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Der Opal

Der Opal

Titel: Der Opal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Hammerschmitt
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zu, an dem sie lehnte. »Sie manipuliert die Robotkameras aus dem Kampfgebiet.«
    »Heißt das, dass sie noch dort ist?«
    »Nein. Ich spüre eine Schwerkraftinterferenz ganz in der Nähe, die etwa einem Schiff ihrer Tonnage entsprechen würde. Und keinen Kilometer backbord von uns entfernt bewegt sich ein Objekt ihrer Größe langsam an uns vorbei.«
    »Ja, und?«
    »Ich kann sie nicht sehen. Ich habe sie weder kommen sehen, noch sehe ich sie jetzt.«
    »Das ist schön. Du kannst also ein Objekt von zwanzig Kilometern Länge, das in einem Kilometer Entfernung an uns vorbeifliegt, nicht sehen. Und du hast es nicht kommen sehen. Phänomenal. Kann es sein, dass du eine Routinewartung brauchst?«
    Sie wusste nicht, warum sie das Schiff so anfuhr. Es war wenig sinnvoll, den einzigen Freund zu beleidigen, den sie hier hatte. Aber die Situation reizte sie. Eytarri reizte sie. Die Thyrrenoi reizte sie. Alles hier reizte sie.
    »Und noch etwas. Die Thyrrenoi hat also alle deine Robotkameras eingesammelt, um sie mit sich zu schleifen und ihren Input zu manipulieren, wie du sagst. Fein. Aber wenn du tatsächlich deinen Intellekt unter Kontrolle hast, wieso ist sie dann in der Lage, den Output hier in der Kommandozentrale zu kontrollieren?«
    Das Licht veränderte sich schlagartig. Wieder das normale technische Weiß. Nur einer der großen Deckenschirme zeigte noch die Landkarte, alle anderen Schirme normalen Datenfluss. »Sie hatte mich darum gebeten.«
    Haku sah Latil skeptisch an. Eine Maske der angeödeten Würde. Sie solle aufhören zu spielen, meinte dieser Blick wohl. Die Luft flirrte. Alles wieder in grünlichem Beige, jetzt eine Note heller, da die Landkarte mit weißen Inseln besprenkelt war. Wenn sich Latil das Ganze genauer besah, konnte man die Landkarte auch für die Trümmergeographie eines kraterübersäten Planeten halten, seit Milliarden Jahren den Erosionskräften einer giftigen Atmosphäre ausgesetzt, aus dem hohen Orbit aufgezeichnet. »Haut«, sagte Eytarri.
     Aber sicher, dachte Latil. Sie antwortete ihm nicht. Es wurde dunkler. Auf den Schirmen immer dasselbe Bild. Ein großer milchiger Kreis, der in seinem unteren Drittel von einem schwarzen, an Ecken und Kanten gerundeten ›W‹ gespalten wurde. Sah definitiv organisch aus. Ein Auge. Die ganze Kommandozentrale war voll von diesen fremdartigen Augen. Alle Schirme blickten auf sie herab. Latil dachte daran, wie Kea in der Echo denselben Trick an ihr ausprobiert hatte. Kea war zuckendes Fleisch, die Echo war verschwunden. Die Thyrrenoi war real. Siedend heiß fiel Latil ein, dass sie mit der Passage englouti bei ihrem Fluchtversuch auf Pasiphae diesem Schiff geschadet hatte. Es mochte ein Akt diplomatischer Klugheit auf Seiten der Passage englouti gewesen sein, der Thyrrenoi einen Auftritt wie diesen hier zu erlauben. Bevor Latil erröten konnte, änderte sich das Bild wieder. Man sah jetzt einen eigenartigen Gegenstand auf den Schirmen, einen Körper, ein Tier, mit einem sackförmigen Vorderteil oder Kopf, an dessen Seiten zwei Ausbuchtungen mit Augen zu erkennen waren. Eines der Augen war klar genug eingefangen, um die eigenartige w-förmige Pupille zu zeigen. Der gedrungene Körper – ein flachgedrücktes Ellipsoid, das offenbar gleich hinter dem Kopf ansetzte – trug an seinem Äquator der ganzen Länge nach ein hauchfeines Wellenband, das den Körper mit seinem Vibrieren und Flimmern in der Schwebe zu halten schien. Die Färbung des Tieres war beigegrün mit weißlichen Inseln. Seine ganze Haut schien mit kleinen Buckeln übersät zu sein.
    »Es ist eine Aufzeichnung«, flüsterte die Passage englouti.
    »Woher weißt du das?«, flüsterte Latil zurück. Keine Antwort. Das Bild von dem seltsamen Tier erinnerte sie an den Teleunterricht im Hort. Biosophie und kombinierte Gestaltlehre. Wenn dieses Gebilde die Thyrrenoi darstellte, dann hatte das Schiff seinen Spaß daran, ein zwanzig Kilometer langer Tintenfisch zu sein.
    »Sepia officinalis«, sagte die Passage englouti.
    Die Perspektive wechselte. Man sah das Schifftier von der Seite, und knapp über dem hauchfeinen Wellensaum glühten Buchstaben auf; erst das verschlungene Gekritzel des Taa, dann gut lesbares Standard. ›Feueropal‹ war dort zu lesen.
    »Ich werde euch jetzt übernehmen«, sagte eine spröde Stimme von unklarem Geschlecht.
    Es dauerte eine Weile, bis die Passage englouti antwortete.
    »Das wirst du nicht.«
    »Warum nicht?«, fragte die Thyrrenoi ruhig.
    »Die Echo hat mich

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