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Der Oligarch

Der Oligarch

Titel: Der Oligarch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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mehr Michail an, sondern wechselten einen Blick. Schultern wurden gezuckt, Köpfe geschüttelt.
    Und Gabriel ließ sich an der vorgesehenen Stelle auf ein Knie nieder.
    Zwei weitere Blitze. Zwei weitere Russen ausgeschaltet.
    Kein einziger Knall. Keine zersplitterten Scheiben.
    Michail stellte die Thermosflasche unten an die Tür und wich rasch einige Schritte zurück.
    Der Birkenwald erzitterte.
    Mit der Lautlosigkeit war jetzt Schluss.
     
    Hinter der Datscha standen drei Männer gleichzeitig aus dem Schnee auf und traten langsam unter den Bäumen vor. Navot ermahnte sie, den Kopf einzuziehen. Die Luft würde bald sehr bleihaltig werden.
     
    Chiara, deren Hände und Füße weiterhin gefesselt waren, schrak hoch, als aus der pechschwarzen Finsternis Staub und Putz auf sie herabregneten. Über sich hörte sie Schritte auf den Bodendielen poltern. Dann gedämpfte Schüsse. Dann Schreie.
    »Da kommt jemand, Grigorij!«
    Weitere Schüsse. Weitere Schreie.
    »Aufstehen, Grigorij! Können Sie aufstehen?«
    »Ich glaube nicht.«
    »Sie müssen es versuchen.«
    Chiara hörte ein Stöhnen.
    »Zu viele gebrochene Knochen, Chiara. Nicht genug Kraft.«
    Sie streckte ihre gefesselten Hände ins Dunkel aus.
    »Fassen Sie meine Hände, Grigorij. Gemeinsam können wir es schaffen.«
    Es dauerte einige Sekunden, bis sie einander in der völligen Dunkelheit gefunden hatten.
    »Ziehen, Grigorij! Ziehen Sie mich hoch.«
    Wieder stöhnte er vor Schmerzen, als er an Chiaras Händen zog. Sobald sich ihr Körperschwerpunkt mittig über den Fußballen befand, drückte sie die Knie durch und konnte nun allein stehen. Dann hörte sie zwischen den Schüssen ein weiteres Geräusch: Die Frau mit der milchweißen Haut und den durchscheinenden blauen Augen kam die Kellertreppe heruntergestürmt. Chiara, die darauf achten musste, dass die Fußfesseln sie nicht zu Fall brachten, schob sich in Richtung Tür weiter und drückte sich in die Ecke. Sie wusste noch nicht, was sie tun würde, aber eines stand für sie fest. Sie würde nicht sterben. Nicht ohne Gegenwehr.
     
    Wie sich zeigte, funktionierte überhaupt kein Telefon mehr, Jekaterinas Handy funktionierte nicht. Das Telefon an Bord der Bell 427 funktionierte nicht. Und auch die Handys der Leibwächter funktionierten nicht. Kein einziges Gerät. Nicht bevor das Flugzeug mit den Kindern sicher gestartet war. Dann funktionierte alles wieder bestens. Charkow rief im Kreml an und sprach bald darauf mit einem engen Mitarbeiter des Präsidenten. Oleg Rudenko versuchte mehrmals, seine Leute in der Datscha zu erreichen, aber dort meldete sich niemand. Er sah auf seine Armbanduhr: 9.08 Uhr. Der nächste Wachwechsel musste bald bevorstehen. Rudenko wählte die Nummer des verantwortlichen Mannes und hob das Handy ans Ohr.
     
    Die Kombination aus einer gewaltigen Druckwelle und einem ohrenbetäubenden Donnerschlag nahm ihnen die meiste Arbeit ab. Für Michail und Gabriel blieben nur noch ein paar Aufräumarbeiten.
    Als Erstes kam der Wachposten dran, der vorhin kurz aus dem Fenster gesehen hatte. Sekunden nach ihrem Eindringen erledigte Gabriel ihn mit einem kurzen Feuerstoß aus seiner Mini-Uzi.
    Als die Sprengladung an der Haustür detoniert war, hatten zwei der Wachleute gerade im Esszimmer vor der Küche beim Frühstück gesessen. Jetzt lagen sie von ihren Waffen getrennt bewusstlos auf dem Fußboden. Gabriel durchsiebte sie mit kurzen Feuerstößen seiner Uzi, dann stieß er die Tür der Küche auf, in der ein vierter Mann Tee kochte. Ihm gelang es, einen einzigen ungezielten Schuss abzugeben, bevor ein weiterer Feuerstoß ihn zusammenbrechen ließ.
    Jetzt war die rechte Hälfte der Datscha gesichert.
    Nur wenige Meter von ihm entfernt war Michail ähnlich erfolgreich. Nachdem er Gabriel durch die herausgesprengte Haustür gefolgt war, entdeckte er in der Diele sofort zwei benommene Wachleute. Gabriel duckte sich instinktiv, bevor er die ersten Schüsse abgab, sodass Michail freies Schussfeld hatte. Michail nutzte seine Chance und gab dicht über Gabriels Kopf hinweg einen einzigen langen Feuerstoß ab. Dann wandte er sich sofort der aufgeflogenen Wohnzimmertür zu. Einer von Charkows Männern hatte im Fernsehen die besten Szenen eines wichtigen Fußballspiels verfolgt, als die Sprengladung hochgegangen war. Jetzt tastete er, mit einer dicken Staub- und Putzschicht bedeckt, blindlings nach seiner Waffe. Michail streckte ihn mit einem Schuss in die Brust nieder.
    »Wo ist die Frau?«, fragte er den

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