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Der Opal

Der Opal

Titel: Der Opal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Hammerschmitt
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falsche Zahlen.«
    »Eline.«
    Haku nickte.
    »Hat er auch die Fresser nach Keik gebracht?«
    »Unwahrscheinlich. Fresser sind, wie gesagt, sehr primitive Lebensformen. Sie bestehen nur aus Antrieb und Verdauungsorganen. Sie lassen sich nicht dressieren. Möglicherweise haben sie sich in der Umgebung von Keik in letzter Zeit stark vermehrt und ihre Chance genutzt, als sie die Flotte kommen sahen.«
    »Du wolltest der Flotte mit der Landung auf Keik also eine Atempause verschaffen?«
    »Ja. Die Landung an sich war schon äußerst schwierig. Dann der Fresserüberfall. Nachdem wir den Fressern entkommen und wieder in den freien Opal eingetreten waren, übernahm Eline vollends die Kontrolle, jedenfalls über neun Zehntel der Schiffe. Das restliche Zehntel ist verwirrt, verhandelt mit den Abtrünnigen oder schweigt, aber alle folgen dem Tross. Wir sind jetzt Gefangene der Mehrheit. Die Abtrünnigen glauben, sie befänden sich auf dem Weg zum Ursprung. Die anderen wissen, dass das nicht wahr ist, aber sie fühlen sich der Flotte und dem Opal verpflichtet, was immer auch geschieht.«
    »Treue«, warf Latil ein, ihr Herz tat weh.
    »Du sagst es. Und wir wissen nicht, wie er das macht. Wir wissen überhaupt so gut wie nichts, abgesehen von der Tatsache, dass der Kurs der Flotte nicht auf den Ursprung zielt, sondern direkt auf die äußerste Grenze des Opals, dorthin, wo sich nicht einmal die größten Schiffe lange aufhalten, weil die Winde dort einfach zu stark sind.«
    »Was hat er vor?«
    »So verrückt, wie er ist, möchte er wahrscheinlich die ganze Flotte an der Opalmembran zerdrücken. Mit der ST und der Echo hat er den Opal in der Hand, wenn es die Wallfahrtsflotte nicht mehr gibt.«
    »Ich kann ja fliehen«, schlug Latil vor.
    »Das würde ich nicht versuchen. Die Echo zu überlisten, während sie die Physik umkrempelt, ist eine Sache. Unserer Wallfahrtsflotte zu entkommen, ist eine andere. Ohne den Tunnel hast du keine Chance.«
    »Eure Schuld, du Idiot.«
    Latil war nicht wirklich wütend, eher resigniert. Dass die ganze Flotte irre werden könnte, hatte Haku nicht vorhergesehen, hatte er nicht vorhersehen können. Diese Welt geht gerade unter, dachte Latil mit einer Endgültigkeit, die sie selber erstaunte. Rein technisch war noch viel möglich, selbst wenn die Wallfahrtsflotte aufgerieben würde. Das ökonomische Rückgrat des Opals, die Handelsflotten, waren nicht betroffen, und sie konnte sich einen halb verrückten Eline sehr gut als Diktator über einen innerlich geschwächten und nur durch Gewalt zusammengehaltenen Opal vorstellen. Das bekannte Universum war voll von solchen Gestalten. Aber ihre Intuition sagte ihr, dass es anders kommen würde. Eline wollte mehr, als sich nur wieder zur Nr. 1 im Opal zu machen.
    Wie zur Bestätigung ihrer düsteren Gedanken materialisierte sich ein kleiner Tintenfisch neben Haku. Sein hauchfeiner Flossenkranz flimmerte und die zierlichen Tentakel an seinem Kopf bewegten sich in der nicht vorhandenen Strömung.
    »Ich habe deine Behauptungen noch einmal geprüft«, sagte der Tintenfisch leise und bestimmt. »Es haben sich nicht die geringsten Anhaltspunkte dafür ergeben, dass sie stichhaltig sind. Wir sind auf dem Weg zum Ursprung des Opals, ganz wie es unserer Absicht entspricht. Du redest Unsinn, Haku.«
    Haku sah das schwebende Tier nicht an. »Verstehst du, was ich meine?«
    Latil verstand es genau. Es war der übliche Wahnsinn des Opals. »Wann treffen wir auf die Membran?«
    »Wenn wir weiter so beschleunigen wie bisher, in etwa zwanzig Stunden.«
    Zwanzig Stunden sind genug, dachte Latil zusammenhanglos. Ermüdungserscheinungen eines überreizten Gehirns.
    »Kann ich auf dein Schiff?«, fragte Haku.
    »Armer Haku«, sagte Latil. »Erst so kurz König, und schon im Arsch.«
    Fähre, Andocken, Haku. Essen. Ein wenig Essen. Schlafen, ein wenig Schlaf. Vierzehn Stunden dreißig.
     
    »Es muss eine Möglichkeit geben«, sagte sie. Die kleine Nebenmesse, die für vier bis fünf Personen gedacht war, wirkte mit ihr und Haku als einzigen Gästen gleichzeitig deprimierend leer und klaustrophob, eine Umgebung, die Latils Geisteszustand perfekt widerspiegelte. Wirklich was für Kenner.
    »Wir haben das doch schon besprochen«, sagte das Schiff. »Ich verwende derzeit 95 % Prozent meines Intellekts auf diese Aufgabe, mehr geht nicht. Und ich habe dir auch schon erklärt, dass ich bei 95 % noch etwa zwei Jahre brauche, um die Codes zu knacken, schätzungsweise. Also frag mich

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