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Der Opal

Der Opal

Titel: Der Opal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Hammerschmitt
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Wandbehang und fragte: »Was heißt das?«
    »Treue«, sagte Tendrak.
    Latil riss den Stoff mit einem Ruck von der Wand. Sie knüllte ihn zusammen, setzte sich wieder hin und begann damit den Tisch zu wischen. Niemand reagierte. Haku massierte sich etwas nachdrücklicher die Herzgegend.
    »Verhaftung. Was sollte das mit der Verhaftung?«
    »Standardprozedur bei Fremden. Der Opal will es so.«
    »Der Opal will es so. Warum sagt euch euer Opal nicht, wo Eline ist?«
    Schweigen. Betroffenes Schweigen.
    »Der Grund«, setzte Latil nach. »Warum sollte ich für euch arbeiten?«
    »Weil du dann vielleicht nicht stirbst.«
    Latil nahm den zusammengeknüllten Wandbehang und warf ihn Tendrak ins Gesicht. Der Stoff rollte auf seine Brust hinunter. Er hatte sich nicht bewegt, nichts gesagt.
    »Du drohst mir nicht«, sagte sie.
    »Eline droht dir.«
    Latil legte sich die Hände vors Gesicht. Sie beobachtete die drei Taan nur noch durch die Äste ihrer Finger hindurch. Verrückte. Alles Verrückte.
    »Wenn du ihn tötest, schenken wir dir die Pseira.«
    Das war von Haku gekommen.
    Latil blickte auf. »Die Passage englouti?«
    »Ja. Die Pseira«, bekräftigte Haku. »Treue.«
    »Treue«, sagten auch Tendrak und Domale Make.
    »Haut ab!«, schrie sie. »Ich glaube euch kein Wort. Scheißkerle! Und nehmt ja eure ekelhaften Bälle und Maschinen mit.« Die drei standen auf und liefen zur Tür. Domale Make drehte sich noch einmal um, bevor er hinausging.
    »Ein Kragen ist keine Maschine«, sagte er.
    Latil hatte nichts zum Werfen in der Hand.
    Als Latil die Tür ihres Gästezimmers öffnen wollte, ging es nicht. So einfach war das. Sie warf das Funkenglas hin und griff nach den golden leuchtenden Scherben. Die Funken waren kühl, ein kaltes goldenes Feuer. Warum sollte sie überhaupt Eline töten? Wenn er ein Feind des Opals war, dann war er ihr Freund. Hier konnte man nicht einmal richtig scheißen. Die widerlichen Ansaugstutzen der Toilette arbeiteten so sauber, dass kein Geruch entstand. Wenn Essenszeit war, läutete es an einer Öffnung in der Wand. Das Essen schmeckte sehr gut, mindestens so gut wie auf der Passage englouti. Eine Kultur zum Sterben. Als sie noch an der Scherbe herumfingerte, stand plötzlich jemand vor ihr. Die Füße sahen aus, als seien sie mit feinem Draht umwickelt. Eigenartige Schuhe. Sie sah an den Beinen entlang nach oben. Haku. Der Ball klebte an seiner Stirn.
    »Tu das nicht«, sagte er. »Das ist gefährlich.«
    Latil warf die Scherbe weg und rieb ihre Finger an dem dunkelroten Teppich ab. Sie hinterließen eine leuchtende Spur.
    »Warum?«
    »Es könnte dich geistig vergiften.«
    »Warum stellt ihr so gefährliche Sachen in eure Gästezimmer?«
    »Die meisten unserer Gäste sind besser erzogen als du.«
    Latil stand auf. Das Mondo machte einen Schritt zurück, anscheinend unwillkürlich. Sehr gut.
    »Traust du dich nicht mehr in echt zu mir?«
    »Du bist eine Barbarin. Du hast es mir vor kurzem erst bewiesen. Soll ich mich von dir schlagen lassen? Du bist wie alle Krieger. Körperfixiert. Negativ körperfixiert, würde ich sagen.«
    Latil verschränkte die Arme. Ein Klugscheißer.
    »Ich bin also eine Barbarin. Mein guter Junge. Ihr verhaftet mich ohne den geringsten Grund. Ihr betäubt mich. Ihr haltet mich hier in Isolation, ohne dass ich das Recht hätte, dagegen zu protestieren. Du gehörst zu den Leuten, die mich letztendlich in die Spindel geschickt haben. Und ich bin eine Barbarin, nicht wahr?«
    »Die Reinen haben wegen deiner Verhaftung schon Protest eingelegt, aber wir werden sie überstimmen, weil der Opal auf unserer Seite ist. Die Sayakh haben dich in die Spindel getan, nicht wir. Die Sayakh sind Diebe.«
    »Und was seid ihr?«
    »Ästheten. Sänger.«
    »Wie schön. Und was willst du von mir?«
    »Ich bin dein Beauftragter.«
    Latil bedauerte wirklich, Haku nicht real vor sich zu haben. Ein wenig Training hätte ihr gut getan. Haku war immerhin ebenso ein Taa wie Eline, und den sollte sie schließlich töten. Sie drehte sich um und setzte sich auf das Bett. Die Decke lag glatt und frisch da, obwohl Latil sie gewiss nicht so zurückgelassen hatte. Sie atmete tief durch. Sie ermahnte sich, nicht auf diese Provokationen einzugehen.
    »Was ist das?«, fragte sie.
    »Unsere Kultur ist für Fremde nicht leicht zu verstehen. Deswegen bekommt jeder Fremde bei uns einen Beauftragten, der sie ihm erklärt. Ich bin dazu da, deine Fragen zu beantworten.«
    »Verschwinde.«
    »Außerdem wird dir ein

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