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Der Opal

Der Opal

Titel: Der Opal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Hammerschmitt
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Eytarri sprang im Hintergrund herum.
    »Wie hast du sie überzeugt? Und warum wolltest du Haku nicht mehr hier haben?«, fragte Latil das Schiff.
    »Diese Taan sind unberechenbar.«
    Latil wartete noch auf eine Erklärung zu ihrer ersten Frage. »Und das hast du der Thyrrenoi gesagt? Deswegen lässt sie uns in Ruhe?«
    »Ich habe ihr eine Aufzeichnung von der kurzen Zeit übermittelt, die wir an Bord der Echo verbracht haben, während sie zu translozieren begann, alle Peripheriedaten eingeschlossen. Das war mein entscheidendes Argument.«
    Die Passage englouti sprach wieder einmal mit dem stillen Stolz, den Latil an ihr schon so gut kannte. Latil dachte nach.
    »Wie heiß war deine Außenhaut, als du dich durch die Echo hindurchgeglüht hast?«
    »Etwa so heiß wie eine mittelgroße Sonne. Im Kern.«

Keik
     
    Keik war eine schöne Welt. Die Flotte umrundete Ulil, den größten Mond Keiks, in einer eleganten Kurve, und das helle Plasmafeld, das die eine Hälfte des Mondes überzog, verdeckte zunächst den aufgehenden Planeten. Selbst von der Nachtseite Ulils aus wäre es nicht sehr leicht gewesen, Keik zu entdecken, hätte nicht sein eigenes Plasmafeld eine strahlende Sichel in den wässrig blauen Opal gezeichnet. Je mehr sich die Flotte Keik näherte, desto erdähnlicher wirkte der Planet. Einmal war die Erde über dem Mond aufgegangen, für andere Augen, vor tausend Jahren. Die verblassten Aufnahmen dieses unspektakulären Schauspiels waren Pflicht in der Hortschule gewesen. Der verdammte Hort. Sie hasste es, nur an ihn zu denken, aber viele der tauglichen Vergleiche für den Opal stammten aus dem Hort, und dieser ganz gewiss. Sie hasste sich dafür, aber das änderte auch nichts. Der Planet steckte in seiner Plasma-Aura wie ein überwiegend blaues Ei in seinem Eierbecher. Und auch dieser Vergleich stammte genau besehen aus dem Hort. Eier hatte sie in ihrem ganzen Leben nicht gesehen, geschweige denn Eierbecher.
    An was für einen Unsinn ich denke.
    Sie musste laut gedacht haben, denn das Schiff fragte: »Warum?«
    »Eierbecher.«
    Das Schiff antwortete nicht, sondern ließ direkt vor ihren Augen einen kleinen Eierbecher entstehen, rot, mit stilisierten Blümchen bemalt. Latil lachte, es klang ihr selbst fremd in den Ohren, und sie klatschte in die Hände. Das Eierbecher-Mondo zerstob in tausend rote Funken. Sie mochte die Passage englouti wegen ihrer kleinen Einfälle. Vielleicht beruhte das auf Gegenseitigkeit.
    Einer der Bildschirme zeigte die Thyrrenoi, direkt über ihnen, das Milliarden Tonnen schwere Tier, ihr Mutterschiff. Die Passage englouti hatte sich während der Reise nach Keik immer in ihrer Nähe gehalten. Latil vermutete, dass sie damit einfach ein stilles Abkommen eingehalten hatte, um den Bogen in der Konfrontation mit dem großen Schiff nicht zu überspannen. An der Außenhaut so heiß wie eine Sonne sein zu können, war vielleicht ganz nett, aber so große Schiffe wie die Thyrrenoi verfügten über ungeahnte Ressourcen. Die Echo hatte das bewiesen, indem sie einfach ein neues Kapitel der Physik aufgeschlagen hatte.
    »Ich bin beunruhigt«, sagte die Passage englouti.
    »Das wäre ich an deiner Stelle auch. So nah an der Thyrrenoi wäre mir auch nicht wohl, wenn ich du wäre. Ja, ja.« Latil versuchte zu spotten. Auch das klang fremd in ihren Ohren.
    »Das meine ich nicht. Wir sollten Keik eigentlich gar nicht anfliegen. Denk nach. Keik ist der Nahrungsplanet der Taanschiffe. Hat Haku nicht erzählt, dass alle Schiffe der Flotte sich satt gegessen haben, bevor sie zur Wallfahrt aufgebrochen sind? Sie kommen doch gerade erst von Keik.«
    Das Schiff machte eine Pause.
    Latil spitzte die Ohren. »Und?«, fragte sie.
    »Und angeblich befindet sich diese ganze Flotte auf dem Weg zum Ursprung. Der Ursprung liegt im Zentrum des Opals. Keik ist weiter vom Zentrum des Opals entfernt als Linophryne. Umbriel liegt in der entgegengesetzten Richtung. Keik ist immer noch einer der inneren Planeten im Opal, aber wenn wir zum Zentrum wollen, liegt er definitiv ab vom Schuss. Irgendjemand hat den Plan geändert. Und noch etwas. Seit einigen Stunden Standard herrscht hier eine Art Funkstille. Die Schiffe singen einander auch nicht an. Ziemlich bedrückend nach dem unglaublichen Gewäsch, an das ich mich seit einiger Zeit gewöhnt habe.«
    »Was ist los?«
    »Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass ich beunruhigt bin.«
     
    Latil stand nackt und zitternd im auffrischenden Wind, das verdunstende Wasser schickte

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