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Der Orden

Der Orden

Titel: Der Orden Kostenlos Bücher Online Lesen
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entdeckt.
    Peter schrieb:
     
»Wenn man den jeweiligen Zeitpunkt dieser Ereignisse kennt, kann man die Erde sozusagen zurückdrehen und die Flugbahnen über den Planeten hinaus zu ihrem Ausgangspunkt oder ihrem Ziel verfolgen. Wir können kein gemeinsames Ziel für unsere drei Spuren finden – aber sie scheinen einen gemeinsamen Ausgangspunkt zu haben: die Sonne. Irgendwie feuert die Sonne Klumpen dunkler Materie ab, und einige davon durchdringen die Erde. Was hat das zu bedeuten? Ich weiß es beim besten Willen nicht. Aber da ist noch mehr… Ich hänge dir eine Grafik an.«
     
    Die ich hier bestimmt nicht herunterladen konnte.
    Ich überflog Peters weitschweifige Beschreibung und versuchte, zum Kern der Sache vorzudringen. Offenbar war eine bestimmte »lineare Spur« – die zweite von den Slan(t)ern beobachtete – doch nicht so linear.
     
»Kurz nachdem dieser Klumpen den oberen Erdmantel durchdrungen hatte«,
     
    schrieb Peter,
     
»wich seine Bahn um rund vierzig Grad von der Geraden ab. Dann streifte sie den Kern und schoß aus der Erde heraus, ungefähr Richtung Mars. Ist dir klar, George, was das bedeutet? Dunkle Materie geht durch den Erdkern wie ein heißes Messer durch Butter. Das Schwerefeld der Erde ist nicht stark genug, um eine solche Abweichung hervorzurufen. Dieser Klumpen hat seine Bahn geändert …«
     
    Ja, es war faszinierend. Doch seit ich ihn kannte, waren die Informationen, die von ihm kamen, oftmals einfach zu viel für mich – zu große Ideen, zu abgehoben vom Alltäglichen, eine Überstrapazierung meines Weltbilds. Dies war ein Beispiel dafür.
    Ich schickte ihm eine Nachricht, dass außergewöhnliche Behauptungen außergewöhnliche Beweise erforderten. Dann schaltete ich den Computer ab.
    An diesem Abend aß ich in einem kleinen Straßenrestaurant ein paar Blocks vom Hotel, einer Touristenfalle, in die es mich auf verschlungenen Pfaden verschlagen hatte. Auf der Speisekarte standen hauptsächlich Meeresfrüchte, mit Pasta oder ohne.
     
    Am nächsten Morgen unternahm ich einen Spaziergang durch Rom. Es war eine Entdeckungsreise; ich wusste nichts über die Stadt. Meine geografischen Recherchen vor dem Abflug hatten sich darauf beschränkt, mir The Italian Job – Jagd auf Millionen auszuleihen, aber wie sich herausstellte, spielte der Film in Turin.
    Im alten Gebiet der Foren, die von allen Caesaren verschönert und vom Zahn der Zeit zerstört worden waren, grasten wahre Touristenherden. Ich kam an zwei alten Amerikanerinnen vorbei, die darüber diskutierten, ob sie ihrem Führer noch zu einer weiteren Stätte folgen sollten, dem Augustus-Forum. »Ich werde allmählich ein bisschen müde«, sagte die eine. »Ich glaube, ich gehe zum Bus zurück. Übernimmst du das für mich, meine Liebe?« Sie reichte der anderen ihre winzige digitale Kamera. Also, dachte ich unfreundlich, macht eigentlich der Fotoapparat die Besichtigungstour.
    Das Gebiet wurde von einer breiten, ansehnlichen Straße namens Via dei Fori Imperiali durchschnitten, die vom Kolosseum zum Nationaldenkmal führte. Das Denkmal war im neunzehnten Jahrhundert zur Feier der nationalen Einheit Italiens errichtet worden. Die Einheimischen nannten es Vittoriano, nach dem König Viktor Emanuel – oder, weniger respektvoll, die Schreibmaschine. Später hatte Mussolini dann diese imposante Via als Route für seine faschistischen Aufmärsche angelegt und sich seinen Weg über die Ruinen der Foren mit Bulldozern gebahnt, ohne dass die willfährigen Archäologen auch nur einen Mucks von sich gegeben hätten.
    Das Nationaldenkmal beherrschte die weite, offene Piazza Venezia, das Zentrum des römischen Verkehrssystems: Wenn alle Wege nach Rom führen, so hieß es, dann führen alle römischen Straßen zur Venezia. Und auf der Piazza fuhren die römischen Autofahrer einfach aufeinander los, ohne Gnade zu gewähren oder zu erwarten. In Rom wurden die Autos eindeutig ebenso sehr mit Testosteron wie mit Benzin angetrieben. Und dennoch, dachte ich, während ich ein paar Minuten lang von einem Straßencafé aus zusah, arbeitete sich der dichte Verkehr recht effizient hindurch. In dem scheinbaren Chaos regelte sich alles irgendwie von selbst – nur nicht so, wie ich es gewohnt war.
    Den Vormittag verbrachte ich damit, in Einkaufsstraßen herumzustöbern. Mit der Sonne stieg auch die Temperatur, und ich hatte mein schweres englisches Hemd bald durchgeschwitzt; ich machte häufig Halt in Cafés oder Lebensmittelgeschäften, um mir eine

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