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Der Orden

Der Orden

Titel: Der Orden Kostenlos Bücher Online Lesen
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auszubreiten.
    Jedenfalls war ich sicher – obwohl ich den Gedanken nicht klar formulieren konnte –, dass der Orden mehr war als nur eine Sekte. Aber vielleicht würde Peter es mit eigenen Augen sehen müssen.
    Wie aufs Stichwort bot sich eine Gelegenheit dazu.
    Peter hatte seinen Laptop angeworfen – er nahm ihn überallhin mit –, und hin und wieder schaute er nach seinen E-Mails. Jetzt entdeckte er eine Nachricht von einem jungen Amerikaner namens Daniel Stannard, der irgendwie seinen Weg durch den Internetdschungel zu uns gefunden hatte. Daniel machte sich Sorgen um ein Mädchen namens Lucia, und es klang, als wäre sie eine Art Flüchtling aus dem Orden. Er wollte sich mit uns treffen.
    Peter lächelte ein bisschen glasig. »Ich glaube, die Tür zu unserer verschwiegenen unterirdischen Schwesternschaft hat sich einen Spaltbreit geöffnet.«
    Ich war so betrunken, dass es mich nicht interessierte. »Ob meine Uroma wirklich mit König Arthur gebumst hat?«
    Er schnaubte. »Wär gar nicht so einfach für sie gewesen, wo er doch nie existiert hat.«
    Es gab historische Spuren, was Arthur betraf. Er tauchte in Quellen keltischer Mythologie wie dem walisischen Mabinogion auf und war auch in den Ahnentafeln der walisischen Könige zu finden. In einer von Arthurs angeblichen Festungen hatte man sogar eine Inschrift mit dem Namen ARTORIUS entdeckt. Doch im neunten Jahrhundert war der Mythos bereits weit verbreitet. Welcher walisische Fürst hätte seinen Namen nicht gern mit Arthur in Verbindung gebracht? Und diese ARTORIUS-Inschrift sah bei näherer Betrachtung eher wie ARTOGNUS aus.
    »Die römisch-britannische Elite hat nur einige wenige Siege gegen die Sachsen errungen«, sagte Peter. »Es war eine furchtbare Zeit. Sie müssen sich nach einem Hoffnungsschimmer gesehnt haben – und was ist Arthur, der nicht tot ist, sondern schläft, anderes als eine Verkörperung der Hoffnung? Es ist eine schöne Geschichte. Aber sie hat nichts mit der Wahrheit zu tun.«
    Mag sein, dachte ich. Aber im Gegensatz zu Peter hatte ich die Krypta und ihre alten, akribischen Aufzeichnungen gesehen. Vielleicht würde ich an Arthur glauben können – und es wäre wunderbar, wenn ich glauben könnte, dass meine ferne Urgroßmutter ihn einmal geküsst und auf ihre Weise besiegt hatte.
    Wir reichten uns wieder den limoncello, und ich wechselte das Thema.
    »Und«, sagte ich, »was ist aus dem unsichtbaren Raumschiff geworden, das im Mittelpunkt der Erde rechts abgebogen ist?«
    Er sah mich ein bisschen müde an. »Du nimmst das immer noch nicht ernst. Irgendwas ist da passiert, George. Es kam vor der Sonne. Es ist direkt auf die Erde zugeflogen, und es hat seinen Kurs geändert. Hätte man es sehen können, wäre das die Geschichte des Jahrhunderts gewesen.«
    »Ich verstehe überhaupt nicht, was dich an der dunklen Materie so fasziniert.«
    Er schlug mit der flachen Hand an die Ziegelmauer hinter sich. »Weil es da draußen für jede Tonne guten, soliden Mauerwerks zehn Tonnen dunkle Materie gibt, die irgendwas tut. Der größte Teil des Universums ist für uns unsichtbar, und wir wissen nicht mal, woraus er besteht. Es gibt Rätsel da draußen, von denen wir nicht einmal etwas ahnen.« Er hob die Hand und bewegte die Finger. »Baryonische Materie, normale Materie, trägt Leben in sich. Warum nicht auch die dunkle Materie? Weshalb sollte es dort keine Intelligenz geben? Und falls es sie gibt, was macht sie in unserer Sonne?«
    Ich schüttelte den Kopf. Ich war betrunken, und meine gute Laune verflog allmählich. »Ich verstehe das nicht.«
    »Ich auch nicht. Aber ich versuche, die Punkte zu verbinden.« Er beugte sich vor und senkte erneut die Stimme. »Ich sage dir, was ich glaube. Ich glaube, da draußen findet ein Krieg statt. Irgendein Kampf. Er findet über unseren Köpfen statt, und wir können ihn nicht einmal sehen.«
    Ich grunzte. »Krieg im Himmel? Die Dunkelheit gegen das Licht? Ich sage dir, wie das für mich klingt. Da kommt dein Hintergrund zum Vorschein, Peter. Irgendwie hast du deine katholische Erziehung in diese große Weltraumoper von einem Krieg im Himmel sublimiert.«
    Sein Mund öffnete und schloss sich. »Ich muss zugeben, so habe ich das noch nie gesehen. Tja, kann sein, dass du Recht hast. Aber meine psychologische Verfassung ändert nichts an der Realität der Daten – oder an den Folgen. Angenommen, du bist eine Feldmaus, die im Ersten Weltkrieg in einem Schützengraben sitzt. Was machst du?«
    »Ich ziehe den

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