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Der Opal

Der Opal

Titel: Der Opal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Hammerschmitt
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seine Anwesenheit. Alles weitere entspringt seiner Phantasie.«
    Latil hätte amüsiert sein können von den Versuchen der beiden, sie auf die eine oder andere Seite zu ziehen. Sie war es nicht. Eytarris Art, seine Geschichte zu erzählen, enthielt mehr Wahrheit als Hakus Dementi.
    »Wie lange bist du schon hier?«, fragte sie Eytarri.
    »Fünfzehn Jahre Standard.« Er wirkte jetzt nur noch armselig.
    Latil dachte darüber nach. Sie empfand Mitleid für Eytarri. Das war ihr unangenehm.
    Plötzlich lachte Eytarri, klatschte in die Hände und sagte laut: »Und du? Wer bist du? Ich bin dein zweiter Beauftragter! Ich muss etwas über dich wissen, damit ich deine Fragen richtig beantworten kann! Frag mich! Wer bist du? Was machst du im Opal?« Er strahlte über das ganze Gesicht. Das verfaulte Gebiss war widerlich.
    Latil war von dieser einfachen Frage verblüfft. Sie antwortete zögernd: »Ich bin… auf Reisen.«
    »Das ist gut!«, rief Eytarri irre. »Reisen bildet. Frag mich etwas über den Opal. Ich lebe hier seit fünfzehn Jahren, ich weiß alles!«
    »Nicht jetzt«, antwortete sie. »Ich bin zu müde, um mir eine gute Frage auszudenken.«
    »Aber später«, rief Eytarri ihr noch durch die Tür nach, »später fragst du mich!«
    Als sie in ihrer Kabine auf dem Bett lag und auf Nidihann wartete, beschloss sie, den Zamna nach den Begleitern zu fragen.
    Nidihann hatte diesmal ihre Haut schwarz gefärbt. All das Spielzeug, das sie mitgebracht hatte, um es in sich selbst oder in Latil hineinzustecken, verfehlte seine Wirkung. Als sie fertig war, fragte sie Latil: »Liebst du mich?« Der unschuldige Augenaufschlag, den sie dabei vorführte, war eine schauspielerische Meisterleistung, die Wirkung wiederum extrem pervers.
    Ohne Hoffnung, den gleichen Grad lügenhafter Perfektion zu erreichen, antwortete Latil: »Aber natürlich, Schatz.« Sie begann sich zu langweilen. Die Langeweile war noch schneller gekommen als bei Bacab. Henan hatte sie nicht gelangweilt, aber sie hatten auch nie gefickt. Sie machte sich klar, dass sie möglicherweise Henan idealisierte, weil sie seinetwegen in die Spindel gestoßen worden war. Latil lag noch mit bloßem Oberkörper und halb heruntergelassener Hose auf der Liege in ihrer Kabine, als das Schiff sagte: »Wir befinden uns im Anflug auf Linophryne.«
    Latil sagte nichts. Sie ekelte und langweilte sich. Der Schonbezug ihrer Liege, den sie nicht zurückgeschlagen hatte, um keine Zeit zu vergeuden, klebte an ihrem Rücken. Als sie sich die fleischrote Farbe des Überzugs vorstellte, wurde ihr beinahe schlecht. Als sie ihre Hose hochzog, fühlte sich der Bund an, als habe er sich mehrfach mit Schweiß voll gesogen und sei mehrfach wieder getrocknet, was ganz der Realität entsprach.
    »Die Kameras laufen nicht«, sagte das Schiff. Nach einer Pause fügte es hinzu: »Wenn du etwas brauchst, sag es mir bitte.«
    »Warum denkst du, dass ich etwas brauchen könnte? Alles, was ich von dir brauche, ist die Mündungsgeschwindigkeit! Und dann einen Tunnel, egal wohin!«
    »Ich kann nicht tunneln. Du liegst jetzt schon zwanzig Minuten fast bewegungslos auf deinem Bett. Ich dachte vielleicht, du kannst etwas – «
    Latil setzte sich ruckartig auf.
    »Woher weißt du das, wenn die Kameras nicht laufen?«
    »Nun ja«, sagte das Schiff betroffen. »Bewegungssensoren. Da war fast nur dein Wimpernschlag in den letzten zwanzig Minuten.«
    »Du bist wie die Taan!«, sagte Latil entrüstet.
    »Sag doch nicht so was«, antwortete das Schiff beleidigt.
    Latil zog sich ein Hemd über. Es roch.
    »Was machen die anderen?«
    »Tut mir Leid, aber solche Fragen beantworte ich nicht.«
    »Aha, Diskretion. Auf einmal. Beantworte meine Frage, oder ich sage Kea, dass ich den Job umsonst mache, und beantrage, dass du an die Fresser verfüttert wirst. Ernsthaft.«
    »Eytarri spricht mit deinem Lexikon, obwohl es ihm nicht antwortet. Ich habe versucht zu analysieren, was er sagt, aber er spricht Zamna, und das ist eine Sprache, die mir Kopfweh macht. Fürchterliches Kauderwelsch. Haku singt.«
    »Was?«
    »Wie was?«
    »Was singt er?«
    »Es hört sich an wie ein Liebeslied, wenn du mich fragst.«
    Latil stieg der alte Geruch ihrer Kleider in die Nase. Ranzig, das war der Ausdruck.
    »Passage englouti.«
    »Ja, Latil.«
    »Ich brauche ein Bad. Durchgreifende Sauberkeit, wenn du verstehst, was ich meine«
    »Ich liebe erfüllbare Wünsche.«
     
    Linophryne drehte sich rot-blau unter der Stoßfront hinweg, die er durch seine

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