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Der Opal

Der Opal

Titel: Der Opal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Hammerschmitt
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ist dadurch automatisch zum neuen Pilgerführer geworden. Die Thyrrenoi ist das neue Erste Schiff. Und du bist wieder ganz der Alte, abgesehen von der Tatsache, dass du nicht tunneln kannst, weil du die von den Taan manipulierten Zugangscodes für die Tunnelprozesse noch nicht geknackt hast.«
    »So könnte man das in schlichten Worten ausdrücken, glaube ich. Ja.«
    »Ich danke dir, Kosmos 11. jetzt mach das Licht aus und lass mich schlafen, bis sich die Welt geändert hat.« Sie ließ sich auf das Bett sinken. Das Licht ging aus. »Noch eine Frage.«
    »Ja?«
    »Wer hat Nidihann umgebracht?«
    »Sie selbst. Sie wusste, dass sie gegen dich keine Chance hatte. Sie hat den Chirurgen herbeigesungen und ihm befohlen, sie umzubringen. Als sie nicht mehr singen konnte, hat ihr Anzug den Rest erledigt.«
    »Warum hast du es nicht verhindert?«
    »Ich war eifersüchtig auf sie.«
    Latil überging das. »Und Eytarri?«
    »Ahnte wohl, was kommen sollte, als Nidihann wie irr durch die Gänge hetzte, um sich vor dir zu verstecken. Kann sein, er wollte sicher gehen, dass sie dir nicht doch was antut. Schlaf jetzt.«
    Latil gehorchte.
     
    Eytarri grinste sie mit seinen schlechten Zähnen an wie die Erinnerung an einen schlimmen Traum. Sie wurde nicht schlau aus ihm. Wenn sie das umgebaute Lexikon jetzt nicht ständig in ihrer Tasche mit sich getragen hätte, wäre ihr die Szene im Hauptgang des Schiffes, als Eytarri ihr den Freund zugeworfen hatte, wirklich nur wie ein Traum erschienen. Hatte Haku die Wahrheit gesagt? Hatte Eytarri wirklich auf ihn geschossen, im Wald, da unten, auf der Jagd? Ein Ereignis, das ihr jetzt schon genauso unwirklich vorkam wie ihr ganzes Leben vor dem Opal. Sie hatte schon versucht, eine Antwort auf die Frage aus ihm herauszuquetschen, warum er ihr geholfen hatte. Er hatte ihr nicht geantwortet, so einfach war das. Schatten und Nebel. Sie stellte fest, dass ihr Leben jetzt im Tagesrhythmus entwirklicht wurde. Was gestern gewesen war, hatte noch weniger zu sagen als das, was vorgestern gewesen war, und alles zusammen ergab keinen guten Reim auf ›Opal‹. Eytarri mochte ein unergründlich gewiefter Zamna-Stratege sein oder einfach nur ein Verrückter, von einem gewissen Standpunkt aus machte das keinen Unterschied. Hakus neues Auftreten machte allerdings einen gewaltigen Unterschied zu seinem alten. Er schmückte sich jetzt mit drei Begleitern, lief mit einer gewissen Würde vor dem Säulenwald auf und ab und wurde anscheinend mehr und mehr von dem Bewusstsein seiner neuen politischen Macht durchdrungen. Er war schon früher nicht gerade geschwätzig gewesen, jetzt sprach er kaum noch. Man merkte ihm an, dass der ganze Opal hinter ihm stand. Nun ja, ein unbekannt großer Teil des Opals. Ein anderer unbekannt großer Teil des Opals versuchte dem großen Weltwunder gerade die Luft abzulassen und spielte mit Haku, der Flotte und allen loyalen Bürgern des Opals Katz und Maus, und das nach Belieben.
    Sie verbot sich den Gedanken, dass die Raumschlacht, der Tod Keas, die wahrscheinliche Vernichtung der Reinen und alles andere wegen ihr passiert war, sie verbot ihn sich, weil sie dann eine groteske Überschätzung ihrer eigenen Bedeutung sah. Wenn sie das Zentrum all dieser Intrigen war, dann war sie das zufällige Zentrum. Auf ihre Frage, was jetzt geschehen würde, hatte Haku geantwortet: »Die Wallfahrt geht weiter.« Der Opal mochte sich im Zustand des Bürgerkriegs befinden, er mochte von Eline mit totaler Vernichtung bedroht sein, die Reinen mochten verloren sein, aber die Wallfahrt würde weitergehen, so einfach war das. Zwei der Soldaten bewachten Haku, die beiden anderen seine Umgebung. Der König war besorgt.
    »Warum hast du mir das Lexikon gebracht?«, fragte sie Eytarri noch einmal.
    Er saß ihr gegenüber und grinste.
    »Warum hast du auf Haku geschossen?«
    Er grinste immer noch.
    Ich unterhalte mich doch nicht mit einem Kieselstein, dachte sie und wandte sich ab.
    Haku ging gemessenen Schrittes auf und ab, keine zehn Meter von der Stelle entfernt, wo Eytarri und Latil saßen. Haku wartete auf sein Schiff.
     
    Die Ankunft des Schiffes veränderte das Licht im Säulenwald. Es schlug von einem hellen technischen Weiß in ein organisch-grünliches Beige um. Alle Bildschirme und alle Bäume des Säulenwaldes zeigten eine gefleckte Landkarte in ähnlichen Schattierungen, die für Latil nichts bedeuteten.
    »Ich habe die Zentrale im Griff«, flüsterte die Passage englouti Latil aus dem Baumstamm

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