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Der Opal

Der Opal

Titel: Der Opal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Hammerschmitt
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aussingen, denn es ist eine Melodie. Kea kannte die Bedingung, ihr Gehirn ist Matsch. Eytarri hat den Schlüssel, sein Gehirn ist Matsch.«
    Latil fing an zu lachen. »Ihr seid ja solche Idioten. Warum erzählst du mir das eigentlich alles, wenn es doch nichts bringt? Eytarri und singen? Der kann doch kaum seinen eigenen Namen korrekt aussprechen. Meine Güte. Wenn ich nicht mitsterben würde, wäre ich froh, dass ihr verreckt.«
    Sie sah Haku in die Augen und lächelte dabei. Sie war fast schon jenseits des Überlebenswillens. Vielleicht war es ja gut so. Der Bruchteil eines Bildes aus ihrem immergleichen Spindeltraum wischte vorüber: das zersplitterte Helmvisier und das oh so helle Licht dahinter, zischende Luft. Vielleicht hatte sie ja seitdem von geborgter Zeit gelebt. Vielleicht war es gut so.
    »Komm schon, König. Gib mir die Hand.«
    Er gab sie ihr, und sie gingen gemeinsam zur Kommandozentrale.
     
    »Nur der Vollständigkeit halber, Passage. Hast du den Code entschlüsselt?«
    »Nein.«
    »Ganz was anderes. Diese Membran sollte doch dehnbar sein. Warum können wir daran nicht einfach abfedern?«
    »Diese Membran, Latil, ist eine 50.000 Kilometer dicke Mauer aus einem unbekannten Material. Sie ist aufgrund der Kräfte, die auf sie einwirken, aufs Äußerste gespannt. Wir erreichen demnächst relativistisch interessante Geschwindigkeiten, wenn wir so weiter beschleunigen. Selbst wenn wir jetzt sofort abbremsen würden, hätten wir keine Chance, weil wir beim Kontakt immer noch zu schnell wären.«
    »Du willst mir doch nicht erzählen, dass du auch noch mitbeschleunigst?«
    »Natürlich nicht. Wenn du auf den übernächsten Schirm siehst, wirst du feststellen, dass meine Triebwerke im Leerlauf drehen. Wir werden einfach mitgezogen.«
    »Sonnentrick schon probiert?«
    »Nützt nichts gegen FET.«
    »Danke für deine ausführlichen Auskünfte.«
    »Gern geschehen.«
    Sie fing unkontrolliert an zu zittern. Es war wohl die über Stunden hinweg angestaute Furcht. Um das Zittern zu unterdrücken, gab sie Haku die Hand, aber er zitterte genauso. Latil ließ ihre Hand in seiner.
    »Was ist mit den anderen Schiffen? Was machen die anderen?«, fragte sie die Passage englouti.
    »Chaos. Tausende von Gästen haben sich bisher umgebracht, es gibt Massenpsychosen, eine ganze Menge Mord und Geschlechtsverkehr, oft beides zusammen. Auf einigen Schiffen versuchen die Gäste einen Kurswechsel zu erzwingen, indem sie die Kabinen zertrümmern, und die Schiffe antworten darauf mit Enzymen und Nervengas. Willst du zusehen? Ich habe saubere Signale von mindestens zwanzig Schiffen.«
    Latil schluckte. Sie konnte es nicht unterdrücken. »Nein danke. Mach jetzt bitte Musik an.«
    »Welche?«
    »Die von neulich. Als wir auf die Fresser zugeflogen sind.«
    Das Schiff spielte leise ein Stück an. »Die hier?«
    »Ja. Sehr laut, bitte. Schmerzgrenze.«
    Das Dröhnen der Herzschläge war unbeschreiblich, die Streichinstrumente waren entsetzlich schrill, Schlagzeug wie Schläge auf den Kopf.
    »Muss das sein?«, schrie Haku.
    »Ja!«, schrie Latil zurück, so laut sie konnte.
    Der Hauptschirm zeigte einen diffusen roten Fleck, der auf eine Barriere zuflog, der Abstand in Kilometern verringerte sich rasend schnell, die Uhr daneben aß die Sekunden auf. Andere Schirme. Der bläuliche Opal. Latil hätte erwartet, dass das Medium in der Nähe zum freien Raum dunkler geworden wäre, aber wie das Schiff erklärte, war die ganze Innenseite der Membran verspiegelt, und sie würden die Mauer nicht näher kommen sehen. Zehn, sagte die Uhr. Latil schrie »Ja!« Wenn sie sehr laut schrie, würde sie vielleicht nicht zittern. Auch die Musik half, alles zu überschreien. Fünf, sagte die Uhr, und Latil schrie »Scheiße!« Sie versuchte das Wort so weit zu dehnen, dass es bis zum Aufschlag dauerte, es sollte definitiv ihr letztes sein. Weil sie so laut schrie, brannten bei Eins ihre Lungen wie Feuer. Sie schrie schon eine ganze Weile über die Null hinaus, als sie merkte, dass nichts passiert war. Die Schirme zeigten eine silbrige Unendlichkeit, oben, unten, links, rechts, und einen aus der Ferne schnell näher kommenden schwarzen Punkt, der sich Sekunde für Sekunde weiter dehnte und sie schließlich in das sternenbestäubte All entließ.
    »Was -?«, schrie Latil gegen die noch dröhnende Musik an, die plötzlich von der Passage englouti auf ein erträgliches Niveau abgesenkt wurde.
    »Wir sind durch«, sagte das Schiff aufgeregt. »Die Membran hat

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