Der Oligarch
Nummernkonto führen, das uns interessiert. Das zu diesem Konto gehörende Schließfach würde uns Aufschluss in einer äußerst dringenden Angelegenheit geben. Ich kann ohne Übertreibung sagen, dass es hier um Leben oder Tod geht.«
»Wie Sie wissen, wäre es nach unseren Bankgesetzen strafbar, Ihnen diese Informationen zugänglich zu machen.«
Gabriel seufzte schwer. »Jammerschade, Konrad.«
»Was?«
»Wenn unsere frühere Zusammenarbeit jemals bekannt würde.«
»Sie sind ein schäbiger Erpresser, Herr Allon.«
»Ein Erpresser, aber nicht schäbig.«
»Und wer einmal auf die Forderungen eines Erpressers eingeht, muss damit rechnen, dass er immer wieder kommt.«
»Darf ich Ihnen die Kontonummer nennen, Konrad?«
»Wenn es denn sein muss.«
Gabriel sagte die Zahlenfolge rasch auf. Becker machte sich nicht erst die Mühe, sie zu notieren.
»Kennwort?«, fragte er.
»Balzac.«
»Und der Name des Kontoinhabers?«
»Wladimir Tschernow von der Firma Regency Security Services in Genf. Allerdings wissen wir nicht, ob er vielleicht nur Mitinhaber ist.«
Der Bankier bewegte sich nicht.
»Müssen Sie denn keinen Blick in Ihre Unterlagen werfen, Konrad?«
Das musste er nicht. »Wladimir Tschernow ist der Kontoinhaber. Zugang zu dem Schließfach hat außer ihm eine weitere Person.«
Gabriel hielt das unscharfe Foto von Anton Petrow hoch. »Dieser Mann?«
Becker nickte.
»Wenn er Zugang hat, müssen Sie seinen Namen gespeichert haben.«
»Ich habe einen Namen. Ob er allerdings echt ist …«
»Darf ich ihn bitte erfahren?«
»Er nennt sich Wolfe. Otto Wolfe.«
»Und spricht Deutsch?«
»Fließend.«
»Dialekt?«
»Er spricht nicht viel, aber ich würde sagen, dass er irgendwo aus dem Osten stammt.«
»Haben Sie auch eine Adresse und seine Telefonnummer?«
»Die habe ich. Ich glaube allerdings, dass sie so wenig echt sind wie sein Name.«
»Aber Sie gewähren ihm trotzdem Zugang zu einem Schließfach?«
Becker gab keine Antwort. Gabriel steckte das Foto wieder ein.
»Meines Wissens hat Wladimir Tschernow vorgestern etwas in dem Schließfach hinterlegt.«
»Ich weiß lediglich, dass Herr Tschernow vorgestern an seinem Schließfach war. Ob er etwas hineingelegt oder herausgenommen hat, weiß ich nicht. Wir lassen unsere Kunden im Tresorraum völlig ungestört.«
»Außer wenn Sie sie durch Ihre versteckten Kameras beobachten. Er hat in dem Schließfach Geld hinterlassen, nicht wahr?«
»Sogar sehr viel Geld.«
»Hat Wolfe es schon abgeholt?«
»Noch nicht.«
Gabriels Herz begann zu jagen.
»Wie lange wartet er im Allgemeinen, nachdem Tschernow das Schließfach gefüllt hat?«
»Ich würde ihn heute erwarten. Spätestens morgen. Er ist nicht der Typ, der Geld herumliegen lässt.«
»Ich möchte den Tresorraum sehen.«
»Das ist leider nicht möglich.«
»Konrad, bitte. Uns bleibt nicht viel Zeit.«
Die äußere Tür war aus glänzendem Edelstahl und hatte ein Entriegelungsrad von der Größe eines Schiffssteuers. Dahinter befand sich eine zweite Tür, ebenfalls aus rostfreiem Stahl, mit einem kleinen Guckloch aus Panzerglas. Die äußere Tür werde nur nachts geschlossen, erläuterte Becker, während die innere Tür den Tresorraum während der Geschäftszeit sichere.
»Wie läuft die Sache ab, wenn ein Kunde an sein Schließfach will?«
»Der von der Talstrasse hereinkommende Kunde meldet sich am Empfang. Unsere Empfangsdame schickt ihn dann zu meiner Sekretärin. Ich bin der Einzige, der für Nummernkonten zuständig ist. Der Kunde muss sich zweifach ausweisen.«
»Durch Kontonummer und Kennwort?«
Becker nickte. »In den meisten Fällen ist das eine bloße Formalität, weil ich unsere Kunden praktisch alle persönlich kenne. Ich mache einen Eintrag ins Besucherbuch, dann begleite ich den Kunden in den Tresorraum. Für jedes Schließfach sind zwei Schlüssel erforderlich – meiner und der des Kunden. Im Allgemeinen nehme ich die Box heraus und stelle sie auf den Tisch. Danach gehe ich.«
»Wobei Sie die Tür hinter sich schließen?«
»Natürlich.«
»Und absperren?«
»Unbedingt.«
»Betreten der Kunde und Sie den Tresorraum allein?«
»Niemals. Ich werde immer von unserem Wachmann begleitet.«
»Verlässt der Wachmann ebenfalls den Raum?«
»Ja.«
»Was passiert, wenn der Kunde gehen möchte?«
»Er verständigt den Wachmann, indem er den Klingelknopf drückt.«
»Gibt es hier einen weiteren Ausgang, der nicht auf die Talstrasse hinausführt?«
»Einen
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