    Schamron stand auf, ohne ein weiteres Wort zu sagen, und ging in Richtung Louvre davon, wobei Rami wachsam an seiner Seite blieb. Der Leibwächter hatte nicht mithören können, was die beiden besprochen hatten, aber eines stand für ihn fest: Der Alte war weiterhin der Chef. Und er hatte Sergeij Korowin gerade einen heiligen Schrecken eingejagt.

57 F LUGHAFEN S HANNON , I RLAND
    Der Name Aaron Davis aus dem Vorauskommando des Weißen Hauses zur Vorbereitung des Moskaubesuchs des Präsidenten war ihnen neu. Ihre Befehle waren jedoch eindeutig. Sie sollten ihn während des Tankstopps in Shannon an Bord nehmen und ohne Aufsehen nach Moskau bringen. Und versucht nicht, unterwegs mit ihm zu reden. Er ist kein redseliger Typ. Sie fragten nicht, weshalb. Sie waren Secret-Service-Agenten.
    Sie erfuhren nie, wie er wirklich hieß oder aus welchem Land er stammte. Sie erfuhren nie, dass ihr geheimnisvoller Passagier eine Legende war oder dass er in den letzten achtundvierzig Stunden in London mit ganz anderen Vorbereitungen beschäftigt gewesen war, zu denen er zwischen dem Grosvenor Square und der israelischen Botschaft in Kensington hin und her gependelt war.
    Obwohl er sichtbar übermüdet und nervös war, erinnerten sich alle, die damals mit Gabriel zu tun gehabt hatten, an seine außergewöhnliche Selbstbeherrschung. Er sei nie ungeduldig gewesen, sagten sie. Er habe sich seine Anspannung nie anmerken lassen. Sein Team, das nach zweiwöchigem Einsatz körperlich stark mitgenommen war, reagierte mit Lichtgeschwindigkeit auf seinen stillen, aber unerbittlichen Druck. Nur zwölf Stunden nach seinem Anruf bei Elena Charkowa war die Hälfte seiner Leute offiziell und mit glaubhaften Legenden ausgestattet in Moskau. Die anderen, darunter Uzi Navot, der Leiter der Operationsabteilung, folgten ihnen in derselben Nacht. Kein anderer Nachrichtendienst der Welt hätte einen so hochrangigen Mann in ein feindliches Land einschleusen können. Andererseits konnte es auch kein anderer Geheimdienst mit dem Dienst aufnehmen.
    Schamron harrte die meiste Zeit an Gabriels Seite aus und kehrte nur kurz nach Paris zurück, um noch mal mit Sergeij Korowin zu sprechen. Iwan Charkow wurde nervös. Charkow traute der ganzen Sache nicht. Charkow verstand nicht, weshalb er bis Freitag warten sollte, um seine Kinder zurückzubekommen. »Er will die Sache jetzt durchziehen«,

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