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Der Oligarch

Der Oligarch

Titel: Der Oligarch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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Hinterausgang, der zu einer Gasse mit den Mülltonnen und unseren Parkplätzen hinausführt. Die teilen wir uns mit den anderen Mietern des Gebäudes. Sie sind alle reserviert.«
    Gabriel betrachtete die glänzenden Edelstahlfronten der Schließfächer, dann wandte er sich erneut an Becker. In den getönten Brillengläsern des Bankiers spiegelten sich die hellen Deckenleuchten, sodass seine kleinen schwarzen Augen unsichtbar waren.
    »Sie müssen mir einen Gefallen tun, Konrad. Einen sehr großen Gefallen.«
    »Da ich meine Bank behalten möchte, Herr Allon … Was kann ich für Sie tun?«
    »Rufen Sie Ihren Wachmann und Ihre Sekretärin an. Sagen Sie ihnen, dass sie sich ein paar Tage freinehmen sollen.«
    »Gehe ich richtig in der Annahme, dass Sie sie ersetzen wollen?«
    »Ich will Sie doch nicht in Schwierigkeiten bringen, Konrad.«
    »Irgendjemand, den ich kenne?«
    »Nicht die Sekretärin. Aber an den Wachmann werden Sie sich vielleicht aus einem anderen Leben erinnern.«
    »Herr Lange, richtig?«
    »Sie haben ein gutes Gedächtnis, Konrad.«
    »Das stimmt. Andererseits vergisst man einen Mann wie Oskar Lange nicht so leicht.«

51 Z ÜRICH
    Gabriel verließ die Bank kurz vor acht Uhr und schlenderte zu einem belebten Café in der Bahnhofstrasse. Im hinteren Eck saßen Uzi Navot und Sarah, von deprimiert wirkenden Schweizer Bankangestellten umgeben, an einem der beengten kleinen Tische. Sarah trank Kaffee, Navot war dabei, eine Portion Rührei mit Toast zu vertilgen. Von dem Essensgeruch wurde Gabriel fast übel, als er sich zu ihnen setzte. Es würde noch lange dauern, bis er wieder Appetit hatte.
    »Die Putzkolonne ist eine Stunde nach unserer Abfahrt gekommen«, murmelte Navot auf Hebräisch. »Die Leichen sind abtransportiert, und jetzt wird das Haus von oben bis unten geschrubbt.«
    »Sie soll dafür sorgen, dass diese Leichen nie gefunden werden. Ich will nicht, dass Charkow erfährt, dass Tschernow aus dem Verkehr gezogen ist.«
    »Keine Angst, er erfährt nichts. Und auch Petrow nicht.« Navot schob sich eine Portion Rührei in den Mund und wechselte vom Hebräischen ins Deutsche, das er mit wienerischer Färbung sprach. »Wie geht’s meinem alten Freund Becker?«
    »Er lässt dich grüßen.«
    »Ist er willens, uns zu helfen?«
    » Willens ist vielleicht ein zu starkes Wort, aber wir sind im Geschäft.«
    Gabriel, der jetzt ebenfalls Deutsch sprach, schilderte rasch, wie man bei Becker & Puhl an sein Schließfach gelangte. Als er damit fertig war, winkte er den Ober heran und bestellte einen Kaffee. Und er bat ihn, Navots Geschirr abzutragen. Navot griff sich die letzte halbe Scheibe Toast, bevor sein Teller entschwebte.
    »Wer bekommt den Sekretärinnenjob?«
    »Diejenige muss Englisch, Deutsch und Französisch sprechen. Da bleibt nur eine Kandidatin.«
    Navot sah kurz zu Sarah hinüber. »Mir wär’s lieber, wenn wir Langleys Zustimmung einholen würden, bevor wir sie dort einsetzen.«
    »Ich habe Carters Erlaubnis, sie überall einzusetzen, wo ich sie brauche. Außerdem habe ich sie schon letzte Nacht in Genf operativ eingesetzt.«
    »Aber dort musste sie nur ein paar Sekunden lang die verschmähte Geliebte spielen. Jetzt sprichst du davon, dass sie Umgang mit einem ehemaligen KGB-Attentäter haben soll.«
    Sarah ergriff erstmals das Wort. »Das schaffe ich, Uzi.«
    »Du vergisst, dass Charkow Fotos von dir hat, die vergangenes Jahr im Sommer in seinem Haus in Saint-Tropez gemacht wurden. Und vielleicht hat er sie seinem Freund Petrow gezeigt.«
    »Ich habe eine schwarze Perücke und eine falsche Brille mitgebracht. Damit erkenne ich mich selbst kaum wieder. Und das wird erst recht niemand tun, der mich noch nie persönlich gesehen hat.«
    Navot blieb weiter skeptisch. »Da gibt es noch eine weitere Erwägung, Gabriel.«
    »Welche denn?«
    »Ihre Schießausbildung. Oder genauer gesagt ihre fehlende Schießausbildung.«
    »Ich habe sie ausgebildet. Die Agency natürlich auch.«
    »Nein, du hast ihr nur die Grundlagen vermittelt. Und die Agency hat sie für einen Schreibtischjob im Zentrum für Terrorismusbekämpfung ausgebildet. An einem normalen Tag in Langley hört man nicht allzu viele Schüsse.«
    Sarah sprach in eigener Sache. »Ich kann mit einer Pistole umgehen, Uzi.«
    »Nicht wie Dina und Rimona. Beide haben in der Armee gedient. Und wenn dort drinnen etwas schiefgeht …«
    »Würden die Russen nicht zögern?«
    Navot gab keine Antwort.
    »Ich würde auch nicht zögern, Uzi.«
    »Bist du

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