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Der Olivenhain

Der Olivenhain

Titel: Der Olivenhain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Courtney Miller Santo
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leichter«, sagte Bets. »Bei mir hat das geholfen, wenn es richtig schlimm wurde.«
    »Du armes Ding«, wimmerte Callie und rieb ihr den Rücken. »Gleich ist alles vorbei, und wir halten die Kleine in den Armen.«
    »Weißt du, wie du Gott zum Lachen bringen kannst?«, fragte Anna.
    Reflexartig sagte Deborah: »Erzähl ihm von deinen Plänen.«
    Mühsam versuchte Erin, in den Vierfüßlerstand zu wechseln. Callie und Deborah setzten sich links und rechts neben sie aufs Bett. Als die nächste Wehe anrollte, fing Erin erneut an zu summen und steigerte sich auf dem Höhepunkt zu einem Zwitschern.
    »Es wird schon gehen«, sagte sie dann und stemmte Unterarme und Kopf in die Matratze. »Grandma, sag der Ärztin, ich schaffe das. Ich kann mein Kind ohne Kaiserschnitt zur Welt bringen. Ich krieg das hin.«
    Callie strich ihr eine Strähne aus dem Gesicht. »Du darfst dich nicht überanstrengen.«
    »Aber sie will es so!«, rief Deborah von der anderen Bettkante her.
    »Du hast hier nichts zu sagen!«, schnappte Callie.
    »Aber ich bin doch ihre Mutter!«, entgegnete Deborah schwach. »Das bin ich!«, wiederholte sie energischer, als sie sah, wie Bets und Anna den Kopf schüttelten.
    »Das ist der falsche Ort und nicht der richtige Moment für diese Diskussion«, mahnte Bets und kniete am Bett nieder, um Erin in die Augen zu sehen. »Manchmal ist es mutiger, sich zu ergeben, als sich weiterhin zu sträuben.«
    »Es muss noch eine andere Möglichkeit geben!«, rief Deborah. Erin stieß den Kopf rhythmisch gegen die Matratze. »Ich weiß nicht, was ich tun soll. Ich weiß es nicht, ich weiß es einfach nicht!«
    Anna klopfte gegen den Türrahmen. »Alle mal herhören. Schluss mit dem Unsinn.« Die anderen schauten sie erstaunt an. Anna zitterte wie Espenlaub. »Was meint denn das Baby dazu, Erin? Hör auf dein Kind, hör genau hin.«
    Erin ließ sich auf die Seite fallen und rollte sich ein. Sie drückte die Augen zu und presste die Hände auf beide Ohren. Deborah und Callie sprangen vom Bett auf.
    Sie warteten ab.
    Die Ärztin kam herein und wartete mit ihnen.
    Wie kleine ausgeschnittene Papierpuppen auf einem Papierbogen zum Ausschneiden, die sich an den Händen halten und dadurch ein kleines Herz in den Zwischenräumen schaffen, dachte Deborah, als sie ihre Familie so sah. Nach einer halben Ewigkeit fing Erin wieder an zu summen. Als die Wehe abgeklungen war, sah Erin zur Ärztin hinüber und sagte: »Das Kind und ich schaffen es.«
    In den Stunden darauf schwirrten viele Schwestern und Ärzte um Erin herum und warfen sich besorgte Blicke zu. Sie analysierten die Messungen, übertrugen die Werte in Tabellen, und schließlich wurde Erin ein Schlauch in den Uterus eingeführt, um Flüssigkeit hineinzupumpen und den Druck auf den kleinen Babykörper zu verringern, für den Fall, dass sich tatsächlich die Nabelschnur um ihn gewickelt hatte.
    Bets nahm Anna am Arm und führte sie zum Kaffeespender im Flur. Deborah blieb und versuchte, sich nützlich zu machen. Sie dunkelte den Raum ab, schaltete leise Hintergrundmusik ein und verstaute den Inhalt von Erins Kliniktasche im Schrank. Als sie die Babysachen auspackte, sah sie, dass die Strampelhose ein blaues Bändchen am Kragen hatte.
    »Das ist ja entzückend.« Sie drehte sich zu ihrer Mutter um und hielt es in die Höhe. Die nächste Wehe setzte ein, Callie beugte sich über ihre keuchende Enkelin und strich ihr durchs verschwitzte Haar. »Du bist eine starke Frau, du schaffst es.«
    »Du glaubst also nicht, dass es ein Mädchen wird?«, fragte Deborah neugierig, als die Wehe wieder abgeklungen war.
    Erin stöhnte laut, dann sagte sie etwas auf Italienisch, das sich in Deborahs Ohren anhörte wie: »Halt deine blöde Klappe!«
    »Ich denke, jetzt kann sie anfangen zu pressen«, sagte Callie.
    Deborah fühlte sich zurückgewiesen und fehl am Platz. Sie legte die Strampelhose in den Schrank und ging raus, um nachzusehen, wo die anderen steckten. Draußen legte ihr Anna die Hand auf die Schulter. Deborah verstand, dass es ihre Art war, ihr zu verzeihen, was geschehen war.
    Zwei Schwestern rollten einen Wagen in den Raum, der so ähnlich aussah wie der, den Deborah in der Gefängnisbibliothek herumgeschoben hatte, doch auf diesem befanden sich keine Bücher, sondern eine Wanne und medizinisches Gerät. Die Ärztin nickte ihr kurz zu, als sie den Raum wieder betrat. »Keine Sorge, es wird alles gut. Die Herztöne haben sich nicht verschlechtert, trotzdem haben wir einen

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