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Der Orden

Der Orden

Titel: Der Orden Kostenlos Bücher Online Lesen
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Kopf ein.«
    »Richtig. Denn eine einzige fehlgelenkte Granate könnte deine ganze verdammte Gattung ausrotten. Deshalb glauben manche von uns«, flüsterte er, »dass es ein Fehler wäre, den Sternen zu verkünden, dass wir hier sind.«
    Ich runzelte die Stirn. »Ich dachte, das hätten wir schon getan. Seit der Hitlerzeit jagen wir Fernsehsignale in den Himmel.«
    »Ja, aber unser Umgang mit elektromagnetischer Strahlung wird immer effizienter – Engstrahlen, Kabel, Lichtleitfasern. Kosmisch gesehen sind wir schon viel leiser als noch vor ein paar Jahrzehnten. Wir können unser Funkrauschen nicht zurückholen, aber es ist eine dünne Hülle aus Lärm, die von der Erde ausgeht und immer schwächer wird… Ein Blinzeln, und man übersieht es. Und außerdem ist Funk primitiv. Die fortgeschritteneren Leute lauschen sicherlich auf interessantere Signale. Und nun sind manche der Meinung, wir sollten anfangen, genau solche Signale auszusenden.«
    »Ich nehme an, du gehörst nicht dazu.«
    »Nein.« Er schaute auf seine Hände, als er das sagte, und seine Stimme war ungewöhnlich ernst.
    Mir fiel wieder ein, wie er nach Rom geflohen war, ohne Geld und praktisch nur mit den Kleidern, die er am Leib trug. Auf einmal wurde ich misstrauisch. »Peter – was hast du getan?«
    Aber er lächelte nur und griff nach der Flasche.

 
42
     
     
    Im Jahr 1527 kam Clement nach Rom. Er stand in Diensten Karls des Fünften, Kaiser von Deutschland, der auch König von Spanien und Neapel und Herrscher der Niederlande war.
    Der Bruder des Königs hatte ein riesiges Heer deutscher Landsknechte, hauptsächlich Lutheraner, aufgestellt, eine gewaltige Streitmacht, die Rache an dem Antichristen in Rom nehmen sollte. Auf dem Weg über die Alpen kämpften sie sich durch sintflutartige Regenfälle und Schneestürme voran. Sie fielen in die Lombardei ein und vereinigten sich mit der aus Spaniern, Italienern und anderen Soldaten bestehenden Hauptstreitmacht des Kaisers.
    Und dann rückten sie gegen Rom vor.
    Clement hatte auf seinen Reisen viel von der Welt gesehen. Aber Rom war außergewöhnlich.
    Seine gewaltige, kreisförmige Mauer, angeblich von den Caesaren erbaut und immer wieder ausgebessert, war noch in Gebrauch. Aber innerhalb ihrer weit gespannten Grenzen gab es Gehöfte, Weingüter und Gärten, sogar Gebiete mit Buschwerk und Dickicht, wo Rotwild und wilde Bären umherstreiften. Hier und dort sah man zerbrochene Säulen und formlose Ruinen aus dem Grün ragen, drapiert mit Efeu und Zaunrosen, bevölkert von Tauben und anderen Vögeln. Das bewohnte Gebiet war klein und übervölkert, voller enger Straßen und über den schlammigen Wassern des geduldigen Tiber hängender Häuser – alles überragt von den Dachspitzen der Reichen.
    Es gab viele prächtige Kirchen und Paläste. Aber Rom war eine in der Vergangenheit gefangene Stadt, dachte Clement, eine Stadt, die gedemütigt worden wäre, wenn man sie neben Mailand, Venedig oder Triest gestellt hätte.
    Und jetzt sollte sie noch mehr gedemütigt werden.
    Die Freikaufsumme, die der Papst anbot, brachte die Führer des Heeres in Versuchung, aber die Landsknechte wollten plündern. Und so kam es, dass eine undisziplinierte, heterogene, halb verhungerte und zerlumpte Streitmacht schließlich nach Rom zog und von Beute träumte. Es waren mehr als dreißigtausend Mann.
     
    Der Angriff begann vor dem Morgengrauen.
    Der erste Ansturm auf die Mauer wurde abgewehrt, aber bald blieb den zahlenmäßig bei weitem unterlegenen Verteidigern, die überdies nicht genug Munition hatten, nichts weiter übrig, als Steine auf diejenigen zu werfen, die sie »Mischlinge« und »Lutheraner« nannten. Die Sturmleitern gingen hoch, und bald ergossen sich Deutsche und Spanier über die Mauer. Einige der Verteidiger kämpften tapfer, auch die Schweizergarden des Papstes, aber sie wurden rasch überwältigt.
    Als Clement die Mauer überquert hatte, war der Kampf fast zum Erliegen gekommen. Es war immer noch früher Morgen; immer noch hing der Nebel vom Tiber schwer in den Straßen der Stadt. Danach war Rom den Truppen des Kaisers ausgeliefert. Später sollte Clement sich nur an wenig von dem erinnern, was in den folgenden Tagen geschah, an wenig außer an blutbefleckte Bilder unglaublicher Grausamkeiten.
    Die Römer wurden zerstückelt, selbst wenn sie unbewaffnet waren, selbst wenn sie sich nicht wehren konnten. Sogar die Invaliden in Krankenhäusern wurden niedergemetzelt.
    Die Türen von Kirchen, Palästen,

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