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Der Olivenhain

Der Olivenhain

Titel: Der Olivenhain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Courtney Miller Santo
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brauchst.«
    Elizabeth behielt ihren Zyklus genauestens im Auge und ließ Frank wissen, wann sie sie brauchte. Dennoch dauerte es vier Jahre, bis sie schwanger wurde, und sein verbissener, entschlossener Gesichtsausdruck, wenn er sich darauf konzentrierte, dass seine Rohrleitung auch lange genug einsatzfähig blieb, verdarb Elizabeth die Lust am Sex.
    Eine Wolke schob sich vor die Sonne, und Elizabeth überlief ein Frösteln. Sie wandte sich ihrer Mutter zu. »Komm doch mit, wenn ich Frank heute besuche.«
    »Ich gehe am Sonntag, wie immer. Wir kriegen sonst nur eins von den Schwestern aufs Dach, weil wir seine Routine durcheinanderbringen.« Anna rutschte mit ihrem Stuhl näher an das Geländer, um wieder ganz in der Sonne zu sitzen.
    »Ich möchte dich um einen Rat bitten. Es geht um Frank und unsere Jungs und wie er wirklich ist.« Elizabeth blieb mit ihrem Stuhl im Schatten sitzen. Sie dachte an das, was sie zwischen Frank und Guy im Seniorenheim beobachtet hatte.
    Die Schwestern im Golden Sunsets liebten Frank. Er war inzwischen länger dort als jeder andere Bewohner. Die meisten Pflegerinnen waren jung und hatten kein Problem mit Franks Schwärmerei. »Das ist nichts, was einem peinlich sein müsste«, sagten sie kichernd, als Elizabeth sie einmal darauf ansprach. »Bei den beiden läuft nichts mehr, und zu sehen, wie sie Händchen halten und sich küssen, na ja, das ist doch einfach süß.«
    Sie berichteten ihr von echten Problemen, die es zwischen einigen der jüngeren Patienten gegeben hatte, erzählten ihr im Vertrauen, dass ein paar Siebzigjährige vor einiger Zeit Viagra in die Finger bekommen und sie daraufhin vor einem echten Problem gestanden hatten. »Sie können sich das nicht vorstellen: Es ist eine regelrechte Tripper-Epidemie ausgebrochen.«
    Elizabeth konnte sich das alles gut vorstellen. Das sagte sie den Schwestern auch. »Ein Vorteil, wenn man so alt wird: Es gibt nichts, was einen noch überraschen könnte.«
    Ihre Kinder dagegen wären überrascht zu hören, worauf Doktor Hashmi in ihrer DNA gestoßen war. Und Überraschungen waren nie gut: Sie verletzten die Menschen nur. Elizabeth hatte sich Erwartungen früher als die meisten anderen abgewöhnt. Sie erwartete nicht mehr viel von ihrer Umwelt, und diese Einstellung bewahrte sie vor Enttäuschungen.
    Anna riss sie aus ihren Gedanken. »Willst du es mir sagen?«
    Elizabeth öffnete die Augen und sah ihre Mutter an. »Die Jungs sind nicht von Frank.«
    »Natürlich nicht«, erwiderte Anna. »Aber das kannst du ihnen erst sagen, wenn er gestorben ist. Es wäre zu hart für sie.«
    »Woher weißt du davon?« Elizabeth hatte sich geirrt. Das hätte sie nicht erwartet, nicht von Anna. »Glaubst du, sie wissen es?«
    »Sie wissen es – und sie wissen es nicht.« Anna war nun hellwach, saß kerzengerade in ihrem Stuhl und blickte über den Hain.
    »Das hast du auch über dein eigenes Geheimnis gesagt.« Elizabeth wollte, dass ihre Mutter sie ansah, doch Anna hielt den Blick fest auf die knorrigen Äste der Bäume am Fuße des Hügels gerichtet.
    »Ich habe mich immer gefragt, ob du über meine Mutter Bescheid weißt. Wealthy war ein kluger Mann. Man hat ihm nur zu wenig zugetraut. Alle dachten immer, er würde sein Leben wegwerfen, indem er leicht verdientem Geld nachjagte.«
    »Dann soll ich es ihnen nicht sagen?« Elizabeth wünschte, jemand würde ihr sagen, was sie tun sollte. Jemand, der ihr sagte, dass sie Doktor Hashmis Rat nicht befolgen sollte.
    »Sind sie glücklich?«
    Elizabeth überlegte, warum Anna sich diese Frage nicht selbst beantwortete. Die Jungs waren glücklich. Sie alle führten ein normales, gutes Leben – nur ihre Enkel und inzwischen auch Urenkel sorgten ab und zu für Ärger.
    Bei Callie hingegen wusste sie es nicht. Das Glück hatte so lange Zeit einen Bogen um sie gemacht, doch ihre Stimme klang fröhlich, wenn sie aus Pittsburgh anrief, und Doktor Hashmi hatte Elizabeth im Vertrauen erzählt, dass er mit ihr zu einer Beratung ging, um über ihren übermäßigen Schmerzmittelkonsum zu sprechen.
    »Ich könnte es Callie nie sagen«, erklärte Elizabeth.
    »Dann lass ihr und den Jungs noch eine Weile ihren Frieden. Wenn du ihnen dann sagst, dass Frank nicht ihr Vater ist, sind sie sicher traurig, aber es wird sein wie bei einem Regenschauer – er zieht vorüber.«
    Anna lehnte sich in ihrem Stuhl zurück und begann, gleichmäßig zu schaukeln. Elizabeth stand auf und gab ihrer Mutter einen Kuss auf die Stirn. Sie

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