Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Opal

Der Opal

Titel: Der Opal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Hammerschmitt
Vom Netzwerk:
auf das blassblaue Zelt.
    »Ich habe gewonnen, wisst ihr«, sagte Latil. »Ich würde ihr das gerne sagen.«
    »Nidihann ist tot«, fügte sie hinzu.
    Haku sah sie flüchtig an und widmete dann seine Aufmerksamkeit wieder ganz den Bildschirmen.
    Warum antwortet mir niemand?, dachte sie wütend und entmutigt. Auf den Schirmen flimmerte und flackerte es. Wolken von kleinen schwarzen Punkten, aus denen Blitze zuckten, huschten vorbei, ein schwarzer Schatten, den sie als ein Taanschiff erkannte, fing an zu glühen, schien sich auszudehnen, als würde er aufgepumpt, und zerplatzte dann in einer Explosion goldener Funken, vor der sich Latil instinktiv schützen wollte, indem sie sich die Augen zuhielt. Als sie wieder hinsah, zersplitterte ein anscheinend aus lauter flimmerndem Perlmutt bestehendes Gebilde in einer der Wolken, und noch Sekunden später glaubte Latil, es habe sich vollkommen aufgelöst, bis die schwarzen Punkte grün aufzuleuchten begannen, eine Sekunde lang unerträglich hell strahlten und dann einer nach dem anderen erloschen, flimmernd, glitzernd. Der Bildschirm nebenan zeigte ein anderes Taanschiff, das von einer unsichtbaren Kraft zerknickt wurde. Als die Außenhaut einmal nachgegeben hatte, faltete sich die kilometerlange Struktur mit einer Geschwindigkeit zusammen, als sei sie aus Papier. Ihre Überreste zerstoben wie Ascheflocken, es gab nicht einmal eine Explosion. Szenenwechsel. Ein aus gigantischen dreieckigen Flächen konstruierter Kastendrachen schob sich langsam durch eine der schwarzen Wolken, aus denen es so heftig blitzte. Die Dreiecke wurden von innen erleuchtet, wenn sie von einem der Blitze getroffen wurden, aber sie gaben erst nach vielen Treffern nach, zunächst asteroidengroße Blasen werfend, dann aufplatzend. Hinter dem Heck des Drachens war das wässrige Blau des Opals rein und makellos, als habe der Drachen die schwarzen Punkte ausradiert. Alles fand in perfekter Stille statt. Kein Geschrei, kein Maschinenlärm, nichts. Eine lautlose Schlacht. Der Lärm musste apokalyptisch sein, aber er wurde nicht in die Kommandozentrale übertragen.
    »Was ist das?«, fragte Latil ins Blaue.
    »Die Echo ist verschwunden«, antwortete die Passage englouti sofort. »Aber sie hat alle ihre Abfangjäger dagelassen. Und die tun ihr Bestes, um die Wallfahrtsflotte zu vernichten.«
    »Wer gewinnt?«, fragte sie dümmlich.
    »Die Flotte natürlich. Zu viele Schiffe, zu viele Muskeln. Man hat ja insgeheim ein wenig aufgerüstet. Wie die Echo auch. Eine schöne Schlacht. Richtig gute Waffensysteme.«
    Latil ging sich umziehen. In ihrer Kabine wurde sie von einem schwarzen Ei überrascht, das freischwebend in der Luft hing. Es war von einer hauchzarten goldenen Corona umgeben, die es weniger massiv erscheinen ließ, als es in Wirklichkeit war. Bei zwei Metern Länge war es an der breitesten Stelle ein Meter dick und füllte einen beträchtlichen Teil der Kabine aus.
    Latil war zu überfordert, um sich auch damit noch auseinander zu setzen. »Was immer das ist, schaff es hier raus«, sagte sie.
    Das Ei schwebte schon zur Tür hinaus, als das Schiff sagte: »Es ist nur Nidihann. Ich möchte den Rumpf gern behalten.«
    Aber sicher doch, dachte Latil und schloss die Augen. Nur für ein paar Minuten.
     
    Als sie sie wieder öffnete, bespielte die Passage englouti eine ganze Seitenwand ihrer Kabine mit einer Übertragung der Schlacht.
    »Warum werden wir nicht angegriffen?«, fragte Latil. Die Kämpfe tobten anscheinend immer noch heftig.
    »Wir sind gar nicht dort«, sagte das Schiff und projizierte zur Erläuterung eine Kameraperspektive, die die Schlacht aus großer Entfernung zeigte. Das rot umrandete Gebiet, in dem sich die Kämpfe abspielten, war nicht weit von der Kabinendecke entfernt. Ein kleiner, rot blinkender Punkt stand beinahe anderthalb Meter tiefer.
    »Wir sind hier, etwa 50.000 Kilometer entfernt. Ich habe nur ein paar Robotsonden ins Kampfgebiet geschickt.«
    »Macht es dir etwas aus, wenn ich zugebe, dass ich nichts verstehe?«
    »Nicht viel. Ich verstehe auch nicht alles. Meine persönliche Theorie besagt Folgendes: Die Echo gehört mit zu der Verschwörung um Eline. Die Verzweiflungsidee der Reinen, Elines wichtigste Informantin anzugreifen, hat die Echo selbst zu einem Verzweiflungsschlag provoziert. Kurz nachdem Nidihann tot war, begann die Echo unglaublich starke Felder um sich herum aufzubauen, etwa hundertmal so stark, wie es die Spezifikationen ihrer Triebwerke erlauben. Wir waren da

Weitere Kostenlose Bücher