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Der Oligarch

Der Oligarch

Titel: Der Oligarch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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Center bei Bedarf für die Anwendung von brutaler Gewalt plädiert.« Er konzentrierte sich erneut auf Gabriel und wiederholte seine ursprüngliche Frage. »Und erzählen Sie mir keinen Scheiß, Allon. Ich weiß, dass Ihr Freund Michail und Sie sehr gut sind, aber dies alles können Sie unmöglich allein geschafft haben. Wo sind Ihre restlichen Männer?«
    Gabriel ignorierte die Frage und stellte selbst eine.
    »Woher kommen die Vertiefungen im Waldboden, Charkow?«
    Der Russe wirkte bestürzt. Er fing sich jedoch rasch wieder – wie ein Boxer, der die Wirkung eines Schlages abschüttelt.
    »Das erfahren Sie noch früh genug. Aber erst müssen wir ausführlich miteinander reden. Das machen wir oben, ja? Hier unten stinkt’s wie Scheiße.«
    Charkow ging hinaus. Nur der Duft seines Rasierwassers blieb zurück. Sandelholz und Rauch. Der Geruch von Macht. Der Gestank des Teufels.

69 G ROSVENOR S QUARE , L ONDON
    Um 10.17 Uhr Moskauer Zeit erschien die verschlüsselte Meldung von Navots PDA zugleich auch auf den Bildschirmen im Londoner CIA-Lageraum und am King Saul Boulevard.
    C HARKOWS H ELIS BEI D ATSCHA GELANDET … A NWEISUNGEN ?
    Schamron riss den Hörer des Telefons nach Tel Aviv von der Gabel.
    »Was meint er mit Anweisungen?«
    »Uzi fragt, ob Sie wollen, dass sie zur Datscha zurückfahren.«
    »Ich dachte, ich hätte meine Wünsche unmissverständlich ausgedrückt.«
    »Nach Moskau weiterfahren?«
    »Korrekt.«
    »Aber …«
    »Dies ist keine Debatte.«
    »Klar, Boss.«
    Schamron knallte den Hörer auf die Gabel. Das tat auch Adrian Carter mit seinem.
    »Der nationale Sicherheitsberater des Präsidenten hat gerade mit seinem russischen Kollegen im Kreml gesprochen.«
    »Und?«
    »Der FSB ist in der Nähe. Einheiten der Alpha-Gruppe und zwei hohe Offiziere aus der Lubjanka.«
    »Geschätzte Ankunftszeit?«
    »Sie rechnen damit, um 10.45 Moskauer Zeit am Boden zu sein.«
    Schamron sah auf die Wanduhr: 10:19:49.
    Er steckte sich eine Zigarette zwischen die Lippen. Sein Feuerzeug flammte auf. Jetzt konnte er nur noch warten. Und darum beten, dass Gabriel etwas einfallen würde, was sie weitere fünfundzwanzig Minuten am Leben erhielt.
     
    Zur selben Zeit parkte der klapprige Lada Niva mit Jaakov, Oded und Navot auf dem Bankett einer vereisten Landstraße. Hinter ihnen lag eine Kette von Dörfern. Vor ihnen lagen die Fernstraße M7 und Moskau. Oded saß am Steuer. Jaakov lag hinten zusammengerollt, Navot hockte auf dem Beifahrersitz. Die kleinen Wischerblätter des Ladas kratzten über den Schnee, der sich allmählich auf der Windschutzscheibe ansammelte. Die Scheibenheizung schadete mehr, als sie nützte. Navot allerdings merkte nichts davon. Er starrte auf den Bildschirm seines abhörsicheren PDAs und beobachtete, wie die angezeigten Sekunden verrannen. Um 10.20 Uhr kam schließlich eine Antwort. Navot las sie, fluchte leise vor sich hin und wandte sich an Oded.
    »Der Alte will, dass wir nach Moskau zurückfahren.«
    »Was machen wir?«
    Navot verschränkte die Arme.
    »Wir bleiben hier.«
     
    Der Hubschrauber war eine modernisierte Mil Mi-8, Höchstgeschwindigkeit 265 Stundenkilometer, etwas weniger allerdings, wenn der Wind aus Sibirien heranheulte und die Sichtweite bestenfalls bei einem Kilometer lag. An Bord waren drei Mann Besatzung und nur zwei Fluggäste: Oberst Leonid Miltschenko und Major Wadim Strelkin, beide aus der FSB-Koordinationsabteilung. Strelkin, der das Fliegen schlecht vertrug, gab sich alle Mühe, nicht luftkrank zu werden. Miltschenko hörte mit aufgesetztem Kopfhörer mit, was vorn gesprochen wurde, und spähte aus dem Kabinenfenster.
    Fünf Minuten nach dem Start auf dem Lubjanka-Platz hatten sie den äußeren Autobahnring überflogen und folgten jetzt ungefähr der Fernstraße M7 nach Osten. Die unter ihnen vorbeiziehenden Dörfer und Kleinstädte – Besmenkowo, Tschudinka, Obuchowo – kannte Miltschenko gut und seine Laune verschlechterte sich mit jedem Kilometer, den sie sich von Moskau entfernten. Russland aus der Luft war nicht viel besser als Russland vom Boden aus. Sieh es dir bloß an, dachte Miltschenko. Das alles war nicht über Nacht passiert. Zaren, Generalsekretäre und Präsidenten hatten jahrhundertelang darauf hinarbeiten müssen, dieses Land so zu ruinieren, und er hatte jetzt die Aufgabe, deren schmutzige Geheimnisse zu verbergen.
    Er drückte die Sprechtaste und fragte nach ihrer voraussichtlichen Ankunftszeit. Noch fünfzehn Minuten, hieß es. Höchstens

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