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Der Oligarch

Der Oligarch

Titel: Der Oligarch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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zwanzig.
    Höchstens zwanzig … Aber was würde er vorfinden? Und was würde er von dort zurückbringen? Der Präsident hatte seine Wünsche unmissverständlich geäußert.
    »Die Israelis müssen unbedingt lebend mit. Falls Charkow darauf besteht, etwas Blut zu vergießen, überlassen Sie ihm Bulganow. Der ist ein Hund, also soll er wie ein Hund sterben. «
    Aber was war, wenn Charkow seine Juden nicht hergeben wollte? Was dann, Herr Präsident? In der Tat, was dann?
    Der Oberst starrte missmutig aus dem Fenster. Die Entfernungen zwischen den Dörfern wurden größer und größer. Weitere Schneefelder. Weitere Birkenwälder. Weitere Orte, an denen man sterben konnte … Miltschenko wusste nur allzu gut, dass er sich in einer wenig beneidenswerten Lage befand, in der er zwischen Iwan Charkow und dem Präsidenten zerrieben werden konnte. Dieser Einsatz konnte leicht vergeblich sein. Und wenn er nicht aufpasste, konnte auch er wie ein Hund sterben.

70 W LADIMIRSKAJA O BLAST , R USSLAND
    Die Toten waren wie Klafterholz am Waldrand aufgestapelt, einige mit sauberen Einschusslöchern in der Stirn, die übrigen blutig durchsiebt. Charkow würdigte sie keines Blickes, als er aus dem zertrümmerten Hauseingang trat und seitlich die Datscha entlangging. Gabriel, Chiara, Grigorij und Michail folgten ihm von je zwei Leibwächtern geführt mit weiterhin auf dem Rücken gefesselten Armen. Sie mussten sich entlang der Außenwand aufstellen, Gabriel an einem Ende, Michail am anderen. Der Schnee war knietief und es schneite unaufhörlich. Iwan Charkow ging mit einer großen Makarow in der Hand langsam vor ihnen auf und ab. Die Tatsache, dass er sich dabei seine Luxusschuhe und die teure Hose ruinierte, schien der einzige Schatten zu sein, der auf diesen sonst so festlichen Anlass fiel.
    Charkows Held Stalin hatte gern mit seinen Opfern gespielt. Er hatte die Todgeweihten mit speziellen Privilegien überhäuft und mit Beförderungen und dem Versprechen auf neue Gelegenheiten getröstet, ihrem Herrn und dem Vaterland zu dienen. Charkow gab nicht vor, Mitleid zu empfinden; er versuchte auch nicht, diese Leute, die nicht mehr lange zu leben hatten, zu täuschen. Er kam aus der Fünften Hauptverwaltung. Ein Knochenbrecher, ein Schädelspalter. Nachdem er die Reihe der Gefangenen ein letztes Mal abgeschritten war, wählte er sein erstes Opfer aus.
    »War die Zeit schön, die Sie mit meiner Frau verbracht haben?«, fragte er Michail auf Russisch.
    »Exfrau«, antwortete Michail in derselben Sprache. »Und ja, ich habe sie sehr genossen. Elena ist eine bemerkenswerte Frau. Sie hätten sie besser behandeln sollen.«
    »Haben Sie sie mir deshalb weggenommen?«
    »Das war gar nicht nötig. Sie ist uns in die Arme gestolpert.«
    Michail sah den Schlag überhaupt nicht kommen. Ein Rückhandschlag, tief angesetzt, hoch endend. Irgendwie schaffte er es dennoch, auf den Beinen zu bleiben. Charkows Leibwächter, die im Schnee hinter ihm einen Halbkreis bildeten, fanden das amüsant. Chiara schloss die Augen und begann vor Angst zu zittern. Gabriel drückte seine Schulter leicht an ihre. Auf Hebräisch murmelte er: »Versuch ruhig zu bleiben. Michail tut genau das Richtige.«
    »Er macht ihn nur zorniger.«
    »Genau, Liebste. Ganz richtig.«
    Iwan Charkow rieb sich jetzt den Handrücken, als wolle er demonstrieren, dass auch er nicht unempfindlich war. »Ich habe Ihnen vertraut, Michail. Ich habe Sie in mein Haus gelassen. Sie haben mich hintergangen.«
    »Das war rein geschäftlich, Charkow.«
    »Ach, wirklich? Rein geschäftlich? Elena hat mir von der beschissenen kleinen Villa in den Hügeln über Saint-Tropez erzählt. Auch von dem Lunch, den Sie vorbereitet hatten. Und von dem Bandol rosé, Elenas Lieblingswein.«
    »Sehr kalt. Wie sie ihn am liebsten mag.«
    Ein weiterer Rückhandschlag, kräftig genug, um Michail an die Außenwand der Datscha krachen zu lassen. Mit gefesselten Händen konnte er nicht allein wieder aufstehen. Charkow packte ihn vorn am Parka und zog ihn mühelos hoch.
    »Sie hat mir von dem beschissenen kleinen Zimmer erzählt, in dem ihr euch geliebt habt. Sie hat mir sogar von den Monet-Drucken an der Wand erzählt. Komisch, finden Sie nicht auch? Elena hat zwei echte Monets besessen. Und Sie haben sie in ein Zimmer mit Monet-Postern an der Wand mitgenommen. Erinnern Sie sich daran, Michail?«
    »Eigentlich nicht.«
    »Warum nicht?«
    »Ich hatte nur Augen für Ihre Frau.«
    Diesmal ein Fausthieb wie mit einem

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