Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Opal

Der Opal

Titel: Der Opal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Hammerschmitt
Vom Netzwerk:
Demgegenüber ist alles andere unwichtig.«
    »Die Passage englouti gehört mir sowieso. Ich bin in die Spindel gestoßen worden, als ich eure Bewusstseinsplatten von den Sayakh zurückholen wollte. Ihr habt keinen Anstand im Leib.«
    »Bist du stur oder taub? Die Sayakh haben dich in die Spindel gestoßen, ihre Königin, genauer gesagt. Wir nicht. Wir wollten unser Eigentum zurückhaben. Wir haben dich für einen Auftrag bezahlt, bei dem du versagt hast, wenn ich dich daran erinnern darf. Wenn du diesmal nicht versagst, gehört die Pseira dir.«
    Ärgerliche Falten auf seiner Stirn. Gar nicht so sehr hübsch. Wenigstens kann man dich reizen, Missgeburt, dachte Latil. Der Streit hob ihre Laune.
    »Und warum, mein lieber Junge, sollte ich euren Eline umbringen, selbst wenn ihr ihn für mich findet, weil ich ja nicht die geringste Chance dazu habe? Warum sollte ich für euch die Drecksarbeit machen? Was wollt ihr überhaupt von ihm?«
    »Er will den Opal zerstören.«
    »Den Opal zerstören? Das hat er gesagt? Und ihr habt euch nicht vor Lachen bepinkelt? Auf welche Weise will er allein denn den Opal ›zerstören‹?« Latil lachte. Es klang in ihren eigenen Ohren ein wenig beklommen und ungeübt. »Soll ich dir was sagen? Ich bringe ihn nicht um, ich lache ihn aus. Ruf ihn an, sing ihn an, oder wie immer ihr das anstellt. Dann lass mich an den Apparat, und ich lach ihn aus. Das wird ihn fertig machen. Davon erholt er sich nicht mehr.«
    Haku lachte nicht mit. Die Falten auf seiner Stirn vertieften sich.
    »Vor einem Jahr Standard ist Eline verschwunden. Er war seit Jahrzehnten unser bester Sänger, nicht nur der erfolgreichste, was die Zahl der herbeigesungenen Schiffe angeht, sondern auch der größte Künstler. Er war perfekt. Du kannst nicht wissen, was das für uns bedeutet. Einer wie er hätte niemals verschwinden dürfen, es hätte ihm aus moralischen Gründen, aus Gründen der Treue gar nicht möglich sein dürfen. Wir hätten es bemerken müssen. Er hat sein Verschwinden von langer Hand vorbereitet. Er hat sich nicht gemeldet. Er hat sich nicht erklärt. Er ist einfach weg. Der Opal hat sich lange Gedanken darüber gemacht, was Eline vorhat. Er ist zu dem Schluss gekommen, dass Eline ihn zerstören will. Jedenfalls verstehen wir so, was der Opal uns sagt.«
    »Wer wir?«
    Weiterhin steile Falten.
    »Die zweitbeste Sängerin bei uns ist Kea. Wir sind die Freunde von Kea. Wir haben die Sänger, die Reinen und die Bürger davon überzeugen können, dass Eline den Opal zerstören will.«
    Latil schüttelte den Kopf. Abgesehen davon, dass sie ein reines Drittel von Hakus Gerede nicht verstand, konnte sie wirklich kaum glauben, was sie hörte.
    »Das ist bisher eindeutig das Dümmste, was mir hier erzählt worden ist. Ich habe einige Menschen umgebracht, mein lieber Junge. Vielleicht sollte ich hinzufügen, dass es mir nur manchmal wirklich Spaß gemacht hat. Und ganz bestimmt habe ich noch nie jemanden umgebracht, weil er besser singen kann. Und ich werde es auch nicht tun, selbst wenn ihr Eline findet. Ihr seid ja vollkommen wahnsinnig! Ihr engagiert jemanden wie mich, um euren kindischen Sängerwettbewerb zu entscheiden. Eitelkeit. Oder Religion, oder was auch immer. Interessiert mich nicht. Verstehst du? Eline will den Opal zerstören? Ihr schenkt mir die Passage englouti? Lachhaft.«
    Haku stand auf. Er zeigte zur Decke des Zimmers. Einer der runzligen Bälle balancierte auf seiner Fingerspitze.
    Die Decke schlug Wellen, als sei sie aus Wasser. Latil begriff erst, als die Wellen sich wieder glätteten, dass es ein Bildschirm sein musste.
    Zuerst war nicht viel zu sehen, nur das trübe, funkendurchsetzte Blau des Opals. Langsam, langsam schob sich von links eine Spitze ins Bild, eher eine Schnauze, nicht sehr scharf zugefeilt, scheinbar vor Hitze rot glühend oder wie von innen erleuchtet, und eine größere und größere Fläche wurde von dem Körper, der dieser Spitze folgte, bedeckt, bis der ganze Bildschirm von diesem langsam in all seinen Segmenten vorbeiziehenden Körper eingenommen war. Es gab Ausstülpungen, Buchten, Löcher in diesem Körper, wohl auch Schäden, denn manche Löcher sahen nicht wie mit Absicht angebracht aus, es gab helle und dunkle Zonen, glühende Strukturen, die wie irr geformte Tragflächen aussahen, Aufbauten, Dellen, Ketten von Lichtern. Bis der ganze Rumpf vorbeigezogen war, dauerte es eine Weile, er wurde zunehmend langsamer, schien an einem außerhalb des Kamerablickfeldes

Weitere Kostenlose Bücher