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Der Olivenhain

Der Olivenhain

Titel: Der Olivenhain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Courtney Miller Santo
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»Ich war jahrelang selbst Lkw-Fahrer. Es gibt Dinge, die gehen immer, egal wo.«
    »Meinen Sie, dass die Fahrer hier anhalten werden? Ich würde annehmen, dass die Menschen ihre Religion lieber am Sonntag zu Hause mit ihren Familien ausüben«, sagte Elizabeth. Seine Geschäftsidee wollte ihr nicht ganz einleuchten.
    »Die Menschen halten an, wann immer sie nach Vergebung suchen«, antwortete Dennis. Er bückte sich, um zu schauen, wie die Regale am Boden befestigt waren. »Da wird schweres Geschütz nötig sein.«
    »Die beiden jungen Männer, die für meine Tochter gearbeitet haben, Petey und Robert, sind sehr tüchtig. Sie könnten Ihnen helfen«, sagte Elizabeth. Sie sorgte sich, weil die beiden nun ohne Arbeit dastanden.
    »Sind schon engagiert«, sagte Dennis. »Ihre Tochter hat sich die gleichen Sorgen gemacht. Sie einzustellen war praktisch Vertragsbedingung.«
    »Das ist nett von Ihnen«, sagte sie und ging in den hinteren Teil des Ladens.
    »Dennis ist ein wahrer Menschenfreund«, sagte der Makler. »Er verteilt das Geld nur so unter den Leuten. Er hat mir sogar eine Provision für den Deal gezahlt, den ich für die Leuchtreklame ausgehandelt habe.«
    »Ich schätze, du meinst Unternehmer«, sagte Elizabeth. »Wofür ist diese Provision?«
    »Dennis hat das Nutzungsrecht für die Leuchtreklame verkauft. An den Laden ein Stück die Straße hinauf, gegenüber vom Motel.«
    »Du meinst Eddies Mini-Markt?«, fragte Elizabeth.
    »Nein, den anderen. Daneben«, sagte der Makler und schaute in die andere Richtung.
    Sie ging im Geiste die Straße durch und kam nur auf das Pornokino mit dem Seitengebäude, das stundenweise gemietet werden konnte. »Unmöglich!«
    Der Makler blickte zu Boden, Dennis hingegen grinste, und Elizabeth konnte sehen, dass seine Zähne gelb vom Nikotin waren. »So, wie ich das sehe, bekommt man einen Mann am besten in die Kirche, indem man ihn erst ein bisschen sündigen lässt, sodass er sich dann schlecht fühlt und Buße tun will. Ich habe Sean beauftragt, ein kleines Schild am Ende seines Grundstücks aufzustellen – eins, das die Fahrer beim Hinausgehen sehen. Darauf steht: ›Gott liebt auch Dich‹ mit einem Pfeil in unsere Richtung.«
    »Sie sollten nicht an Gott denken, sondern an ihre Frauen zu Hause. Man kann nicht zu einer Hure gehen und anschließend mit einem kurzen Gebet alles wiedergutmachen«, sagte Elizabeth. Sie lief in den vorderen Teil des Ladens. »Vergebung ist nicht so einfach.«
    »Der Herr weiß das«, sagte Dennis und lief ihr hinterher. »Er möchte einfach nur, dass ich sie zu ihm führe. Und der beste Weg, den ich dorthin kenne, führt über einen verbotenen Fick.«
    Der Makler lachte. Es war ein hoher, schriller Laut, der Elizabeth an das Quieken eines Schweins erinnerte. Sie drückte Dennis die Schlüssel in die Hand und verließ fluchtartig den Laden.
    Anna saß auf der Veranda. Sie hatte ihren Schaukelstuhl genau so in die Sonne gerückt, dass die Äste der Ahornbäume sie nicht verdeckten, und obwohl sie die Augen geschlossen hielt, wusste Elizabeth natürlich, dass sie nicht schlief, sondern nur ruhte. Seit sie die Hundert überschritten hatte, verhielt sie sich so reglos wie nur möglich, wenn niemand in ihrer Nähe war. Sie erklärte immer wieder, dass sie durch die damit eingesparte Energie zusätzliche Zeit gewann, dass eine Minute, die sie in diesem Schwebezustand verbrachte, eine Minute mehr auf Erden war.
    »Tochter«, sagte Anna, als Elizabeth näher kam.
    »Einer meiner Enkel hat mir erklärt«, begann Elizabeth, »dass wir direkte Sonne meiden sollen, da sie winzig kleine, unsichtbare Löcher in unsere Haut brennt und wir davon unsere ganzen Falten und Altersflecken bekommen.«
    »Deine Enkel sind Klugscheißer«, entgegnete Anna. »Abgesehen davon habe ich seit meinem dreißigsten Lebensjahr Falten – was machen da ein paar mehr oder weniger?«
    »Sag ihm das bloß nicht. Er ist einer dieser Krebsärzte und würde aufschreien wegen deiner Haut- und Zellmutationen.«
    »Niemand, vor allem kein Arzt, sagt mir mehr, was ich zu tun habe«, erwiderte Anna, und Elizabeth lächelte ihre Mutter an.
    Es stimmte. Was konnten sie einer Frau schon sagen, die hundertdreizehn Jahre alt war? Anna war fest davon überzeugt, dass ihr Körper perfekt war. Er war zwar alt, doch er arbeitete noch immer gut. Elizabeth fragte sich, wann die Ärzte wohl aufhören würden, mit ihr zu schimpfen.
    »Wie geht es Frank?«, fragte Anna.
    Darin war ihre Mutter schon immer

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